Archiv

"Super schade" - Stranzenbach und Dick zum KEC

om; 25. Jun 2001, 16:06 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

"Super schade" - Stranzenbach und Dick zum KEC

om; 25. Jun 2001, 16:06 Uhr
(om/24.6.2001-23:20) Wiehl - Schwer enttäuscht sind die verbliebenen vier Spieler und ehemalige Offizielle des TuS Wiehl über das Ende der ersten Eishockey-Mannschaft.

[Haben sich mit dem TuS-Vorstand wohl endgültig verworfen (v.l.n.r.): Udo Grahl, Jörg Schwethelm, Thomas Dick, Christof Stranzenbach und Holger Stülp.]



"Nachdem letzten Sonntag endgültig die Entscheidung gegen die erste Mannschaft gefallen ist, wollen wir einiges klarstellen und berichten, wo die Spieler weitermachen werden", kündigten der zurückgetretene TuS-Geschäftsführer Jörg Schwetholm, Ex-Pressesprecher Dieter Block, der ehemalige Mannschaftsbetreuer Udo Grahl und die Spieler Christof Stranzenbach, Thomas Dick und Holger Stülp heute Nachmittag auf einer Pressekonferenz im "Oberwiehler Hof" an. Mit ihnen habe man nie gesprochen, erklärte Block: "Der Vorsitzende Wolf Schmidt-Ahrendts und seine Stellvertreterin Ellen Göbel haben beschlossen, diese Leute vor die Tür zu setzen". Auch Schwetholm bekärftigte, dass es keine offizielle Vorstandssitzung gegeben habe, die beiden Vorsitzenden hätten ganz alleine die Entscheidung getroffen, die erste Mannschaft zugunsten der Junioren aufzulösen - "man hat uns nur die Presseerklärung gezeigt und abgeschickt".



Das mache ihn ärgerlich, erklärte Schwetholm, die Jugend brauche doch Vorbilder, wie Christof Stranzenbach es gewesen sei. "Die einfach vor die Tür zu setzen, ist unmöglich." Stranzenbach hatte inzwischen mit den Junioren gesprochen, die die Situation der Senioren gar nicht gekannt haben. "Das ist schon traurig, denn eigentlich sind wir nie in zwei Lager gespalten gewesen."



Für ein Weitermachen mit den Senioren, so Stranzenbach, habe es mehrere Optionen gegeben, aber am sinnvollsten wäre es demnach gewesen, mit den Junioren in der Landesliga und der ersten Mannschaft in der Regionalliga anzutreten. Denn "Regional- und U 21-Liga seien für die Junioren zwei Klassen zu hoch", ist Schwethelm überzeugt. Die Senioren hätten hingegen in der Regionalliga durch die Junioren aufgestockt werden können. Auch der Ligenleiter habe ihm erklärt, dass die jetzige Entscheidung die sportlich unattraktivste Lösung sei.



"Man hat mich völlig ignoriert"



Udo Grahl, der nach 21 Jahren als Mannschaftsbetreuer am 1. April zurückgetreten war, befürchtete sogar, "dass es gewollt war, dass nur noch vier ältere Spieler übrigbleiben". Das höre sich hart an, sei aber seine Erfahrung der letzten Monate. "Wenn ein 25-Jähriger wie Martin Patron 19 Spiele absolviert, immer beim Training ist und dann nicht mal mehr aufgestellt wird und der Trainer kein Wort mehr mit ihm spricht, dann macht einen das schon stutzig. Auch das ist ein Grund, warum ich zurückgetreten bin."

[Schwer enttäuscht, dass es beim TuS Wiehl keine erste Mannschaft mehr gibt: Udo Grahl (l.) und Dieter Block.]



"Wir haben einige ehemalige Spieler angesprochen, ob sie bei der Landesliga mit den Yetis dabeiwären", erklärte Block. "Die Antwort war meist 'auf jeden Fall, solange nicht der bisherige Vorstand beteiligt ist'". Grahl, der 21 Jahre lang Urlaube und Freizeit für den Eishockey geopfert hatte, regte auch auf, dass er auf eine Bitte vom März für die Planung der neuen Saison mit dem Vorstand nicht mal einen Rückruf erhalten habe, "man hat mich völlig ignoriert, das ärgert!" Zunächst habe er seinen Rücktritt nur mit dem Alter begründet, aber die "jetzige krasse Entwicklung" schockiere ihn und zwinge ihn, die Gründe öffentlich zu machen.



Die Resonanz, die er auf der Straße und bei Bekannten in der Liga erhalte, so Grahl, sei Unverständnis über die Entwicklung. Auch sei ein Christof Stranzenbach, der vielleicht einmal andere Positionen im TuS hätte bekleiden können, nun natürlich nicht mehr ansprechbar. "Da gibt es keinen Blick über den Tellerrand", kritisierte Grahl. "Es wird nur darauf geguckt, 'wo kann mein Sohn nächste Saison spielen'". Die erste Mannschaft fallen zu lassen, sei jedenfalls "total falsch", auch wenn er Schmidt-Ahrendts und Göbel zugestand, bei der Konsolidierung der Vereinsfinanzen und der Nachwuchsarbeit super Arbeit geleistet zu haben.



Zudem sei es Unsinn, sind Schwethelm und Stranzenbach überzeugt, dass die Regionalliga zu hart für die Junioren sei. "Die Jugendlichen zeigen viel mehr Einsatz, wollen ja den Trainern zeigen, dass sie für höhere Ligen bereit sind." Das Angebot des TuS-Vorstands, eine Seniorenmannschaft in der Landesliga spielen zu lassen, sei unannehmbar gewesen, mit Trainingszeiten ab 22:30 Uhr, kompletter Kostenübernahme und "die Spieler aus der U 21, die zu uns wollten, hätten nicht gedurft". Der andere Vorschlag Bezirksliga sei völlig indiskutabel gewesen, erklärte Stranzenbach: Spiele um 8 Uhr morgens und sportlich kaum Niveau.



Vier Seniorenspieler zum KEC, nach Bergisch Gladbach und Westfalen



Von den Sponsoren höre man nun "Ihr habt sie wohl nicht mehr alle", berichtete Stranzenbach von Gesprächen mit Geldgebern, die nun Tausende Mark, die sie in die Mannschaft gesteckt hatten, "sinnlos verpulvert" hätten. Auch sei schon ein neuer Förderverein für die Eishockey-Jugend in Wiehl gegründet worden. Viel hänge nun davon ab, wie sich die Junioren - bei denen rund die Hälfte aus Köln und Bergisch Gladbach komme - sportlich entwickelten. Allein: Wenn man mit 600 Zuschauern rechne, "muss man am ganzen Konzept zweifeln", befand Grahl. "Wir haben '92 die Junioren aufgelöst und mit dem Kader der ersten Mannschaft verschmolzen", erinnerte er. "Der Egoismus einiger Eltern hier verhindert das wohl."



"Wir haben alles versucht, es hat nix gebracht", resümierte Block und "super schade", fand auch Stranzenbach. Thomas Dick "hätte nie gedacht, dass ich nochmal für einen anderen Verein spielen würde". Der 31-Jährige und Stranzenbach werden voraussichtlich bald für die Amateure des Kölner EC in der Regionalliga auflaufen, wenn es einen ausreichenden Etat gibt. Andernfalls wollen sie in Hennef spielen. Axel Hemke will ebenfalls in Köln oder in Bergisch Gladbach antreten, Holger Stülp studiert in Münster und will sich dort ein neues Team suchen.

WERBUNG