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61-mal „außergewöhnlich“

kg; 8. Oct 2010, 13:21 Uhr
Bilder: Katharina Glowicki --- Jost Eickmann (li.), Sigrid Blomen-Radermacher und Hagen Jobi eröffneten die Ausstellung 'außergewöhnlich'.
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61-mal „außergewöhnlich“

kg; 8. Oct 2010, 13:21 Uhr
Gummersbach – Ab heute können Interessierte die Wanderausstellung des LVR im Foyer des Kreishauses besichtigen – Gezeigt wird Kunst von Menschen mit Handicap.
Von Katharina Glowicki

„Wenn wir sagen, dass ist Behinderten-Kunst, dann müssen wir auch sagen, dass ist Kunst von Diabetikern oder Linkshändern“. Dieser provokative Satz begegnete Sigrid Blomen-Radermacher, der Kuratorin der Ausstellung, bei ihren Auswahlterminen. Für 61 Exponate von 23 Künstlern entschied sie sich, obwohl eigentlich nur 40 vorgesehen waren. „Diese Anzahl hätte noch nicht einmal im Ansatz gereicht, um die kreativen Möglichkeiten zu repräsentieren“, so Blomen-Radermacher. Im kleinen Kreise eröffnete sie gestern gemeinsam mit Jost Eickmann, dem leitenden Verwaltungsdirektor des LVR-Dezernates Klinikverbund und Heilpädagogische Hilfen sowie Landrat Hagen Jobi die LVR-Wanderausstellung „außergewöhnlich“ im Kreishaus-Foyer. „Leider entstehen oft Barrieren zwischen Menschen mit und ohne Handicap, die zu Missverständnissen und Fehlverhalten führen können. Die Ausstellung ist ein Teil des Dialogs und die Möglichkeit, den künstlerischen Ausdrucksformen von behinderten Menschen Raum zu bieten“, freut sich Landrat Jobi.

Bis zum 29. Oktober zeigen Männer und Frauen mit Handicap anhand unterschiedlicher Kunstobjekte ihren Blick auf die Welt und erzählen dem Betrachter ihre ganz persönliche Geschichte. Unter den Ausstellungsstücken befinden sich Zeichnungen mit Wasser- oder Acrylfarbe, Bunt-, Filz- oder Bleistiften und Wachskreiden sowie Druckgrafiken, Holzreliefs, Ton- oder Pappmaschee Skulpturen. „Die Werke sind oftmals unkonventionell, treten aus dem Rahmen des in den Galerien und Museen gezeigten Gewohnten heraus, orientieren sich nicht an üblichen Darstellungsprinzipien und Motivkreisen, zeichnen sich jedoch durch hohe Spontanität, Originalität, Authentizität und Konsequenz aus“, beschrieb Blomen-Radermacher und forderte die Besucher auf, die Bilder ohne Mitleidsbonus zu betrachten, denn zu einer intensiven, konsequenten, nonverbalen Auseinandersetzung gehöre auch Kritik.


Alle Künstler leben und arbeiten in Wohnheimen und Werkstätten für behinderte Menschen im Rheinland. Unterstützt und gefördert werden sie durch die LVR-Netze Heilpädagogische Hilfen, die Kreativ Werkstatt Allerhand der gemeinnützigen Werkstätten Köln, die Kunstwerkstatt „Der blaue See“ der Hohenhonnef und die Pfarrstelle für Behindertenarbeit des Evangelischen Kirchenkreises „An Sieg und Rhein“. „Wir wollen mit dieser Ausstellung einen weiteren Beitrag zur Integration liefern, damit das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung zunehmend selbstverständlich wird“, sagte Jost Eickmann.


[Bruno und Markus Hünermund sorgten für den musikalischen Rahmen.]

Leider konnte gestern - wegen der langen Anfahrtswege - keiner der ausstellenden Künstler zur Vernissage anreisen, daher freuten sich die Gäste besonders über die musikalische Überraschung: Markus und Bruno Hünermund aus Bergneustadt spielten zwischen den Wortbeiträgen verschiedene Stücke – unter anderem das bekannte „Amazing Grace“. „Kunst hat auch viel mit Spielen von Instrumenten zu tun. Es ist Kunst, die Töne richtig einzusetzen“, schlug Markus Hünermund den Bogen zur Ausstellung, die noch bis zum 29. Oktober - immer montags bis mittwochs von 8 bis 16 Uhr, donnerstags von 8 bis 17:30 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr im Kreishaus, Moltkestraße 42, in Gummersbach geöffnet ist.

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