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Pflege zu Hause: Wer übernimmt Verantwortung?

kg; 27. Jan 2011, 15:16 Uhr
Bilder: privat --- Martin Skorupski (v.li.n.re.), Geschäftsführer St. Josef Klinik, Prof. Dr. Katharina Gröning, Projektleiterin Uni Bielefeld und Ralf Schmallenbach, AOK Gummersbach, unterschrieben heute den Kooperationsvertrag.
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Pflege zu Hause: Wer übernimmt Verantwortung?

kg; 27. Jan 2011, 15:16 Uhr
Wipperfürth – Ein kostenloses „Pflegetraining für Angehörige“ am St. Josef Krankenhaus gibt Hilfestellung zu Hause und unterstützt praxisorientiert – Kooperationsvertrag zwischen Klinik, Universität Bielefeld und AOK heute unterschrieben.
Was tun, wenn Vater, Mutter oder Partner pflegebedürftig werden? Oftmals trifft es die Angehörigen wie ein Schlag: Sie wissen nicht, wie sie die Situation bewältigen können. Das endet oft in psychischer und physischer Belastung, aber auch in familiären Konflikten. Dieses Problem erkannte die Universität Bielefeld und rief das Projekt „Familiale Pflege“ ins Leben. „In Zeiten des demographischen Wandels handelt es sich bei den Betroffenen nicht um Einzelschicksale, sondern um ein gesellschaftliches Problem“, erklärte Professorin Dr. Katharina Gröning, Projektleiterin an der Universität Bielefeld. Bisherige Hilfemaßnahmen zielten auf Entlastung und nicht auf Bildung, „die Familie will das aber oft nicht, weil sie das Gefühl hat, abzuschieben“, führte die Projektleiterin weiter aus.


[Christiane Börsch (li.) und Birgit Höller (2.v.re.) unterstützen Angehörige bei der Pflege zu Hause.]

Um Angehörigen von Pflegebedürftigen die nötige Kompetenz für die Pflege zu Hause vermitteln zu können, ließ im vergangenen Jahr auch das St. Josef Krankenhaus in Wipperfürth zwei Mitarbeiterinnen zu Pflegetrainerinnen weiterbilden. Birgit Höller und Christiane Börsch bieten individuelle Pflegetrainings im Krankenhaus, Hausbesuche und Pflegekurse an, um die Angehörigen für den „Pflege-Alltag“ zu rüsten. In Netzwerkgesprächen versuchen die Pflegetrainerinnen gemeinsam mit den Familienmitgliedern eine passende Lösung zu finden. „Wer die Pflege übernehmen soll, wird meistens nicht fair verhandelt, sondern bleibt an einer Person hängen“, begründet Dr. Gröning die Notwendigkeit der Netzwerkgespräche.

Im Rahmen einer Kooperationsschließung zwischen dem Krankenhaus, der Universität und der AOK Oberberg berichteten heute die beiden Pflegetrainerinnen von ihren Erfahrungen: Am Anfang sei es schwierig gewesen, die Angehörigen von dem Angebot zu überzeugen. „Manche hatten Angst, dass wir sie zu Hause nur kontrollieren wollten und wenn uns etwas nicht gefällt, es irgendwo melden würden“, so Höller. Auch dass die Beratung und Begleitung kostenlos ist, hätten viele nicht glauben wollen.
 
Die Finanzierung übernimmt die AOK Oberberg, auch für Nichtmitglieder: „Das Projekt schließt eine Lücke zwischen der Entlassung aus dem Krankenhaus und der Pflege zu Hause“, resümierte Ralf Schmallenbach, der AOK-Regionaldirektor Oberberg. 2010 unterstützte das Projekt „Familiale Pflege“ 7.000 Angehörige in Nordrhein-Westfalen - 12.000 Betroffene wolle man in diesem Jahr erreichen. Im Oberbergischen Kreis beteiligen sich bislang die St. Josef Klinik in Wipperfürth und das Kreiskrankenhaus in Gummersbach. Im kommenden Monat stoßen auch die Krankenhäuser in Lindlar und Engelskirchen dazu.

Den Pflegekurs „Selbstpflege für pflegende Angehörige“ können Interessierte bei beginnender oder schon vorhandener Pflegebedürftigkeit von Angehörigen – unabhängig davon, ob eine Pflegestufe vorliegt oder bereits ein Pflegedienst involviert ist – in Anspruch nehmen. Der Kurs erstreckt sich über drei Nachmittage und dauert jeweils drei Stunden. Der nächste Kurs findet an folgenden Terminen statt: freitags, 25. März, 1. und 8. April - jeweils von 15:30 Uhr bis 19 Uhr im St. Josef Krankenhaus, Gruppenraum der Physiotherapie. Anmeldung zum kostenlosen Kurs erfolgt unter Tel.: 02267/8 89-70 47 oder E-Mail: pflegeberatung@krankenhaus-wipperfuerth.de
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