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TVS-Mädels marschieren Richtung WHV-Finale - 39:35-Sieg gegen Kempen

sl; 6. Apr 2003, 13:46 Uhr
Oberberg Aktuell
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TVS-Mädels marschieren Richtung WHV-Finale - 39:35-Sieg gegen Kempen

sl; 6. Apr 2003, 13:46 Uhr
(sl/6.4.2003-13:20) Gummersbach-Strombach – In der Reininghauser Sporthalle gab es gestern eine Sensation: Die A-Jugendlichen des TV Strombach erteilten der HSG VT/KLC Kempen im Hinspiel des WHV-Halbfinals eine Lehrstunde in Sachen Tempohandball.
[Bilder: Oliver Mengedoht --- Kreisläuferin Maike Buhr überzeugte nicht nur in der Abwehr, sondern steuerte auch neun Tore zum Sieg des TV Strombach hinzu.]



Rund 100 Fans des TV Strombach waren gestern in die Reininghauser Sporthalle gekommen, um die A-Mädels auf dem Weg ins Finale um die Westdeutsche Meisterschaft anzufeuern. Doch eigentlich hatte man damit gerechnet, dass es eine Niederlage gibt. Nicht zuletzt deswegen, weil die HSG VT/KLC Kempen eine Jugendnationalspielerin in ihren Reihen hat, die Mädels in der Regionalliga auflaufen und die Saison 2002/2003 mit einer weißen Weste beendet hatten.



Auf Seiten der Strombacher sah es erst gar nicht gut aus: Hinter dem Einsatz von Goalgetterin Marina Häsner, die an einer Bandverletzung leidet, stand ein ganz großes Fragezeichen. Und Fabiane Voss, eine weitere Leistungsträgerin, sollte eigentlich in Frankreich sein. Doch beide Spielerinnen konnten gestern Nachmittag antreten. Zu Beginn des Spiels sah es so aus, als würden die Gäste von der holländischen Grenze als Sieger nach Hause fahren. Schnell konnten sie einen Zwei-Tore-Vorsprung heraus spielen. Doch in der elften Spielminute konnte der TVS zum ersten Mal ausgleichen. Und mit einem Siebenmeter, den Fabiane Voss sicher im gegnerischen Tor versenkte, konnten die Mädels um Trainer Andreas Riehl erstmals in Führung gehen. Diese wurde dann auf zwei Tore ausgebaut, aber Kempen konnte nachziehen und erreichte in der 24. Minute den Ausgleich. Doch bis zur Halbzeit sollte es nur noch drei mal Unentschieden stehen. Mit der Schlusssirene erzielte Fabiane Voss den 19:17-Halbzeit stand.

[Anne Dittrich überzeugte vor allem durch eine gute Abwehrarbeit, aber auch im Angriff setzte sie Akzente.]



Die Tribüne stand derweil Kopf. Hatte doch kaum einer mit einer solch glänzenden Vorstellung der Gastgeberinnen erwartet. Zwar versuchten die Kempenerinnen, ihren gewohnten Tempohandball auszuspielen, doch sie hatten die Rechnung ohne Strombach gemacht. Der TVS hielt dagegen und zeigte, dass man auch im Oberbergischen schnellen Handball spielen kann. Und auch im zweiten Durchgang sollte sich das Bild nicht ändern: Zu sehen gab es ein rasantes, aber auch aggressives Handballspiel von beiden Seiten, wobei sich die Gäste Mitte der Halbzeit hängen ließen und erst in der Schlussphase wieder etwas Kampfeswillen zeigten.



Einen Blitzstart erwischten derweil die TVS-Mädels: In den ersten zehn Minuten zappelte der Ball im Tor der Kempenerinnen gleich neun Mal. Die Gäste bekamen gleich zu Beginn einen Siebenmeter zugesprochen, den eine überragende Torfrau Judith Wirtz abfing. Und es sollte nicht ihre letzte tolle Parade sein. Sie wurde der Rückhalt der Mannschaft und zeigte, was sie kann. In der Anfangsphase der zweiten Hälfte war von Kempen nicht viel zu sehen. Die einzige, die versuchte das Unheil zu verhindern, war Jugendnationalspielerin Anne Lörper, die gleich sechs Mal ins Schwarze traf. Doch dann wurde sie von Maike Buhr in Manndeckung genommen, und das Spiel der Niederrheinmeister war gebrochen. Die Oberbergerinnen konnten ihre Führung weiter ausbauen, kamen aber in der 40. Minute ins Straucheln.

[Leistungsträgerin Fabiane Voss hatte so manches Mal leichtes Spiel mit der HSG-Abwehr.]



Viele Fehlpässe und nicht genutzte Chancen kennzeichneten jetzt das Bild. Die Gäste witterten eine Chance und holten Tor um Tor auf, aber alle Mühen waren vergebens. Nach einer Auszeit von TVS-Coach Riehl (22. Minute) fing sich sein Team wieder. Zwar kamen die Gäste zu Torerfolgen, aber die Führung war nie in Gefahr. Und so setzte Marina Häsner, die trotz ihrer Verletzung ein sehr gutes Spiel zeigte, den 39:35-Schlusspunkt. Freudentänze gab es beim TV Strombach. Der Trainer war sprachlos, überwältigt vom Erfolg seiner Mädels. Derweil sah man in den Reihen der HSG nur hängende Köpfe. Seit langen musste man wieder eine Niederlage hinnehmen.

[Judith Wirtz (linkes Bild) vernagelte ihr Tor, während Marina Häsner trotz ihrer Verletzung überzeugten konnte, und Trainer Andreas Riehl (rechts Bild) ein sensationelles Spiel seiner Mädels zu sehen bekam.]



Dank einer geschlossenen Mannschaftsleitung und dem Willen, dieses Spiel zu gewinnen, konnte der TVS überzeugen. Bestnoten verdiente sich zwar die gesamte Mannschaft, hervor zu heben sind dennoch Torfrau Judith Wirtz, Marina Häsner, Annika Wohlfromm, Maike Buhr und nicht zuletzt Fabiane Voss. Die HSG wusste nur durch ihren Tempohandball zu überzeugen. Aber dadurch, dass die Strombacher dagegen hielten, schienen sie den Faden verloren zu haben. Den Bruch im Spiel kam dann durch die Manndeckung von Leistungsträgerin Anne Lörper.



„Heute hat sich einmal mehr gezeigt, dass das Kollektiv stärker ist, als eine Einzelspielerin“, analysierte Riehl nach dem Spiel. In der Form habe er die Leistung seiner Mädels nicht erwartet, aber man habe die HSG mit den eigenen Waffen geschlagen, nämlich dem Tempohandball. „Die sind einfach nicht damit zurecht gekommen, dass sie auf eine Mannschaft treffen, die dagegen hält.“ In der nächsten Woche werde man dann die Fehler analysieren, die im Spiel gemacht wurden. Riehl: „Wenn die beiden angeschlagenen Spielerinnen Marina Häsner und Nicole Markeli wieder fit sind, dann haben wir gute Chancen weiter zu kommen.“ Schwere Arbeit sieht er derweil auf den HSG-Trainer zu kommen, der eine vollkommen demoralisierte Mannschaft wieder aufbauen muss. „Kempen muss im Rückspiel mit vier Toren gewinnen. Aber das lassen wir nicht zu. Ich will auch dieses Spiel gewinnen“, fordert Riehl von seiner Truppe, die jetzt schon die Fans vom Einzug ins Finale um die Westdeutsche Meisterschaft träumen lassen.

[Nur selten scheiterte Maike Buhr an der HSG-Torfrau Stephanie Grabowsky.]



Tore TVS: Fabiane Voss (10/4), Maike Buhr (9), Annika Wohlfromm (8), Marina Häsener (6/1), Anne Dittrich (3), Nicole Markeli, Franziska Tokarski, Anne Frenzen (je 1).



Tore HSG: Anna Lörper (22/6), Ellen Köttelwäsch (5/1), Sandra Lehnen (4), Andrea Börskens (2), Astrit Backes, Janne Fischen (je 1).

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