Bergneustadt - Dank einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit zwingt der SSV Bergneustadt den Mittelrheinliga-Spitzenreiter aus Wegberg-Beeck in die Knie (AKTUALISIERT).

SSV Bergneustadt - FC Wegberg-Beeck 2:1 (0:1).

Die zahlreichen Besucher im Wilhelm-Bisterfeld-Stadion waren gespannt, wie sich die zuletzt dreimal sieglose Heimmannsschaft gegen den Spitzenreiter schlagen würde. Bekanntermaßen hat sich der SSV in dieser Saison schon  einige Male als Favoritenschreck bestätigt, unter anderem beim 2:0-Hinspielerfolg. Markus Wagner bekam eine Bewährungsprobe von Beginn an, zudem erhielten Nils Nettersheim als zentraler Angreifer sowie Kapitän Ale xander Ochs im defensiven Mittelfeld einen Platz in der Startelf. Wie schon gegen Viktoria Köln war Bergneustadt darum bemüht, erst einmal sicher zu stehen. Das ging auf Kosten der Attraktivität und der Offensivszenen, dafür ließ man bis auf zwei nicht ungefährliche Eckballsituationen nichts zu.


[Martin Brzoska im Kopfballduell mit dem Ex-Profi René Schnitzler.]

Allerdings häuften sich nach 20 Minuten die Abspielfehler und auch die nötige Entlastung nach vorne fand nicht statt, weil Nettersheim überhaupt keine Fahrt aufnehmen konnte. Wegberg erkannte das und versuchte immer wieder, Goalgetter René Schnitzler einzusetzen. Der war bis zur 31. Minute bei Sebastian Wasem und Martin Brzoska sehr gut aufgehoben, nutzte dann aber seine erste Möglichkeit eiskalt zum 0:1 aus, als er für Sekundenbruchteile zu viel Platz hatte, mit einer Körpertäuschung die gesamte SSV-Abwehr düpierte und per Linksschuss trocken abschloss. So macht ein ehemaliger Zweitliga-Stürmer seine Tore.


Den Hausherren war anzumerken, dass die zuletzt verlorengegangene Leichtig- und Geradlinigkeit beim Spiel in die Spitze immer noch fehlte, dazu gesellten sich individuelle Patzer. Einer davon hätte Wegberg beinahe genutzt, doch nach Ballverlust von Marcel Walker parierte Dustin Bäcker gegen Michael Meven (38.). Die Halbzeitführung ging absolut in Ordnung: Die Gäste im Stile eines Spitzenreiters defensivstark und selbstbewusst, die Bergneustadt in den meisten Szenen zu zaghaft. So ging es nach der Pause auch zunächst weiter: Meven setzte einen Distanzschuss auf die Latte (50.) und kurz darauf scheiterte Schnitzler an Bäcker, der sowohl den Heber als auch den Nachschuss des Wegbergers in hervorragender Manier abwehrte (60.). Gästecoach André Sieberichs sah das Unheil zu diesem Zeitpunkt schon auf sich zukommen: „Pass auf. Das wird sich noch rächen“, sagte er in Richtung der Auswechselspieler.



Er sollte Recht behalten: Nachdem Wagner einen Kopfball knapp neben das Tor gesetzt hatte, tauchte Marcel Walker im FC-Strafraum auf und legte eines seiner unwiderstehlichen Dribblings hin, das nur mit einem Foul gestoppt werden konnte. Trotz der Mätzchen von Torwart Vahid Spago behielt Karalis die Nerven und knallte den Ball ins Netz. Der  vorher noch so selbstbewusst auftretende Tabellenführer taumelte nun bedenklich, während die Bergneustädter mit jedem gewonnenen Zweikampf selbstbewusster wurden und sich dadurch auch in spielerischer Hinsicht steigerten. Der nun weitaus aktiver agierende Nettersheim erkämpfte sich an der Außenlinie den Ball und spielte André Schilamow frei, der seinen Schuss zu hoch ansetzte (68.). Kurz darauf prüfte Nettersheim Spago innerhalb weniger Sekunden gleich zweimal (71.).

Doch die Gäste fingen sich wieder: Karalis warf sich gleich zweimal erfolgreich in die Bahn aussichtsreicher Schussversuche (75./78.). Fünf Minuten vor dem Ende hatte Walker die Eingebung des Tages: Mit einem Traumpass über 40 Meter spielte er Schilamow frei, der sich im richtigen Moment von seinem Gegenspieler absetzte und das Spielgerät über den herausgeeilten Spago ins Gehäuse hob. Das Wilhelm-Bisterfeld-Stadion danach im Ausnahmezustand, doch bei einer kritischen Szene stockte allen noch einmal der Atem: Wieder tauchte Schnitzler frei vor Bäcker auf, der Torwart lenkte den Schuss aber mit einer unglaublichen Reaktion noch ins Toraus (87.).



„In der ersten Halbzeit hat die Mannschaft ein bisschen zu vorsichtig gespielt, aber danach konnte sie an die Leistungen in unsere guten Saisonphase anknüpfen. Das war ein super Abschluss unserer Heimspiele. Ich muss aber deutlich sagen, dass die Wegberger für mich die stärkste Mannschaft in der Liga ist, auch wenn wir zweimal gegen sie gewonnen haben“, erklärte Bergneustadts Sportlicher Leiter Andreas Harnisch. Mit 29 Zählern auf dem Konto müsste es schon mit dem Teufel zugehen, damit die Bergneustädter noch einmal in Abstiegsgefahr geraten. Bezüglich der Planungen für die Winterpause laufen derzeit die Spielergespräche. Harnisch: „Es ist klar, dass die Jungs auch von anderen Vereinen angesprochen werden, aber ich bin guter Dinge, dass sich personell nicht sehr viel verändern wird.“

Tore
0:1 René Schnitzler (31.), 1:1 Vassilios Karalis (65. Elfmeter nach Foul an Marcel Walker), 2:1 André Schilamow (85. Marcel Walker).           


SSV Bergneustadt
Dustin Bäcker; Radion Miller,  Sebastian Wasem, Martin Brzoska, Hermann Schattner (80. Christopher Lieblang), Vassilios Karalis, Alexander Ochs, Markus Wagner, André Schilamow (89. Patrick Siebert), Nils Nettersheim, Marcel Walker.  

Tabelle und Ergebnisse