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Abschied aus dem Favoritenkreis

lo; 16. Aug 2010, 11:05 Uhr
Bilder: Björn Loos --- Die Mannschaft des TuS Lindlar.
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Abschied aus dem Favoritenkreis

lo; 16. Aug 2010, 11:05 Uhr
Lindlar - Der TuS Lindlar hat seinen Kader extrem verjüngt und strebt einen gesicherten Mittelfeldplatz an - Trainer Werner Thies stehen mehr Alternativen zur Verfügung - Christoph Chylla neuer Assistenzcoach (AKTUALISIERT).

Traditionell als einer der Favoriten in die Bezirksliga-Spielzeit gestartet, erlebte der TuS Lindlar in der ersten Saisonhälfte eine heftige Bauchlandung. Nach internen Querelen fand bereits nach dem 3. Spieltag die Trennung vom langjährigen Coach Hansi Füting statt. Unter Interimstrainer Thomas Miebach blieb der Befreiungsschlag aus, die Lindlarer mussten sich frühzeitig von ihren Zielen verabschieden und dümpelten in den unteren Tabellenregionen herum. Ein Aufschwung erfolgte, als in der Winterpause Werner Thies das Ruder übernahm. Als viertbeste Rückrundenmannschaft reichte es immerhin noch zum neunten Rang. Eine ähnliche Platzierung wird auch in diesem Jahr angepeilt. Sämtliche Aufstiegsambitionen sind jedoch vorerst ad acta gelegt, zumal die Mannschaft extrem verjüngt wurde (Durchschnittsalter 22 Jahre). „Wir haben eine gute Truppe zusammen, die aber wahrscheinlich noch ein, zwei Jahre benötigt. Wichtig wird sein, wie wir aus den Startlöchern kommen“, sagt Thies.

Kommen und Gehen

In Sachen Personalpolitik hat der Klub einen anderen Weg eingeschlagen: Nachdem die letzten Versuche, in die Landesliga aufzusteigen, trotz hochwertiger Teamzusammenstellungen scheiterten, setzt man nun verstärkt auf junge Spieler. Von den elf Neuen rücken vier aus den eigenen Junioren auf, wobei alle schon in der vergangenen Rückserie ihre Einsätze in der 1. Mannschaft bekommen haben. Aus der starken Nümbrechter A-Jugend wechseln Kevin Gaul und Marc Franke zum TuS, dazu kommt mit Klaus Andoh ein Akteur, der nach Jahren in der Kreisliga B die Herausforderung in einer höheren Klasse sucht. Sebastian Räbsch, Daniel Steiner und Anastasios Mouratidis bringen bereits Bezirksliga-Erfahrung mit.

Alle Youngster haben realistische Chancen, sich einen Platz in der Startelf zu ergattern. „Sie besitzen großes Potenzial“, betont Thies. So traut er Jendrik Müller zu, den zum SV Frielingsdorf gewechselten Peter Schnickmann adäquat ersetzen zu können. Als Nachfolger für Abwehrspieler Marco Theisen (zum SV Linde) kommen gleich mehrere Kandidaten in Frage. Dazu haben Niklas Liehn und Tobias Hübner den TuS verlassen. John Klabuhn hat sich nicht abgemeldet, hört aber vorerst aus beruflichen Gründen auf. Am Sonntagabend vermeldete der TuS, dass Mittelfeldakteur Christoph Chylla dem Verein als spielender Co-Trainer erhalten bleibt. Er ersetzt Thomas Miebach, von dem man sich vergangene Woche trennte. 

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

Im letzten Jahr wurde es nach der Winterpause in personeller Hinsicht einige Male ziemlich eng, so dass sogar Thies als Ersatzspieler fungieren musste. Diese Probleme dürften nun der Vergangenheit angehören, denn das Aufgebot ist deutlich verbreitert worden. Besonders in der Defensive hat der Coach die Qual der Wahl. Eine Stammplatzgarantie gibt es für die wenigsten.  „Bei der Größe des Kaders wird es für den ein oder anderen Frustsituationen geben. Dann gilt es aber, die Faust in der Tasche zu ballen und sich neu zu beweisen“, stellt Thies klar.


[Werner Thies übernahm den TuS Lindlar im vergangenen Winter und steht jetzt vor seiner ersten kompletten Saison.]

Im Tor hat Sascha Nußbaum nun mit Marcel Besgen einen neuen Herausforderer. Den Abwehrchef wird aller Voraussicht nach Michael Karger mimen. „Er läuft dank seiner Schnelligkeit sehr viele Bälle ab und soll sich auch immer wieder nach vorne einschalten“, so Thies. Für die beiden Manndeckerpositionen sowie die „Doppel-Sechs“ gibt es zahlreiche Alternativen. Thies will die Eindrücke der letzten Trainingswochen vor dem Saisonstart abwarten und dann entscheiden, wem er zunächst das Vertrauen schenkt. 

Auch in der Offensivabteilung kann der Übungsleiter aus vielen Optionen auswählen. Die Hoffnungen im Angriff ruhen auf Sebastian Hollstein, der nach einer völlig verkorksten Hinserie unter Thies wieder aufblühte. Neben Leon Teschendorf stehen mit A-Jugend-Goalgetter Hakan Gürsoy und Said Bouchafrati weitere torgefährliche Angreifer bereit. Thies vertraut einem traditionellen 3-5-2, unter Umständen wird er auch mit einem zentralen Stürmer und zwei hängenden Spitzen spielen lassen.      

Saisonziel und Umfeld    

Erstmals seit langer Zeit geht der TuS Lindlar nicht als einer der Aufstiegsbewerber in die Saison. Somit kann die neu formierte Mannschaft ohne Druck aufspielen, was vor allem für die unerfahrenen Spieler von Vorteil sein könnte. Thies gibt einen gesicherten Mittelfeldplatz als Ziel aus, im Vordergrund stehe, die jungen Kicker zu verbessern und den Teamgeist zu fördern. „Ich will von allen von der ersten Minute an hundertprozentiges Engagement sehen und das jeder dem anderen hilft“, lautet  seine Marschroute. Gleichzeitig müsse am Spieltempo und der Chancenverwertung gefeilt werden.

Das Auftaktprogramm mit Heiligenhaus, Frielingsdorf, Bröltal, Niehl und Deutz ist höchst anspruchsvoll, Thies will einen Fehlstart wie im Vorjahr unbedingt vermeiden. „Ich bin froh, dass es mit den Derbys losgeht. Dann wissen wir direkt, was Sache ist. Vielleicht kann man nach zehn Spieltagen sehen, ob man den TuS Lindlar nicht doch auf der Rechnung haben muss.“ Voraussetzung dafür wäre, dass nach dem turbulenten vergangenen Jahr inklusive Füting-Demission dauerhafte Ruhe einkehrt und die Kicker Thies‘ Credo verinnerlichen: „Ich möchte auf dem Platz eine Einheit sehen, in der die Spieler füreinander rennen und sich jeder zerreißt.“  


[Thies und die Neuzugänge Andoh, Miebis, Räbsch, Steiner, Selbach und Franke (oben v.l.) sowie Müller, Gaul, Besgen, Gürsoy und Mouratidis (unten v.l.).]

Zugänge
Klaus Andoh (VfL Berghausen), Sebastian Räbsch (BV 09 Drabenderhöhe), Daniel Steiner (SV Linde), Anastasios Mouratidis (zuletzt TuS Marialinden), Marc Franke (SSV Homburg-Nümbrecht A-Jugend), Kevin Gaul (SSV Homburg-Nümbrecht A-Jugend), Jendrik Müller (eigene Jugend), Tobias Miebis (eigene Jugend), Fabian Selbach (eigene Jugend), Hakan Gürsoy (eigene Jugend), Said Bouchafrati (2. Mannschaft)

Abgänge
Niklas Liehn (SSV Bergneustadt), Marco Theisen (SV Linde), Tobias Hübner (SV Linde), Peter Schnickmann (SV Frielingsdorf), John Klabuhn (hört auf).

Spielerkader

Tor
Sascha Nußbaum, Marcel Besgen

Abwehr
Michael Karger, Stefan Pilgram, Klaus Andoh, Fabian Selbach, Tobias Miebis, Anastasios Mouratidis

Mittelfeld
Marco Buchholz, Daniel Steiner, Martin Reif,  Christoph Chylla, Sebastian Räbsch, Abdu Turan, Markus Ubl, Daniel Werner, Marc Franke, Kevin Gaul, Jendrik Müller

Angriff
Hakan Gürsoy, Sebastian Hollstein, Leon Teschendorf, Said Bouchafrati

Trainer
Werner Thies (wie bisher)

Co-Trainer
Christoph Chylla

Torwarttrainer
Andreas Kessler
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