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Ministerpräsident Clement besichtigt morgen Schäden der Hochwasser-Katastrophe

Red; 9. May 2001, 03:17 Uhr
Oberberg Aktuell
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Ministerpräsident Clement besichtigt morgen Schäden der Hochwasser-Katastrophe

Red; 9. May 2001, 03:17 Uhr
(mho, om/8.5.2001-22:25) Oberberg - Während die Bestandsaufnahme über Hochwasser-Schäden auf Hochtouren läuft - einige Betriebe sind "praktisch vernichtet" -, prüft die nordrhein-westfälische Landesregierung, wie den betroffenen Menschen schnell und unkompliziert geholfen werden kann - Ministerpräsident Wolfgang Clement kommt morgen zur Besichtigung.

[Bilder (7): Oliver Mengedoht --- Völlig verwüstet wurde der Campingplatz in Bielstein.]

Das erklärte Innenminister Dr. Fritz Behrens heute in Düsseldorf. "Das Kabinett wird morgen über Hilfen für die am schlimmsten Betroffenen beraten. Dazu können neben Mitteln aus dem Gemeindefinanzierungsgesetz (GFG) auch Städtebaumittel, Steuerstundungen oder zinsgünstige Darlehen für Betriebe gehören", erklärte Behrens. Bezüglich der besonders bedroffenen Gebiete im westfälischen Ahlen appellierte er an die Ruhrkohle AG, der der größte Teil der von der Überschwemmung in Ahlen betroffenen Wohnungen gehört, die Bürgern ebenfalls zu unterstützen.



[Zahlreiche Straßen wurden bei dem Jahrhundert-Unwetter unterspült und beschädigt.]



"Von den Opfern im Oberbergischen war keine Rede", kritisierte CDU-Landtagsmitglied Hagen Jobi. Seine Fraktion habe daher in ihrer heutigen Sitzung beschlossen, mit einem Antrag in der Plenarsitzung nächste Woche "dieselbe unbürokratische Hilfe auch für die Hochwasser-Opfer in unserem Kreis zu fordern". Die Lage der Menschen in den Hochwassergebieten sei verzweifelt, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Bernhard Recker. "Die Politik darf nicht länger warten. Die Menschen vor Ort, die unverschuldet in schwere Existenznöte geraten sind, bedürfen schneller und unbürokratischer Hilfe. Die Landesregierung muss umgehend den Betroffenen konkrete Antworten geben," fordert Recker.

[MP Clement informiert sich morgen selbst in Oberberg über die angerichteten Schäden (linkes Bild); auch Innenminister Behrens (l.) will helfen.]



Derweil wird sich Ministerpräsident Wolfgang Clement morgen selbst ein Bild von der Zerstörung machen, wie Landrat Hans-Leo Kausemann mitteilt. Seinen Besuch bei der Eröffnung der Moderationsakademie in Engelskirchen-Ehreshoven will er dafür nutzen und wird zuvor in Wiehl-Bielstein auf dem Campingplatz erwartet. Außerdem will er sich die Schäden in der Bäckerei Noss in Wiehl-Mühlen und an einem Wohnhaus in Wiehl-Weiershagen sowie bei der Firma Dörrenberg in Engelskirchen-Ründeroth ansehen.



Laut dem Kölner Stadt-Anzeiger/Oberbergischer Anzeiger betrug der Schaden allein in Wiehl vier bis sechs Millionen Mark. Bürgermeister Werner Becker-Blonigen sagte demnach, 500 Wohngebäude seien beschädigt worden, sechs kleine Firmen in Oberwiehl seien schwer beschädigt worden, bei zehn bsi 15 Betrieben, darunter die Bäckerei Noss in Mühlen, sei die Existenz bedroht und "sechs bis acht Mittelständler seien praktisch vernichtet", berichtet der Stadt-Anzeiger in seiner morgigen Ausgabe. Die Stadt will sofort 100.000 Mark aus dem Haushalt bereitstellen, für diesen Hilfsfond spendeten zudem alle Ratsmitglieder spontan je 100 Mark; auch andere können sich hier beteiligen: Konto-Nr. 321448 bei der Sparkasse Wiehl, BLZ 384 52 490, Kennwort Hochwasser.



Dank an alle selbstlosen Helfer



Mit der Unwetter-Katastrophe vom letzten Donnerstag beschäftigte sich auch der Kreisvorstand der CDU in seiner Sitzung am Montagabend in Wiehl."Die CDU Oberberg dankt allen Hilfsorganisationen, die in selbstlosem Einsatz rund um die Uhr tätig waren, um die Wassermassen einzudämmen und schlimmeres Unheil zu verhüten", würdigte Kreisvorsitzender Klaus-Peter Flosbach im Namen aller die enorme Einsatzbereitschaft der Helfer. Auch die in dieser Notsituation deutlich gewordene Nachbarschaftshilfe und gegenseitige Unterstützung wird von der CDU besonders hervorgehoben.

[Christine Schirp zeigt auf die Schlammmassen, die sich im Tierheim Koppelweide angesammelt haben (oberes Bild); zahlreiche Eimer, Katzenklos und Transportbehälter müssen erstmal getrocknet werden.]

Viele Familien, Betriebe, Gewerbetreibende und andere Organisationen, wie zum Beispiel das Tierheim in Koppelweide, stünden vor einer äußerst schwierigen Situation, die von ihnen allein nicht bewältigt werden könnte. Auch die Kommunen seien angesichts der angespannten Haushaltslage kaum in der Lage, wirkungsvolle finanzielle Hilfe zu leisten. Deshalb richtet der CDU-Kreisverband einen dringenden Appell an das Land Nordrhein-Westfalen, schnell, unbürokratisch und wirkungsvoll, etwa aus Mitteln des Katastrophenschutzes, zu helfen. "In dieser außergewöhnlichen Situation muß auch durch ungewöhnliche Maßnahmen geholfen werden," ist Flosbach überzeugt.

Der Kreis soll helfen

Zudem fordert die CDU eine Sitzung des Ältestenrates, in der geklärt werden soll, ob und wie der Kreis durch verbilligte oder zinslose Kredite durch örtliche Geldinstitute helfen könne. Außerdem wird ein Sachstandsbericht des Aggerverbandes über die entstandenen Schäden und deren Beseitigung erwartet.



["Räumungsverkauf" - wie hier in diesem Wiehler Schuhgeschäft - wird es in nächster Zeit angesichts der Hochwasser-Schäden in der Region noch viele geben.]



Kurzfristig 200.000 Mark aus dem Kreishaushalt durch Etatumschichtungen bereitzustellen forderte heute die FDP-Kreistagsfraktion vom Landrat. Die Ankündigung des Landrats, Hochwasser-Opfern beratend zur Seite zu stehen, werde begrüßt, "ergänzend muss jedoch den besonders betroffenen Bürgern materiell geholfen werden", so Pressesprecher Reinhold Müller. "Die FDP erwartet, dass die Modalitäten der Auszahlung so gestaltet werden, dass man tatsächlich von schneller Hilfe reden kann."

[Anpacken hieß es auch heute noch auf dem Campingplatz Bielstein - das Gelände sah nach der kompletten Überspülung aus, als sei es bombardiert worden.]



Angesichts der enormen Schäden reichte diese Hilfe zwar nicht aus, daher wird auch die Landesregierung zur Hilfe aufgefordert. Auch die Liberalen danken ausdrücklich den vielen Hilfsorganisationen aus Oberberg und dem restlichen Regierungsbezirk für ihren hervorragenden Einsatz, zudem vielen Bürgern, die tatkräftige Nachbarschaftshilfe geleistet hätten. Vom Landrat erwartet die FDP Oberberg "baldmöglichst eine exakte Schadensanalyse und konkrete Vorschläge, wie künftig derartige Katastrophen zumindest abgemildert werden können".



Tierheim in großer Not



Auch wenn sich die Lage im Tierheim Koppelweide dank zahlreicher Helfer - vor allem am Wochenende und auch jetzt noch - und Spenden leicht entspannt hat, herrscht noch große Not. Schließlich wurden die Heizung und alle Futtermittel durch das Hochwasser vernichtet. "Wir haben etwas aufgeräumt, aber wegen der kaputten Heizung bin ich seit Donnerstag nicht mehr richtig warm geworden", schilderte Tierheim-Mitarbeiterin Christine Schirp heute die Lage. Gefreut hat sie sich indes über die "vielen unheimlich netten Fremden, die teils mit Arbeitsgerät zum Helfen kamen".

[Selbst die ein-asphaltierten Pfeiler der Leitpfosten am Straßenrand wurden hier im Alpetal komplett freigespült.]



Die Hunde sind inzwischen wieder alle auf dem Gelände in Koppelweide untergebracht, von der Flut niedergerissene Zäune wurden provisorisch repariert, "aber im Büro ist noch nix zu machen, der PC ist hin". Wie es weitergeht? "Wir werden weiter da durchkrabbeln", spielte Schirp auf die ohnehin nicht gerade gute Finanzlage des Tierheims an. Wer spenden möchte, kann dies auf folgendes Konto tun:

Konto 361 006 bei der Sparkasse Wiehl, BLZ: 384 524 90.

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