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22:27-Niederlage: Kiels Ege und Perunicic entzauberten den VfL

pl; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
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22:27-Niederlage: Kiels Ege und Perunicic entzauberten den VfL

pl; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
(pl/6.5.2001-0:25) Von Peter Lenz
Gummersbach - Der Handball-Bundesligist VfL Gummersbach unterlag in fast ausverkaufter Eugen-Haas-Sporthalle dem Starensemble des Meisters THW Kiel mit 22:27.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Einen hatten die Autogrammjäger nach dem Spiel fest in Beschlag: THW-Keeper Steinar Ege.]

[Das Duell des Abends: Kyung-Shin Yoon gegen Nenad Perunicic.]



Europacupsieger SG Flensburg-Handewitt zitterte sich bei der SG Solingen lediglich zu einem 25:25. Er liegt damit vier Spieltage vor Ultimo mit einem Punkt Rückstand auf den SC Magdeburg, der sich am Freitag beim 27:19 gegen die HSG Wetzlar keine Blöße gegeben hatte, auf dem zweiten Platz. Meister THW Kiel setzte mit dem Sieg in Gummersbach seine Erfolgsserie fort: Der Champions-League-Halbfinalist verbuchte bereits den sechsten Erfolg in Folge und hat als Tabellenfünfter weiterhin die Europacup-Plätze im Visier.



Vor Kiel belegt noch die nach Minuszählern punktgleiche SG Wallau-Massenheim den vierten Platz. Die Hessen gewannen beim ThSV Eisenach 26:25. Durch die Eisenacher Niederlage spitzt sich der Abstiegskampf weiter zu, denn Bayer Dormagen holte beim 28:23 gegen HSG Nordhorn bereits den dritten Sieg in Folge und liegt mit 23 Punkten gleichauf. Etwas Luft verschaffte sich SG Hameln, die im Kellerduell beim TuS Nettelstedt 25:22 gewann. Auch die SG Willstätt/Schutterwald ist nach dem 23:21-Erfolg über den VfL Bad Schwartau dem Klassenerhalt wieder ein Stück näher gekommen.

[Na wenn das mal kein irreguläres Tor war: Kiels Magnus Wislander im Kreis.]



VfL Gummersbach - THW Kiel 22:27 (12:11).



Zwei Kieler Akteure sollten diesmal dem VfL den Zahn ziehen: Der Ex-Gummersbacher Torwart Steinar Ege und Nenad Perunicic. Während Ege am Ende 16 Paraden, darunter ein gehaltener "Siebener" von VfL-Star Kyung-Shin Yoon, auf dem Konto hatte, war der 30-jährige Perunicic auf Halblinks nicht zu halten. Neun Mal ließ der Jugoslawe Gummersbachs Schlussleute Stefan Hecker (1. Halbzeit) und Jan Stankiewicz (2. Durchgang) hinter sich greifen.



"Bei uns war am Ende einfach die Luft raus", so VfL-Trainer Thomas Happe nach der Niederlage, der in den ersten 35 Minuten eine stark auftrumpfende eigene Mannschaft gesehen hatte. Vor allem die exzellent eingestellte und bewegliche 3:2:1-Deckung der Blau-Weißen machte es dem Meister aus Kiel schwer, zum Torerfolg zu kommen. Besonders Oliver Plohmann als zentraler Deckungsspezialist stand wie ein Fels in der Brandung. Dass diese Spielweise aber enorm kräftezehrend sein würde, war jedem klar. So kann man dem VfL auch keinen Vorwurf machen.

[VfL-Coach Happe hatte seine Schützlinge gut gegen Kiel eingestellt, am Ende aber fehlte die Kraft.]



Einzig die Frage, warum Coach Happe den gelernten Rückraumschützen Marco Beers auf die Linksaußenposition "verbannte", musste sich Happe bei der Pressekonferenz gefallen lassen. "Marco ist enorm wichtig für unsere Deckung, und da man gegen Kiel am besten durch schnelles Umschalten von Abwehr auf Angriff zum Erfolg kommt, wollte ich nicht wechseln und Andreas Blank im Angriff einsetzen", so der Trainer abschließend.



Nach ausgeglichenen ersten sechs Minuten (2:2) übernahmen zunächst die Gummersbacher das Ruder. Oliver Plohmann und - in Unterzahl - Marco Beers legten zum 4:2 (11.) vor. Die Norddeutschen gingen zwar zwischenzeitlich nochmals mit 6:5 (18.) in Führung, aber bis zur 29. Minute bestimmte Gummersbach wieder das Geschehen: Zweimal Oleg Khodkov und fünfmal "Nick" Yoon ließen den VfL auf 12:9 davonziehen. Kiels Perunicic und Stefan Lövgren mit seinem ersten Treffer verkürzten zur Pause in Unterzahl - Wolfgang Schwenke saß draußen - aber wieder auf ein Tor (12:11).

[Francois-Xavier "Zou-Zou" Houlet setzt sich gegen Wolfgang Schwenke durch.]



Nach dem Seitenwechsel schafften die Gummersbacher durch Yoon, Ilper und Houlet zwar nochmals, einen Zwei-Tore-Vorsprung herauszuwerfen (15:13), aber es sollte die letzte VfL-Führung sein: Staffan Olsson und Magnus Wislander glichen aus, und Rechtsaußen Jonas Ernelind brachte den THW sogar nach vorne. Es folgte der große Auftritt des Kieler Keepers Steinar Ege: Ein ums andere Mal ließ er die VfL-Angreifer, die mit ihren Kräften am Ende waren, verzweifeln. Vor allem Gummersbach Oleg Khodkov, der am Mittwoch in Wallau noch mit acht Treffern bester VfL-Werfer war, scheiterte immer wieder an Ege. Am Ende standen bei Khodkov lediglich zwei Treffer bei zehn Versuchen zu Buche. Außerdem leistete er sich drei technische Fehler.



Aber auch seinen Nebenleuten steckte die kräftezehrende erste Halbzeit in den Knochen. Die Folge: Kiel baute kontinuierlich den Vorsprung aus. Über 20:16 (43.), 23:18 (49.) und 26:20 (56.) fuhr die Mannschaft um Trainer Zvonimir "Noka" Serdarusic schließlich den 27:27-Sieg locker nach Hause und wahrte damit weiter die Chance auf die Teilnahme im internationalen Geschäft.

[Fünfmal traf Kiels Nikolaj Jacobsen ins Schwarze.]



Trainerstimmen nach dem Spiel:



Zvonimir "Noka" Serdarusic (THW Kiel):
"Wir hatten uns heute viel vorgenommen, aber zunächst kamen wir mit der Gummersbacher Deckung überhaupt nicht zurecht. Wir konnten von Glück reden, dass wir Steinar Ege im Tor hatten und zudem noch kurz vor der Pause den Rückstand verkürzen konnten. Im zweiten Durchgang agierten wir vorne viel beweglicher. Steinar machte hinten dicht und vorne war Nenad Perunicic der Garant für den Sieg."



Thomas Happe (VfL Gummersbach): "Zunächt einmal ist es keine Schande, gegen so eine europäische Top-Mannschaft zu verlieren. Zu unserer Entschuldigung muss ich sagen, dass wir eine enorm harte Woche hinter uns haben: Die beiden Auswärtspartien in Minden und Wallau haben viel Kraft gekostet. Und genau die hat uns in der zweiten Halbzeit gefehlt. Im ersten Durchgang hatten wir Kiel aufgrund unsrere agressiven Deckung einigermaßen im Griff, in den zweiten 30 Minuten kam der Einbruch fast erwartungsgemäß. Die Phase zwischen der 35. und 45. Minute hat uns das Genick gebrochen, danach war die Luft raus."



VfL Gummersbach:



Stefan Hecker (1.-30.)

Jan Stankiewicz (31.-60.)



Kyung-Shin Yoon (11/3)

Oliver Plohmann (1)

Jörn Ilper (2)

Marco Beers (1)

Andreas Blank (n.e.)

Ian-Marko Fog (1)

Oleg Khodkov (2)

Sead Kurtagic

Umberto Brajkovic

Francois-Xavier Houlet (4)



THW Kiel:



Steinar Ege (1.-60.)

Axel Geerken (bei einem Strafwurf)



Klaus-Dieter Petersen

Nikolaj Jacobsen (5/1)

Stefan Lövgren (3)

Wolfgang Schwenke

Morten Bjerre (1)

Magnus Wislander (5)

Nenad Perunicic (9)

Staffan Olsson (2)

Martin Schmidt

Jonas Ernelind (2)



Schiedsrichter: Günter Farischon und Achim Michel aus Stutensee und Eggenstein.



Zuschauer: 1.800.



Siebenmeter: 4:1 - 3:1 (Yoon scheitert an Ege).



Zeitstrafen: 4:6 Minuten (Fog, Yoon - Jacobsen, Schwenke, Perunicic).



Beste Spieler: VfL: Yoon, Plohmann (1. Hz. in der Deckung - Kiel: Ege, Perunicic.



Spielfilm: 0:1 (1.), 2:2 (6.), 4:2 (11.), 5:6 (18.), 10:7 (24.), 12:11 (Halbzeit) - 13:13 (33.), 15:13 (35.), 16:20 (43.), 18:23 (49.), 20:26 (56.), 22:27 (Endstand).



Tabelle und Ergebnisse

[Oliver Plohmann machte in der Deckung ein gutes Spiel, im Angriff wie in dieser Szene kam er selten zum Einsatz.]

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