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Karriere nur mit Bartstoppeln und Schlips?

ks; 6. Mar 2010, 22:55 Uhr
Bilder: Katharina Stahl --- Dr. Mechthild Upgang, Bettina Loidl, Bettina Schneider, Maria Tschaut, Sabine Steller und Petra Klee bei der heutigen Veranstaltung.
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Karriere nur mit Bartstoppeln und Schlips?

ks; 6. Mar 2010, 22:55 Uhr
Gummersbach – Heute fand anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März eine Veranstaltung unter dem Motto „ Haste mal‘ nen Euro? - Wie kommt das Geld zur Frau?“ im Rathaus Gummersbach statt.
Warum ist der Verdienst des weiblichen Geschlechts geringer, als der des männlichen Geschlechts in derselben beruflichen Position? Ein immer wieder aufkommendes und brisantes  Thema ist die Geschlechterdisparität am Arbeitsplatz. Dieses haben die vier Gleichstellungsbeauftragten Petra Klee (Gemeinde Engelskirchen), Bettina Schneider (Stadt Gummersbach), Bettina Loidl (Stadt Wiehl) und Sabine Steller (Oberbergischer Kreis) zum Anlass genommen und den Veranstaltungsnachmittag „Haste mal’ nen Euro? - Wie kommt das Geld zur Frau?“ ins Leben gerufen. Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein eröffnete die Vortragsreihe und betonte noch einmal die Wichtigkeit dieser Thematik.

[Die Finanzberaterin Dr. Mechthild Uphang wies auf die ungerechte Lohnverteilung zwischen Männer und Frauen hin]

Dr. Mechthild Uphang, zertifizierte Finanzberaterin und Vorstandsmitglied im Bundesverband unabhängiger Finanzdienstleisterinnen, machte mit ihrem Vortrag „Bescheidenheit ist eine Zier…“ in einem eher spärlich gefülltem Saal den Anfang. Sie schilderte den historischen Werdegang der Emanzipation und führte den Zuhörern anhand von Zahlen und Fakten die ihrer Meinung nach vorherrschende Ungerechtigkeit zwischen Mann und Frau in der heutigen Arbeitswelt vor Augen. Weibliche Angestellte verdienen knapp 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen und bekämen demnach auch im höheren  Alter eine geringere Rente, so Uphang.

Zudem wirke sich die Arbeitsteilzeit, die verstärkt von Frauen in Anspruch genommen werde, ebenfalls negativ auf die Altersvorsorge bei Frauen aus, denn Teilzeit bedeute gleich Teilrente. Jedoch interessiere sich von vier Frauen genau eine für finanzielle Themen und es sei bekannt, dass Wissenslücken bei vielen Frauen in der finanziellen Allgemeinbildung bestehen würden, wie Uphang aufklärte. Auf diesem abzweigendem Ast scheint die Emanzipation noch nicht bis zur Krone hinauf gestiegen zu sein.


[Der Ratssaal in Gummersbach war nur spärlich gefüllt.]

Als zweite Referentin berichtete Maria Tschaut, Landessekretärin von Verdi, über „Equal-Pay- Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern“. Tschaut verdeutlichte, dass nicht in den niedrigen Einkommensklassen die Geschlechterungerechtigkeit bezüglich des Gehalts am größten sei, sondern dass die Schere in dem Bereich der Besserverdienenden immer weiter auseinander klaffen würde. Weiterhin zeigte Tschaut auf, dass immer noch vermehrt Männer die hochrangigen Führungspositionen bekleiden würden. Von den 833 Vorstandsmitgliedern der 200 größten deutschen Unternehmen seien gerade einmal 21 weiblich.

Jedoch liegt letztere Statistik wohl eher im eigenen Ermessen der Frau. Hier kann man heutzutage nicht länger mit dem Klischee „Unternehmensführung sei Männersache“ argumentieren, denn der Frau ist ebenfalls die Möglichkeit gegeben, ein Unternehmen zu leiten, sofern sie die ausreichende Qualifikation mit sich bringt. Der Grund, warum Unternehmensführung heute immer noch eine Männerdomäne ist, liegt wohl eher daran, dass viele Frauen weiterhin bevorzugt die typischen „Frauenberufe“, wie Einzelhandelskauffrau oder Friseur ausüben und ihre persönlichen Ziele in anderen Bereichen stecken.

Im Anschluss an die Vorträge konnten sich die Gäste in drei Workshops  „Wie kriege ich, was ich verdiene?“, „Privatinsolvenz, Schuldnerberatung“ und „Vorsorge fürs Business“ mit Fachleuten austauschen. Den Abschluss des Tages bildete das Kölner Kabarettduo Heide Michels und Rita Zimmermann, die das Thema noch einmal abschließend mit Witz und Humor aufgriffen.
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