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Das Grauen fühlbar gemacht

Red; 16. May 2010, 00:19 Uhr
Bilder: privat --- Das Drama des Literaturkurses fesselte nicht nur das Publikum, sondern regte es auch zum Nachdenken an.
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Das Grauen fühlbar gemacht

Red; 16. May 2010, 00:19 Uhr
Reichshof - Bereits zum dritten Mal führte der Literaturkurs der zwölften Stufe der Gesamtschule Reichshof unter der Regie von Jens Schunke-Galley das Stück „Ghetto“ von Joshua Sobol auf.
Bühnenbild und Eingangsszene vermitteln eine beklemmende, ja beängstigende Atmosphäre. Sie steigert sich im Verlauf der über zweistündigen Vorführung zu Momenten, in denen das Grauen der Lebens- und Todesbedingungen fühlbar wird, die im Ghetto der litauischen Stadt Wilna 1943/44 herrschten.

Zwischen Stacheldraht und anderen Verhauen im Zuschauerraum des Eckenhagener Schulzentrums findet sich das Publikum eingepfercht und auf das Bühnengeschehen fixiert. So wird es räumlich selbst Teil des dargestellten Ghettos. Der zentrale Konflikt wird ausgetragen zwischen dem jüdischen Ghettoleiter Gens (Christian Hannes) und dem Kunst liebenden SS-Offizier Kittel (Marcel Faulenbach, Jana Frick). Gens versucht mit allen Mitteln, möglichst viele Juden aus dem Ghetto vor der Selektion und der Willkür der Nationalsozialisten zu retten. Auch der Aufbau eines jüdischen Theaters gehört dazu. Den organisieren Chaja (Louisa Baeck, Giulia Flaming) und Srulik (Tim Suchanek), während Weißkopf  (Dennis Mattyssek) eine Großschneiderei im Ghetto aufzieht. Gens und Weißkopf entgehen jedoch ebenso wenig den Schikanen der Nazis wie alle anderen.

Um den Hauptkonflikt herum beleuchten Hinrichtungs- und Erschießungsszenen, einzelne Dialoge und Partysequenzen als Tanz auf dem Vulkan schlaglichtartig die Facetten des Grauens im Ghetto. Dies alles integriert dramaturgisch eine Vielzahl von Schauspielern und vollzieht sich in den Kulissen eines bedrohenden sowie gerade dadurch gelungenen Bühnenbildes.

Bitterschön anzuschauen und anzuhören war der Kinderchor des Ghettos, der vom Chor der Klassen 5e und 6e der Gesamtschule gespielt wurde. Ebenso beeindruckte das kleine Lehrer-Schüler-Orchester, das mit seiner Klezmer-Spielmannsmusik zur Authentizität der Atmosphäre beitrug. Doch nicht nur die schauspielerische Darstellung wusste zu überzeugen. Auch die Kostüm- und Requisiten-Abteilung (Sandra Haas, Malwine Glaas, Melanie Peitsch) war gut aufgestellt.
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