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Leserbrief: 'Psychologie & Tierschutz'

Red; 25. Nov 2010, 16:40 Uhr
Oberberg Aktuell
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Leserbrief: 'Psychologie & Tierschutz'

Red; 25. Nov 2010, 16:40 Uhr
Rainer Gaertner äußert sich zur Situation beim Tierschutzverein Oberberg.
Man muss noch nicht einmal Psychologie studiert haben um zu erkennen, was hier bei uns im Tierschutz seit einigen Jahren gespielt wird. Es gab z.B. einen Mann, der versucht hat, ein Tierheim vor der Insolvenz und die betroffenen Tiere vor einem ungewissen Schicksal zu retten. Und dieser Kraftakt ist ihm tatsächlich trotz großer Schwierigkeiten gelungen. Doch seine Bemühungen riefen recht bald Leute auf den Plan, die das alles immer wieder torpediert haben. Ihre Triebfeder war dabei nicht etwa der Tierschutzgedanke, sondern vielmehr Neid und Missgunst.

Es ist ähnlich wie in der Politik: Vor gar nicht mal so langer Zeit war George W. Bush noch das Feindbild Nr. 1 in den USA und sogar weltweit, kann man sagen. Dann wurde Barack Obama als Kandidat der Demokraten zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Gegner und konservative Medien wie der Sender Fox News versuchten, ihn mit Verweis auf seinen zweiten Vornamen „Hussein“ als heimlichen Muslim darzustellen. Trotzdem wurde er von sehr vielen Bürgern als Heilsbringer und Retter der Menschheit angesehen. Doch mittlerweile baut sich Widerstand auf gegen seine Politik, so dass er schon derbe Niederlagen im Repräsentantenhaus hinnehmen musste. Es kündigt sich an, dass auch er allmählich zum Feindbild avanciert. Auch hierbei spielen Neid und Missgunst sicherlich eine nicht unerhebliche Rolle.

Selbst in unserer Gesellschaft trifft man immer wieder auf dieses Phänomen: Da gibt es eine gewisse Oberschicht, die Mittelschicht und die sog. Unterschicht. Was der eine hat, wird ihm von anderen missgönnt. Gerade durch die angespannte wirtschaftliche Lage geraten unsere gesellschaftlichen Normen immer mehr ins Wanken. Das kann man unschwer am Anstieg der Kriminalitätsrate erkennen.

So oder ähnlich lässt sich auch erklären, wie es zu den negativen Strömungen im Tierschutz kommt. Zuerst gibt es nur eine kleine Keimzelle von Querulanten, die aber schnell wächst - ungefähr wie eine Krebsgeschwulst. Plötzlich finden sich immer mehr Leute zusammen, die selbst in Sachen Tierschutz noch nie etwas bewirkt haben und wahrscheinlich auch in Zukunft nichts bewirken werden. Denn sie sind nicht von dem positiven Grundgedanken des Tierschutzes erfüllt, sondern werden vielmehr von der persönlichen und im Unterbewusstsein fest verankerten Frustration über ihr eigenes Unvermögen gelenkt.

Manchmal stoßen auch Personen hinzu, die rein "sportlich" ambitioniert sind, d.h. die ihre Befriedung darin erzielen, andere Menschen herabzuwürdigen, ja geradezu zu demütigen. Wehrt sich ihr "Zielobjekt" standhaft gegen solche Angriffe, wird es mit allen (unfairen) Mitteln bekämpft. Hinzu kommt, dass diese Leute ein gesteigertes Interesse daran haben, sich durch ihre Attacken bei ihren Streitgenossinnen und -genossen Anerkennung zu verschaffen. Also kommt zu Neid und Missgunst angesichts der Erfolge anderer noch die eigene Profilierungssucht hinzu. Entzieht sich aber ihr Gegner den Anfeindungen, führt dies oft zu Konflikten in den eigenen Reihen bis hin zum völligen Zerwürfnis - das nennt man Gruppendynamik. Gerade deshalb gibt es im Tierschutz auch keine Geschlossenheit, sondern meist nur ein Gegeneinander statt ein Miteinander.

Traurig aber wahr!

Rainer Gaertner, Wiehl

Leserzuschriften geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die unserer Leser.

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