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„Zurück bleibt ein Traum…“

kg; 22. May 2010, 11:51 Uhr
Bilder: Katharina Glowicki --- Die Autoren von 'Zurück bleibt ein Traum – Zuhause in Deutschland' (v.l.n.r.): Markos Pavlidis, Michael Höhn, Aziz Kocyigit, Monika Höhn, Emine Kayadibi, Sunay Karagöz und Lare Karagöz.
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„Zurück bleibt ein Traum…“

kg; 22. May 2010, 11:51 Uhr
Gummersbach – Michael Höhn präsentierte gestern gemeinsam mit seinen Mitautoren Biografische Erzählungen aus Migranten-Leben.
Von Katharina Glowicki

„Das Leben hat das Buch geschrieben und ich habe es zusammengestellt“. Autor Michael Höhn stellte gestern gemeinsam mit weiteren Autoren des Werkes sein neues Buch vor. In familiärer Atmosphäre vermischten sich verschiedene Kulturen im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Gummersbach – Groß und Klein, Männlich und Weiblich, Griechen, Türken, Deutsche und andere Nationalitäten. Höhn, evangelischer Pfarrer in Ruhestand, erzählte über die Entstehungsgeschichte seines Lesebuches:

„Im Jahr 1970, als ich noch im „sozialen Brennpunkt“ von Duisburg gearbeitet habe, baten mich zwei Marokkaner und zwei Italiener um Hilfe. Ich sollte ihren Vermieter bitten, die Miete von damals 100 DM pro Person auf 80 DM zu senken. Doch der Mann ließ sich nicht darauf ein“. Die vier „Gastarbeiter“ seien machtlos gewesen, daher habe er sich entschieden, darüber in seiner nächsten Predigt zu berichten und eine Unterschriftenliste zu starten. Auch darauf habe der Vermieter nicht reagiert - doch dafür die Presse. Nach dem Gespräch mit einem Journalisten, erschien die Schlagzeile „Pfarrer entlarvt Mietwucher von der Kanzel“. Das zog dem damaligen Vikar im ersten Moment den Boden unter den Füßen weg. Es dauerte zwei Tage, da kamen die ersten Drohbriefe und weitere Schlagzeilen folgten“, führte Höhn weiter aus. Doch er habe sich davon nicht berühren lassen und so beginnt „Zurück bleibt ein Traum – Zuhause in Deutschland“.


[Emine Kayadibi  liest vor.]

In den Biografischen Erzählungen aus Migranten-Leben schildern die Autoren sowohl die positiven Erlebnisse und Gefühle als auch das Heimweh und die Schwierigkeiten bei der Integration, besonders bei der ersten Generation – den heutigen Senioren. Dazu konnte auch Emine Kayadibi Einiges beitragen: „Ich bin sehr neugierig, das ist eine gute Basis für Integration. Zusammen mit meinen Kindern bin ich bei allen Veranstaltungen dabei – beispielsweise bei den Kinderschützen. Mir ist es auch sehr wichtig, dass meine Kinder andere Mentalitäten kennenlernen, deswegen nehmen wir Austauschschüler bei uns auf.“ Mit dem herzbewegenden Gedicht „Wo fliegen die Zugvögel hin?“ brachte Sunay Karagöz ihre Gefühle auf Türkisch zum Ausdruck. Ihre Tochter  Lare Karagöz übersetzte auf Deutsch: „Jedes Jahr wächst meine Sehnsucht nach den Flügeln der Zugvögel und nach meiner Heimat“.


[Vera Kocyigit spielt "Für Elise".]

Im Kapitel „Mein Deutschland“ porträtiert Journalist Aziz Kocyigit seine Freunde und Bekannten bei ihrer Begegnung am 1. Mai, so auch Gazi Tokmak (77 Jahre alt), der auf dem Titelbild des Buches abgebildet ist. Er sei im Jahr 1969 nach Deutschland gekommen, wollte hier Geld verdienen und nach ein paar Jahren zurück in die Türkei gehen, um seiner Familie ein finanziell besser gestelltes Leben bieten zu können. „Aber das alles ist ein Traum geblieben für immer. Genau wie die Träume der anderen“, sagt Kocyigit, „Als die anderen Landsleute ihre Familien holten, hat auch er seine Frau und seine drei Kinder nach Deutschland geholt“. Der Journalist berichtete zudem von seinem zwölfjährigen Sohn Emek, der die Zuhörer mit einem Stück auf der Gitarre unterhielt und seine achtjährige Schwester Vera spielte „Für Elise“ auf dem Flügel.


[Michael Höhn präsentiert sein neues Buch.]

Der Halbgrieche Markos Pavlidis, der als Deutschlehrer Michael Höhn am Berufskolleg kennenlernt hat, erzählte von den schönen Seiten der Auswanderung: „Ich habe mich selber immer gewundert, wie entfernt meine deutschen Großeltern von meinen griechischen waren und trotzdem sich meine Eltern getroffen haben. Aber es ist schön, dass diese neuen Begegnungen und dadurch auch neue Menschen entstehen, so wie ich.“ Auch das Essen brächte Kulturen zusammen, wie es Monika Höhn schön formulierte. Und so wurden beim – durch die Beteiligten selbstzubereiteten - Buffet weiter Erfahrungen ausgetauscht.


[Gummersbacher Bürgermeister Frank Helmenstein und sein Vertreter Jürgen Marquardt waren unter den Gästen der Buchvostellung.]

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