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Übung macht den Meister

mho; 21. Aug 2006, 00:00 Uhr
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Übung macht den Meister

mho; 21. Aug 2006, 00:00 Uhr
(mho/6.8.2006-15:30) Von Martina Hoffmann
Wiehl - Feuer, Blut und Absturz am Sonntagmorgen: Die Wehren von Bomig, Marienhagen und Oberwiehl probten den Ernstfall.
[Bilder: Martina Hoffmann --- Sehr realistisch wirkte am heutigen Morgen die Unfallsituation, die die Wehrmänner aus Bomig und Morkepütz während einer Übung zu sehen bekamen.]

Der erste Sonntag im Monat ist ohnedies bei den Wehren rund ums Jahr der Übungstag, heute jedoch wurden die Kameraden mit umfangreichen Einsatzübungen gefordert. Gegen 8:30 Uhr wurde den Einheiten ein Absturzopfer bei der Firma Oberbergische Transportbeton im Bomiger Industriegebiet, oberhalb der Waschstraße gemeldet. Zu bergen war ein eine verletzte Person, in diesem Fall ein Dummy, auf einem rund 25 Meter hohen Betonsiloturm. Zudem gab es parallel eine Rauchentwicklung im danebenliegenden Bürogebäude.

Die Einsatzleitung hatte hier Hauptbrandmeister Helge Will. Mit 21 Mann aus den Löschzügen Marienhagen und Bomig, zwei TSF und einem LF5 war man schon gegen 8:35 Uhr vor Ort. Mit acht in der Höhensicherung ausgebildeten Leuten gingen die Einheiten am frühen Morgen ans Werk, um den vermeintlich abgestürzten Arbeiter zu bergen. "Wir als Feuerwehr sind eigentlich nur für die Sicherung der verletzten Personen zuständig“, so Einsatzleiter Will. Nur wenn unmittelbare Gefahr im Verzug ist, wird der Verletzte auch geborgen. "Ansonsten müssen wir die Höhenrettung aus Köln anfordern, die für solche Bergungen ausgerüstet ist."

[Während die einen Kollegen mit dem Verkehrsunfall beschäftigt waren, mussten die anderen eine verletzte Person an einem Betonsilo bergen.]

Die nagelneue Kletterausrüstung barg in ihrer Handhabung noch einige Probleme, aber mit der nötigen Ruhe und Teamgeist konnte der Aufstieg auf das Betonsilo nach weiteren acht Minuten gemeistert werden. "Sicherheit geht hier natürlich vor, schließlich wollen wir nicht noch unsere eigenen Leute in Gefahr bringen“, so Will. Neben der Höhenrettung war ein weiteres Team mit der Brandbekämpfung im Nebengebäude beschäftigt. Unter Zuhilfenahme von Gasmasken wurden die mittels einer Nebelmaschine eingeräucherten Räume durchsucht und abgesichert. Auch hier zeigte sich, dass üben sinnvoll ist. So streikte ein Generator, und man musste schnell die Gruppen umformieren und ein Ersatzgerät in Stellung bringen.

Während man in Bomig noch im Einsatz war, erreichte ein weiterer Notruf die Einheiten: Schwerer Verkehrsunfall mit einer eingeklemmten Person. Was die Ersthelfer dann an der T-Kreuzung am Ortsausgang Marienhagen erwartete, war mehr als realistisch. Ein Autofahrer war frontal gegen einen Baum geprallt, eine Person irrte über die Straße, und im eingedrückten Wagen stöhnte ein blutüberströmtes Unfallopfer. Die außerordentlich realistischen Opfer wurden von Thorsten David und Simone Hamers gespielt. Ihnen zur Seite stand Dominik Bartscher von der DLRG Drolshagen. Die DLRG-Ortsgruppe hat seit 2003 eine RUND-Abteilung, eine Gruppe, die sich in realistischer Unfall- und Notfalldarstellung übt. "Hierzu gehört das Schminken und die schauspielerischen Übungen genauso, wie eine fundierte sanitätstechnische Ausbildung, um die Mitglieder während einer Übung nicht wirklich in Gefahr zu bringen," erklärt Leiter Dominik Bartscher.

Einsatzleiter und Unterbrandmeister Dirk Schweitzer hatte alle Hände voll zu tun. Er koordinierte die Löschzüge Bomig-Morkepütz mit einem TLF und die Marienhagener mit einem LF. Zuerst galt es die Unfallstelle abzusichern, der verwirrten Person Herr zu werden und gleichzeitig den Schwerverletzten zu betreuen. "Durch solche Übungen sollen auch die Unterbrandmeister an Leitungspositionen herangeführt werden“, erläutert Schweitzer. Dass die benötigten Schneider und Spreizer zur Befreiung des eingeklemmten Fahrers nicht einsatzbereit waren, machte die Gesamtlage nicht einfacher. "Auf dem Einsatzfahrzeug befindet sich zwar eine Hydraulikschere, aber bei der ist der TÜV gerade abgelaufen," seufzt der Fahrer.

[Stellte überzeugend einen Schwerverletzten dar: Thorsten David.]

Damit ist der Einsatz des Geräts nur im äußersten Notfall erlaubt, für Übungen ist die Anlage gesperrt. "Zwar haben wir die neuen Schläuche schon bestellt, aber für heute müssen wir die Kollegen aus Oberwiehl anfordern“, so Schweitzer. "Eine wirklich realistische Übung, denn unverhoffte Schwierigkeiten gibt es ja überall“, beruhigt Mitorganisator Andre Kiesling vom Löschzug Morkepütz. So galt es den professionellen Verletztendarstellern Thorsten David noch ein wenig zu beschäftigen. Nicht ganz einfach, denn bei gelegentlichem Stöhnen, dramatischem Augenrollen und sehr echt wirkenden, klaffenden Wunden blieb die gewünschte Wirkung auch bei den geübten Feuerwehrleuten nicht aus.

Mit Hilfe der angeforderten Oberwiehler Wehr und deren einsatzbereiter Druckschere konnte man dann aber den Eingeklemmten aus dem Fahrzeug befreien. "Das ist auch für uns etwas besonderes, eine Übung unter so realistischen Umständen zu absolvieren“, so Einsatzleiter Schweitzer. "Es hat noch nicht alles optimal geklappt, aber dafür sind Übungen ja da.“ Man sei bemüht, weiterer solcher realistischen Übungen zu organisieren, berichtet Kiesling. "Aber natürlich ist da auch eine Menge organisatorischer Arbeit im Vorfeld zu leisten“, so Kiesling.

Dennoch sind die Wehren stets bemüht noch ein bisschen schneller, besser, sicherer zu werden. Gedankt wurde es ihnen am heutigen Morgen von einigen Vorbeifahrenden, die nachdem sich das schreckliche Szenario als Übung herausstellte, den Übungseifer am frühen Morgen sehr lobten.

[Während der Übung kam erstmals auch die neue Kletterausrüstung der Wehr zum Einsatz.]



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