[Bilder: Oliver Mengedoht.]



Mit "A-cappella-Music ohne Instrumente" begeisterten die fünf Herren schnell das Wiehler Publikum am Donnerstag, 7. März, und Freitag, 8. März, im etwa zweistündigen Konzert. Der große Themenbereich "Liebe-Männer-Frauen-Beziehungen" durchzog die Lieder und Anmoderationen von Anfang bis zum Ende. Von Katastrophen – "Anna hat Migräne" – bis zur "Heißen Liebe" von Clemens (Tewinkel), die sich jedoch auf seinen morgendlichen Kaffee bezog, reichte das Spektrum. Die "Besserwisser" – das heißt "Wise Guys" übersetzt – beleuchteten zudem so manche Eigenheiten der einzelnen Sangeskollegen.

[Clemens dirigierte ein begeistertes Publikum bei der "Atmo-Ballade".]



Die "Wise Guys", das sind Clemens Tewinkel, Daniel Dickopf (Dän), Edzard Hüneke (Eddi), Ferenc Husta und Marc Sahr (Sari). Seit Frühjahr 1995 machen sie zusammen A-cappella-Musik. Zunächst nur in bescheidenem Rahmen, beispielsweise auf der Kleinkunstbühnen oder in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Köln-Lindenthal - das Gemeindezentrum dient den "Wise Guys" bis heute als Räumlichkeit für die Proben. Im November 1995 füllte die Gruppe erstmals einen größeren Saal: 750 Zuschauer kamen zum Konzert im Gymnasium Rodenkirchen. In Wiehl füllten sie die Wiehltalhalle an zwei Tagen.

Das in zwei Kategorien einzuordnende Publikum in Wiehl, nämlich die musikalischen und die konsequenten Gäste, die sich mit ihrem Klatschrhythmus outeten, diente auch zu statistischen Zwecken. Die übliche Wise-Guys-Konzert-Zuschauerumfrage erwies, dass die meisten schon einmal bei einem Konzert der fünf Kölner waren und davon sogar einige aus über 150 Kilometer Entfernung. Donnerstag jemand aus Hannover und am Freitag gar ein Gast aus Heidelberg – "Sie hätten sich die Reise sparen können, wir kommen sowieso nach Heidelberg", rief Dän ihm zu.

["Oh Scheiße – mich hat’s völlig erwischt", jammerte Eddi.]



Die Wise Guys lieferten A- Cappella-Musik der Spitzenklasse mit hintergründigen Texten, mit viel Ironie und Parodie. Und auch ihr schauspielerisches und komödiantisches Talent war brillant. Dass sie klasse singen können und bestens aufeinander eingespielt sind, macht nur den einen Teil ihres Erfolgs aus. Und mit ihren kabarettistischen Moderationen und ihrer flotten Bühnenshow übertreffen die "Wise Guys" locker alle anderen Boy-Groups in der boomenden a-cappella-Szene. Die Intonation ist immer untadelig, und um Textverständlichkeit sind die Sänger schon im eigenen Interesse bemüht - es wäre nämlich wirklich zu schade, wenn einem die Pointe durchgehen würde.

Eine flotte Bühnenshow mit viel Esprit und Gesangssatire der Spitzenklasse. Klanglich, choreographisch und rhythmisch alles äußerst präzise umgesetzt. In "Armes Schwein" wurde poetisch und melodiös jenen bedauernswerten Singles Trost gespendet, die in einer festen Beziehung gelandet sind. Und der Wise Guy mit der größten Routine bei der Bewältigung von ungewollten Trennungen, Eddi, bringt ganz glaubhaft in "Ohne Dich" seine Verarbeitungsmaßnahmen in gesanglicher Form rüber.



Aber auch "Oh Scheiße – mich hat’s völlig erwischt. Warum ausgerechnet ich? Warum ausgerechnet in dich?" und dann "Du nimmst den Wind aus meinen Segeln mit dem allerkleinsten Kuss, ich würd’ gern mit dir regeln, dass ich bei dir bleiben muss." Ja, das ist schon so eine Sache mit dem großen Themenbereich "Liebe-Männer-Frauen-Beziehungen". Viele haben diese Themen angepackt, doch die "Wise Guys" sind da ganz objektiv, denn sie versichern "Wir verzichten darauf, Frauen zu recht zu verurteilen".

[Das Publikum war sowohl Donnerstag als auch Freitag ganz im Bann der fünf Jungs.]



Im gegenseitigen mobben sind die Fünf genauso Meister wie im gesanglichen Bereich – aber nicht nur das Publikum lacht, wenn die Hierarchie in der Kategorie "Erfolg bei Frauen" vollkommen ernst erörtert wird und Ferenc sich als Frauenliebling herausstellt. Die "Wise Guys" bringen zum Lachen, ohne je lächerlich zu werden. Auch der Werbeblock ist dies nicht; bevor sie auf die eigenen Texthefte und CD hinweisen, flechten sie den Hinweis auf den Infostand der Initiative "Eltern herzkranker Kinder" ein. Das macht sie noch sympathischer.

["Wie, soviele Düsseldorfer?!" Dän war entsetzt.]



Das Einüben einiger aberwitziger "Wald-Geräusche", mit denen die "Atmo-Ballade" untermalt wurde, bereitete dem Publikum großes Vergnügen und sie ließen sich bereitwillig in mehreren Gruppen dirigieren. Eddi (Edzard Hüneke) mit offenem Haar – ansonsten das lockige dunkle Haar als Zopf zusammengefasst - bei "Golden Eyes", einer Hommage an die James Bond Filme, beeindruckte in den unterschiedlichsten Farben, die die Scheinwerfer auf ihn projizierten. Ferenc, der "King of the road" stellte sich als wahre Pistensau auf der Autobahn heraus. Sari verzückte mit Sonnenbrille und blanker Brust als Eiskaffeebesitzer, der sich doch in Liedform bitter darüber beschwerte, dass die "Wise Guys" ihm die Chancen bei den Frauen vermasselten. Und zum guten Schluss bekam Britney Spears ihr Fett weg: "Hit me baby one more time" übersetzt ins Deutsche mit ausgefeilter Choreographie versetzte die Zuschauer in wahre Beifallsstürme. Nach drei eingeforderten Zugaben und standing ovations verabschiedeten sich schließlich die "Besserwisser".

Begonnen hat die Geschichte der "Besserwisser" bereits 1981, da steckte nämlich die Schulleitung des Hildegard-von Bingen-Gymnasiums in Köln Clemens, Dän, Eddi und Sari in eine Klasse. Zum Ende der Schulzeit, nach neun Jahren, entwickelte sich der Umschwung der musikalischen Truppe zum Vokalgesang. Hochzeiten und Firmenfeiern bekamen noch etwas mehr Glanz, durch die Auftritte der vier und dem damaligen fünften Mann: Christoph Tettinger, der heute noch als Manager des Ensembles agiert. 1995 stieß Ferenc Husta zu der Gruppe und übernahm den Part des Bassisten. 1996 entdeckte sie Janus Fröhlich von den "Höhner" in der Kölner Altstadt und bei "Geld oder Liebe" wirkte Eddi als Kandidat mit. "Who the fuck is Entchen?!!" präsentierten sie vor Millionenpublikum. Mittlerweile sind bereits vier CD erschienen und die "Wise Guys" sind auch online zu finden.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.