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Schlamm verdrängt Lachslebensraum im Bröltal

Red; 7. Dec 2009, 00:41 Uhr
Bilder: FSV-Bröltal --- Dr. Detlev Ingendahl (li.) erläuterte den Anwesenden die fatalen Folgen der Schlammbelastung in den oberbergischen Bäche für Fortpflanzung der Lachse.
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Schlamm verdrängt Lachslebensraum im Bröltal

Red; 7. Dec 2009, 00:41 Uhr
Nümbrecht – Die Nebenbäche der Bröl verschlammen, weswegen Lachse immer seltener ablaichen können. Diese Missstände wurden nun durch den Fischschutzverband mit Vertretern der Politik, Landwirtschaft und Aggerverband diskutiert.
Zentrales Anliegen der Angler bei einem Treffen am Wochenende waren die Belastungen der Bäche durch die ufernahe Nutzung der angrenzenden Wiesen und die Folgen auf das Ökosystem. Der erste Vorsitzende des Fischschutzvereins Bröltal, Horst Stolzenburg, referierte eingangs die Ausgangssituation, die er aufgrund umfangreicher Bachkontrollen am Oelsbach wie Harscheider Bach vorgefunden hatte. Im letzten Jahr habe er die beiden Bachsysteme über 30 Mal kontrolliert und so einen umfassenden Überblick über die gegenwärtige Situation gewonnen.


[Vereinsvorsitzender Horst Stolzenburg stellte bei Bachkontrollen eine Unzahl von Viehtränken am Oelsbach und Harscheider Bach fest.]


Auffällig waren dabei die vielen Viehtränken, Furtpassagen und nicht abgezäunten Bereiche an den Bächen, die zur Weidenutzung dienen. Stolzenburg wies auf die negativen Folgen für die Natur hin, die dieser Umgang mit den kleinen Bächen nach sich zieht. Dadurch, dass das Vieh ungehindert an die Bäche gelangen kann, werde die Grasnarbe aufgebrochen und das Erdreich im großen Stil in die Bäche getreten. „Regelrechte Schlammwellen rauschen dann die Bäche hinunter und transportierten diesen in die Bröl mit fatalen Folgen“, so der Fischexperte.

Die Bröl gilt als das Vorzeigegewässer im Land, was die Wiederansiedelung von Lachs und Meerforelle, zwei empfindlichen Wanderfischarten, angeht. Beide Arten sind so genannte Kieslaicher, die zur natürlichen Vermehrung auf saubere und von sauerstoffreichem Wasser durchströmte Kiesbänke angewiesen sind. In den Kinderstuben der Tiere liege daher das Problem: Dadurch, dass die Bröl eine übermäßige Schlammfracht transportiert, werde das Lückensystem dieser Kiesbänke mit dem Schlamm verstopft. Eier und Larven der Lachse haben so nur punktuell eine Chance zum Überleben. Aber auch andere kieslaichende Fischarten, wie Forelle und Äsche sind von diesem Missstand betroffen.

[Durch ihre Hufe drücken die Tiere immer mehr Schlamm in die Bäche.]

Auf diese biologischen Zusammenhänge wies Dr. Detlev Ingendahl vom Landesamt für Natur und Umwelt hin. Er hatte schon zu Beginn der 90iger Jahre bei entsprechenden wissenschaftlichen Forschungen an der Bröl dieses Defizit erkannt und im Rahmen einer Doktorarbeit thematisiert. Erschreckendes Ergebnis seiner Untersuchungen: Im Untergrund der Kiesbänke nimmt der Sauerstoffgehalt  schon ab zehn Zentimeter tiefe dramatisch ab, so dass die Fischeier unter diesen Bedingungen kaum eine reelle Überlebenschance haben. In der Diskussion verwies Kreislandwirt Helmut Dresbach auf das Brölprojekt des Aggerverbandes, das mit Landesunterstützung angelaufen sei. Man sei dabei, Flächen an der Bröl aufzukaufen und sie in einen naturnahen Zustand zu versetzen. Dies geschehe in enger Kooperation mit dem Aggerverband und den Grundstückseigentümern.

Die Landwirtschaft habe durchaus die nötige Sensibilität, um sich dieser Problematik zu stellen und einen  Beitrag zu leisten. Oft wären auch schon Gespräche mit betroffenen Landwirten hilfreich und würden positive Veränderungen bewirken. Helmut Schäfer als Vertreter von Bündnis 90/ Dier Grünen fand es positiv, dass dieses Thema nun auch auf die politische Tagesordnung gelange. Er will sich dafür einsetzen, dass man sich im Kreisumweltausschuss näher mit dem Thema befasst und nach Lösungsmöglichkeiten sucht.
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