Archiv

VfL erkämpft sich verdientes Remis gegen die Löwen

pl; 8. Nov 2009, 22:55 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Freundentänze in Blau-Weiß nach dem gewonnenen Punkt gegen die hochfavorisierten Gäste aus Mannheim.
ARCHIV

VfL erkämpft sich verdientes Remis gegen die Löwen

pl; 8. Nov 2009, 22:55 Uhr
GM/Köln – In einem packenden Handballspiel trennten sich am Abend in der Kölner Lanxess-Arena der VfL Gummersbach und die Rhein-Neckar Löwen verdient mit 27:27 (AKTUALISIERT von 19:20 Uhr).
Von Peter Lenz

Die Gummersbacher verbuchen nach nunmehr fünf Siegen sowie je zwei Unentschieden und Niederlagen 12:6 Punkte, was weiterhin den ausgezeichneten sechsten Tabellenplatz bedeutet. Das Starensemble aus Mannheim hingegen verbessert sich trotz des heutigen Punktverlustes auf den vierten Rang.

VfL Gummersbach – Rhein-Neckar Löwen 27:27 (12:16).


[Wie entfesselt nach der Vertragsverlängerung: Rechtsaußen Vedran Zrnic, der heute gegen Kronau gleich zehnmal einnetzte.]

Hut ab vor diesem VfL: Personell aus dem letzten Loch pfeifend, haben die Blau-Weißen einmal mehr Moral und Kampfgeist bewiesen und so der millionenschweren Kronauer Übermacht in einem packenden Finale ein Bein gestellt. Und das Beste darin ist, dass es keineswegs ein glücklicher Punktgewinn für den VfL ist, sonder ein völlig verdienter!

„Ich bin stolz, mit unseren begrenzten personellen Möglichkeiten diesem absoluten Topteam einen Punkt abgeluchst zu haben – Gratulation an meine Mannschaft“, frohlockte Gummersbachs Übungsleiter Sead Hasanefendic nach dem packenden Duell von „David gegen Goliath“.

Okay, nach den ersten 30 Minuten hatte keiner der wieder nur knapp 6.000 Zuschauer im Kölner Handball-Tempel auch nur einen Pfifferling auf die Oberberger gesetzt. Ohne den nötigen Siegeswillen und mit offensichtlich viel zu viel Respekt hatten sich die Hausherren den „Löwen“ aus Mannheim gegenüber gestellt. Kein Wunder, dass die Gäste zur Pause mit einem sicheren Vier-Tore-Vorsprung klar auf der Siegerstraße waren.


Neun richtig starke Minuten hatten den Profis von Ola Lindgren gereicht, um mit sechs Toren in Folge einen 8:10-Rückstand in eine 14:10-Führung (27.) zu wandeln. Und auch nach dem Seitenwechsel bestimmten zunächst die Löwen das Geschehen: Nach zwei Fahrkarten von Steffen Fäth und Drago Vukovic erhöhten auf der anderen Seite Olafur Stefansson und Uwe Gensheimer auf 18:12 (35.) – die Sache schien gelaufen.

[Mit 14 Paraden zog Goran Stojanovic den Löwen den Zahn.]

Gummersbachs Trainerfuchs Sead Hasanefendic reagierte sofort und stellte die Deckung offensiver ein – mit Erfolg. Adrian Wagner nahm Superstar Stefansson an die kurze Leine - und siehe da, die Mannheimer gerieten aus der Bahn. Allerdings auch, weil nun VfL-Keeper Goran Stojanovic Blut geleckt und gleich zwei Glanzparaden in Folge an den Tag gelegt hatte.

Drago Vukovic verkürzte zunächst auf 13:18 (36.). Ein missglücktes Anspiel von Stefansson auf Myrhol nahmen die Gummersbacher dankend an. Ein langer Pass auf Adrian Wagner – 14:18, und die Aufholjagd war in vollem Gange. Der nach seiner Vertragsverlängerung wie entfesselt aufspielende Vedran Zrnic per Siebenmeter, Geoffroy Krantz sowie Robert Gunnarsson und Adrian Wagner in doppelter Überzahl ließen den VfL ausgleichen.

Mehr noch: Zrnic mit seinem Treffer Nummer acht und Spielmacher Viktor Szilagyi legten für Blau-Weiß auf 20:18 vor (42.). Löwen-Coach Lindgren hatte genug und zückte die grüne Karte, um sein konsterniertes Team wieder auf Kurs zu bringen. Mit Erfolg, denn fortan standen sich wieder beide Teams auf Augenhöhe gegenüber. Die Führung wechselte hin und her, ehe VfL-Kapitän Gunnarsson mit dem 24:24-Ausgleich die an Spannung kaum zu überbietende Schlussphase einläutete:

Nach einem Fehlpass von Gudjonsson machen es auf der anderen Seite Wagner und Zrnic besser – 25:24 bei drei Minuten Rest. Im direkten Gegenzug Sigurdsson mit seinem einzigen Tor des Tages zum erneuten Ausgleich. Als dann Vukovic mit einem schwachen Wurf direkt auf den Mann an Henning Fritz scheitert, schafft Müller die erneute Gäste-Führung. Jetzt ist Vukovic auf der Höhe – 26:26. Die Hallenuhr zeigt 59:19 an, als Bielecki VfL-Schlussmann Stojanovic keine Chance lässt. Ein sehenswertes Anspiel von Vukovic verwandelt Gunnarsson zum 27:27 – sieben Sekunden vor Schluss die Erlösung.


[Traf dreimal gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber: Steffen Fäth.]

Auch wenn Vedran Zrnic mit seinen zehn Treffern besonders hervorstach, können sich diesen starken Punktgewinn ganz klar alle Gummersbacher Spieler gutschreiben. Egal wer gerade auf der Platte stand, jeder Akteur fügte sich im zweiten Durchgang nahtlos in die famose blau-weiße Vorstellung ein. Einzig auf Halbrechts haperte es ein wenig, was aber auch kaum verwundert. Schließlich fehlte mit Adrian Pfahl bekanntlich der einzige etatmäßige Linkshänder im Rückraum.

Zeit, diesen großartigen Erfolg zu genießen haben die Oberberger indes nicht, denn bereits am Dienstag wartet in Dormagen die nächste Pflichtspiel-Aufgabe.

Trainerstimmen

Ola Lindgren (Löwen): „Mein Team hat heute zwei Gesichter gezeigt. In der ersten Halbzeit haben wir sehr stabil gespielt, nach der Pause aber überhaupt kein Rezept gegen die offensivere Gummersbacher Deckung gefunden. Wir waren zu ungeduldig und zu statisch. Dazu kamen noch viele technische Fehler. Unter dem Strich geht die Punkteteilung für beide Mannschaften in Ordnung.“

Sead Hasanefendic (Gummersbach): „Wenn man gegen einen solchen Gegner wie die Rhein-Neckar Löwen nicht verliert, ist man als Trainer immer zufrieden. Die Löwen haben einen tollen Kader, wir dagegen mussten noch den Ausfall von Pfahl verkraften. In der ersten Halbzeit hat mein Team zu wenig Willen gezeigt und hat im Angriff zu statisch gespielt. Doch dann ist die Moral zurückgekommen. Die Löwen hatten mit unserer offensiven Deckung große Probleme in der zweiten Halbzeit, das haben meine Spieler sehr gut gemacht, sie sind in den letzten Minuten über sich hinausgewachsen.“
  
VfL Gummersbach

Herdeiro Lucau (n.e.)
Goran Stojanovic (1. - 60. / 14 Paraden)

Geoffroy Krantz (1)
Adrian Wagner (3)
Drago Vukovic (4)
Steffen Fäth (3)
Adrian Rother (n.e.)
Jörg Lützelberger
Jonathan Eisenkrätzer (n.e.)
Robert Gunnarsson (4)
Robin Teppich (n.e.)
Viktor Szilagyi (2)
Ole Rahmel
Vedran Zrnic (10/5)

Rhein-Neckar Löwen

Slawomir Szmal (1. – 42. / 8 Paraden)
Henning Fritz (42. -60. / 4 Paraden, darunter ein Siebenmeter)

Uwe Gensheimer (4/1)
Oliver Roggisch
Carlos Prieto
Siarhei Harbok (3)
Karol Bielecki (4)
Nikola Manojlovic (1)
Snorri Gudjonsson (2)
Olafur Stefansson (5/2)
Michael Müller (2)
Andrej Klimovets (1)
Bjarte Myrhol (1)
Gudjon Valur Sigurdsson (1)
Patrick Groetzki (3)
Thomas Bruns

Zuschauer: 5.917.

Schiedsrichter:  Christopher Biaesch/Frank Sattler (TSG Oberursel).

Siebenmeter: 5/7 – 3/4 (Zrnic scheitert an Fritz, Wagner wirft an die Latte; Gensheimer wirft vorbei).

Zeitstrafen:  6:10 Minuten (Vukovic, Gunnarsson, Rahmel – Gensheimer, Roggisch, Bielecki, Manojlovic, Müller).

Beste Spieler:  Zrnic, Stojanovic (2. Hz) – Szmal (1. Hz.).

Spielfilm: 0:1 (1.), 2:1 (3.), 4:4 (10.), 8:5 (15.), 10:8 (18.), 10:14 (27.), 12:16 (Halbzeit) – 12:18 (35.), 20:18 (42.), 22:24 (53.), 25:24 (57.), 26:27 (59.), 27:27 (Endstand).


WERBUNG