[Frank Herhaus, Norbert Wolter, Rainer Tigges, Hans-Leo Kausemann (M.) und Rainer Gallunder stellten die neue Broschüre in der Biologischen Station vor(r.).]



Vorgestellt wurde sie in der Biologischen Station Oberberg (BSO), die das 40-seitige Heft auch erstellt hat, in einer Auflage von 20.000. Dort sind nahezu alle landwirtschaftlichen Produkte und Dienstleistungen von insgesamt 80 Höfen und Erzeuger-Gemeinschaften aus dem Bergischen Land verzeichnet, erklärte Kreisdirektor Norbert Wolter bei der Präsentation. Auch eine Datenbank im Internet sei geplant, aber noch nicht ganz fertig.



Auch will Wolter noch mehr Verkaufsstätten, dann sei auch ein ständiger Bauernmarkt in Oberberg keine Zukunftsmusik mehr - "bisher ist das aber dafür noch zu diskontinuierlich". Ursula Jandel von der Landwirtschaftskammer Rheinland stimmte zu: "Die Erfahrung zeigt: Bei entsprechender Nachfrage passen sich die Hofläden auch an längere und regelmäßigere Öffnungszeiten an." Auch Landrat Hans-Leo Kausemann fand es wichtig, dass sich die Höfe weiter öffnen, "früher war das nicht so wichtig, heute wollen die Menschen sehen, wo Ihre Nahrung herkommt".

[Die Broschüre "aus der Region - für die Region".]



"Das zeigt auch", erläuterte Wolter, "wie es um unsere Region steht, welche Möglichkeiten es gibt - aber wir brauchen auch noch eine Erweiterung der Produktbasis." Der Zusammenschluss der Produzentenschar sei wichtig, weil nur so der Markt kontinuierlich beliefert werden könne. Dafür benötige man aber neben der Schlachtstelle auch noch dringend eine Zerlegestelle für das Fleisch der Direktvermarkter.



Die Arbeitsgruppe "Landwirtschaft und Kulturlandschaft - Ernährung, Naturschutz, Kultur und Tourismus entstand im Rahmen der Regionalen Agenda. Um die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln aus dem Oberbergischen zu erhöhen, wurde bei der BSO die "Koordinationsstellefür Regionalvermarktung" eingerichtet. Und letztes Jahr habe im Umweltausschuss des Kreises die Überlegung für die Broschüre begonnen, berichtete BSO-Leiter Frank Herhaus.



"Wir müssen begreifen, dass wir hier hochwertige Produkte erzeugen - und diese auch als Marken verkaufen", forderte Rainer Gallunder, Vorsitzender des Umweltausschusses. Wenn es gelinge, das zu dokumentieren, dann gewännen die Verbraucher auch wieder Vertrauen in die Landwirtschaft.



Kernstück der Broschüre sei das zwölfseitige Adressverzeichnis, so Herhaus. Dabei seien nicht nur Betriebe in unserem Kreis enthalten, sondern teils auch aus Rheinisch-Bergischem und Rhein-Sieg-Kreis, Köln, Leverkusen und Remscheid, denn dieses Gebiet umfasse das Bergische ja. Als Herhaus und sein Mitarbeiter Rainer Tigges am Ende sahen, wieviele Produkte die Region bietet, war er selbst überrascht und fasziniert, gestand Herhaus. In der Tat kann sich die Produktvielfalt schon sehen lassen:

-Fleisch und Wurst (Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Kalb, Ochse, Spanferkel, Kaninchen)

-andere tierische Erzeugnisse wie Fell oder Wolle

-Geflügel und Eier (Hühner, Enten, Gänse, Perlhühner und Puten)

-Wild und Fisch (Dam- Rot- und Schwarzwild, Forellen, Karpfen, Aal, Saiblinge)

-Molkereierzeugnisse (Milch, Butter und Käse, Joghurt, Molke und Quark von Kühen, Schafen und Ziegen)

-Brot und Gebäck

-Obst und Säfte

-Kartoffeln

-Holzerzeugnisse (Hackschnitzel, Kamin- und Brennholz, Latten und Balken, Weihnachtsbäume)

-Honig, Honigwein (Met) und -likör, Müsli, Nudeln, Zierpflanzen, Blumen)

-Dienstleistungen (Führungen und Ferien auf dem Bauernhof, Kutsch- und Traktorfahrten, Party- und Lieferservice, Geschenkideen und Lohnmosterei, Pensionmspferdehaltung und Reitunterricht, Streichelzoo und Räume zum Feiern).



Ferner sind drei Bauernhofcafés und -restaurants sowie 31 Hofläden aufgelistet. Am Heftende gibt es auch - als Anreiz für die Verbraucher - ein Preisausschreiben, bei dem es einige Produkte und Dienstleistungen zu gewinnen gibt. Weiterhin sind im "aus der Region - für die Region" Infotexte die Kulturlandschaft Bergisches Land, Holznutzung, Regional- und Direktvermarktung, Erzeuger-Gemeinschaften, Spezialitäten, Tourismus, die Landfrauenvereinigung, Streuobstwiesen, Imkerei und alte Nutztierrassen. Kostenlos erhältlich ist die Broschüre in vielen öffentlichen Gebäuden oder gegen einen mit drei Mark frankierten Rückumschlag an die BSO, Schloss Homburg 2, 51588 Nümbrecht.



Nach Käse aus Oberberg, so Jandel, sei die Nachfrage schon so groß, dass die Bauern mit der Produktion nicht mehr nachkämen. Landrat Kausemann wollte von Kreislandwirt Willi Büchler wissen, ob das tiefe Tal beim Rindfleisch tatsächlich schon durchschritten sei. "Ja, es scheint so", antwortete Büchler erleichtert. Schließlich aber, erinnerte der Landrat noch einmal, werde ja auch im Kreis jedes Rindfleisch auf BSE getestet.



Das Arbeitsamt finanzierte eine ABM-Stelle, über die die Broschüre entwickelt wurde. Die Kosten der Broschüre selbst wurden aus dem Vertrag zwischen der Koordinierungsstelle Regionalvermarktung bei der BSO und der Arbeitsgruppe des Kreises finanziert. Das Amt sieht die Förderung der ABM-Stelle als Anschubfinanzierung - "in ein bis zwei Jahren wird es bestimmt von selbst laufen".