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Raus aus Åmål: Zwischen Anpassung und Mut zum Anderssein

nk; 28. Feb 2010, 21:10 Uhr
Bilder: Christian Benze --- Das Jugendtheaterstück zeigt das Erwachsenwerden von Jugendlichen sowie deren Problemen.
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Raus aus Åmål: Zwischen Anpassung und Mut zum Anderssein

nk; 28. Feb 2010, 21:10 Uhr
Wiehl – Das Schau-Spiel-Studio Oberberg präsentierte gestern die Premiere des Jugendtheaterstücks „Raus aus Åmål“ - Die skurrile Darstellung des Erwachsenwerdens wurde mit viel Applaus belohnt.
Es herrschte Stille im ausverkauften Zuschauerraum, als das Scheinwerferlicht die Bühne des Jugendtheaterstücks „Raus aus Åmål" in Szene setzte. Bei der gestrigen Premiere waren Jung und Alt gekommen, um die Inszenierung der skurrilen Geschichte über das Erwachsenwerden anzusehen. Nach dem Beispiel von Lukas Moodyssons Film „Raus aus Åmål“ (Orginaltitel: „Fucking Åmål“) holten die Kölner Regisseurin Renate Gosiewski und Schau-Spiel-Studio-Mitglied Jörn Wollenweber samt Ensemble das Stück aus der schwedischen Provinz ins oberbergische Wiehl.



[Die Schauspieler mimten verschiedenste Arten von Beziehungen.]

Die Teenager einer Kleinstadt scheinen es nicht leicht zu haben: Probleme mit Beziehungen verschiedenster Arten machen ihnen das Leben schwer. Die Außenseiterin Agnes (Paula Donner) ist heimlich in die hübsche Elin (Kerstin Schwab) verliebt. Was als Spaß begann wird Ernst: Nach einer kurzen sowie unglücklichen Beziehung mit Johann (Niklas Remmel) wird Elin sich über ihre Gefühle für Agnes klar – da war ein Coming-Out voraussehbar. Nebenbei betritt man die Welt von Elins Schwester Jessica (Hannah Pfundt), die ihr Leben über einen Videoblog ins Internet stellt. Diese Aufzeichnungen wurden während der Aufführung auf der Wand der Bühne wiedergegeben.

Dabei geht es häufig um ihre Beziehung zu dem Macho Markus (Jan Eckardt), der mit seiner coolen Art seinen Kumpel Johann eher in den Schatten stellt. Auch Viktoria (Svenja Szeghedi) hat mit ihren Mitschülern zu kämpfen: Sie sitzt im Rollstuhl und lässt sich keine Gemeinheiten von ihren Schulkameraden bieten. Neben den Jugendlichen kommen aber Alltag, Einsamkeit und die Probleme mit den Kindern der Elternrollen Olaf (Hans-Gerd Pruß) und Brigitta (Silke Thierbach) nicht zu kurz. Doch alle haben etwas gemeinsam – sie wollen raus, raus aus Amal.


Nichts für empfindliche Ohren war die Aufführung, denn gut und gerne ließen die Darsteller ihre Stimmen auf Hochtouren kreischen und brüllen. Doch dieses um die Wette Schreien hatte einzig und allein mit der Wiedergabe von Emotionen in den jeweiligen Szenen zu tun, was den Akteuren mit Bravour gelang. Doch nicht nur in dieser Weise ließen die Jugendlichen ihr schauspielerisches Talent wiedererkennen. Es gelang ihnen eine glaubhafte und real erscheinende Version von Freundschaften, Feindschaften und Liebeleien auf die Bühne zu bringen.


Als krönenden Abschluss der Aufführung hatten sich die Mitwirkenden noch etwas besonderes ausgedacht. Passend zum Thema haben Jan Eckardt und Niklas Remmel ein eigenes Rap-Lied geschrieben, im Tonstudio aufgenommen und bei der gestrigen Premiere vorgestellt. Mit dem Titel „Raus aus Wiehl“ sangen sie – passend zum Stück – über das Leben von Jugendlichen in der Provinz. Ein gelungener Abschluss der etwa zweieinhalb stündigen Inszenierung, welche zur Bestätigung einen langen Applaus erntete. Die CD zum Stück kann bei den jeweiligen Aufführungen erworben werden. 50 Prozent des Erlöses gehen dabei an die Erdbebenopfer von Haiti.


Weitere Aufführungen finden am 3., 10., 12., 13., 14., 17., 20., 21., 24. und 26. März in der Grundschule in Wiehl (Warthstraße 1) statt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, außer sonntags um 18 Uhr. Die Tickets an der Abendkasse kosten 10 € (ermäßigt 6 €).

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