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„CDU-Ortsverbandschef ist nicht länger tragbar“

bv; 19. Apr 2010, 13:52 Uhr
Bild: Bernd Vorländer --- Wollen den CDU-Mitgliedern Rede und Antwort stehen: Timo Fuchs, Lothar Meier, Stephan Alefelder, Rolf Liebig, Wilfried Schneider und Uli Schneider (v. li.)
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„CDU-Ortsverbandschef ist nicht länger tragbar“

bv; 19. Apr 2010, 13:52 Uhr
Marienheide - CDU-Rebellen gehen in Offensive und verlangen personellen Neuanfang bei den Christdemokraten in Marienheide – Scharfe Kritik am stellvertretenden Bürgermeister Marc Coroly und CDU-Ehrenvorsitzenden Erich Frütel.
Von Bernd Vorländer

Noch Ende März hatte der Marienheider CDU-Ortsverbandsvorsitzende Marc Coroly an die Mitglieder einen Brief geschrieben. Nach den turbulenten Ereignissen im Zusammenhang mit den massiven Vorwürfen des Ratsmitgliedes Peter Sturm gegen die Verwaltung, dem folgenden Austritt von sechs CDU-Fraktionsmitgliedern und der Entscheidung Sturms, seine Fraktionsmitgliedschaft ruhen zu lassen, bat der Christdemokrat um Ruhe. Damit dürfte es jetzt endgültig vorbei sein, denn die ausgetretenen CDU-Fraktionäre gehen in die Offensive.

„Wir haben sechs Wochen lang still gehalten, in dieser Zeit viel ertragen, aber damit ist jetzt Schluss. Jetzt wird Klartext geredet“, spricht Timo Fuchs auch für seine Mitstreiter Rolf Liebig, Uli Schneider, Stefan Alefelder, Lothar Meier und Wilfried Schneider. Grundsätzlich fühlen sich alle noch ihrer Partei verbunden, sehen aber nach den jüngsten Ereignissen keine Möglichkeit mehr, mit der derzeitigen CDU-Führungsspitze in Marienheide zusammenzuarbeiten. „Wir sind die wahre CDU und haben uns den Werten unserer Partei entsprechend verhalten“, erklärt Rolf Liebig. Noch in der vergangenen Woche habe man ein „sehr positives Gespräch“ mit der Führung der Kreis-CDU geführt. Dort sei man „aus allen Wolken gefallen“ als man alle Hintergründe erfahren habe, die zur Eskalation und dem Fraktionsbruch geführt hätten.


Die sechs Abweichler sehen im Verhalten des Ortsverbands-Chefs und stellvertretenden Bürgermeister Marc Coroly einen Hauptgrund für die verfahrene Situation. So verhindere er seit Wochen eine Sondersitzung des Ortsverbands und stelle den Ablauf der Ereignisse parteiintern falsch und lückenhaft dar, glaubt Uli Schneider. „Er ist als Vorsitzender der Marienheider CDU nicht mehr tragbar. Bevor die unsäglichen Vorwürfe von Peter Sturm öffentlich wurden, hatte der sich dem Ortsverbands-Chef anvertraut. Wenn sich nun herausstellt, dass an den Vorwürfen nichts dran ist - wovon wir ausgehen – ist Marc Coroly nicht nur Mitwisser, sondern auch Mittäter“, fährt Timo Fuchs schweres Geschütz auf. Auch Ex-Fraktionschef Stephan Alefelder sieht im Wirken Corolys einen Hauptgrund für die Eskalation. „Man hat mich hinterrücks abschießen wollen. Da sind die Gräben extrem tief.“ Rolf Liebig bewertet die von den sechs Ratsmitgliedern behauptete Untätigkeit des CDU-Chefs in Verbindung mit persönlichen Ambitionen. „Er bleibt derzeit im Hintergrund, weil er unbedingt Bürgermeister werden will, hat aber noch nicht gemerkt, dass dieser Traum nur eine Illusion ist.“

Das Klima in der Marienheider CDU sei nicht zuletzt aufgrund ständiger Klageandrohungen „miserabel“. Dazu trage im Hintergrund auch der CDU-Ehrenvorsitzende Erich Frütel bei. Der hatte noch am vergangenen Freitag in einer internen Mail an den Vorstand der CDU-Marienheide den Kompromiss-Willen der sechs ausgetretenen CDU-Fraktionäre angezweifelt und ihnen vorgeworfen, an einer einvernehmlichen Lösung nicht interessiert zu sein. „Das Gegenteil ist richtig. Frütel ist allein von dem Willen getrieben, zu zerstören, was ihm nicht in den Kram passt“, so Rolf Liebig. Der Ehrenvorsitzende hatte in seiner Mail auch eine mögliche Anzeige gegen einen der sechs Abweichler ins Gespräch gebracht und im Übrigen dem CDU-Vorstand empfohlen: „Keine öffentlichen Äußerungen, sofern sie nicht abgestimmt sind.“ Für Ex-Fraktionschef Alefelder ist das Tischtuch jedenfalls zerschnitten: „Mit einem Erich Frütel, der nur Zwietracht sät, setze ich mich nicht mehr an einen Tisch.“

Viel Arbeit also für die Spitze der Kreis-CDU noch vor der Landtagswahl am 9. Mai.  Bei den sechs CDU-Rebellen hofft man jetzt, dass auf Druck des Kreises endlich eine Ortsverbands-Sondersitzung durchgesetzt wird. „Wir wollen Rede und Antwort stehen, und den CDU-Mitgliedern endlich reinen Wein einschenken“, so Stephan Alefelder.
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