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Metaller im Mittelalter? Wikinger mit E-Gitarre? - "2. Celtic Rock Open Air"

ms; 1. Sep 2003, 00:07 Uhr
Oberberg Aktuell
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Metaller im Mittelalter? Wikinger mit E-Gitarre? - "2. Celtic Rock Open Air"

ms; 1. Sep 2003, 00:07 Uhr
(ms/31.8.2003-23:00) Von Martin Sallge
Bergneustadt - Man glaubt fast, den Bass noch immer nachdröhnen zu hören: Gestern rockten gleich sieben Bands zwischen Hardrock und Mittelalter-Folk hinter dem Bergneustädter Rathaus beim "2. Celtic Rock Open Air".

[Bilder: Martin Sallge und Oliver Mengedoht --- "Subway To Sally" hatten neben der aufwändigen Lightshow noch einige eigene Pyro-Effekte mitgebracht.].



Weitere Bilder vom "Celtic Rock" finden Sie hier!

[Fans gab es ja viele am gestrigen Tag; auch ungewöhnlich oder spektakulär gekleidete; aber dieser Barbar setzte dem ganzen doch die Hörner auf.]



Rauchschwaden wabern über die Bühne, dunkelrotes Licht verwandelt das Stahlgerüst in einen Ort der Mystik. Sieben in Leder gekleidete Menschen treten vor die tobende Menge. "Subway To Sally" ist der Name dieses Septetts, das passenderweise auch als siebte Band mit einem knapp zweistündigen Konzert das Celtic Rock Festival abschloss.



Knapp zwölf Stunden lang hielten diese sieben Gruppen das Publikum in ihrem Bann, jede mit ihrem eigenen einzigartigen Flair. "Subway To Sally" bestachen beispielsweise durch harte Gitarrenklänge, ernste Texte und eine feine Prise Mittelalter-Ambiente.



Überhaupt stand der ganze Tag im Zeichen der mittelalterlichen Spielarten, und das aus voller Absicht. Denn so hatten die Veranstalter Dirk Zimmermann und Andreas Tabor das Festival auch konzipiert. Der Erfolg der ersten Auflage im letzten Jahr gab ihnen Recht und schließlich luden die beiden auch zum Ausklang dieses Sommers wieder namhafte Bands nach Bergneustadt ein.

[Wie man es von "Subway To Sally"

erwartet hatte: Kraftvoll sang Frontmann Eric Fish und hart schlugen sie in die Gitarrensaiten.]




Diese folgten dem Ruf, ebenso wie die rund 1.500 Zuschauer, die sich im Laufe des Tages auf dem großzügig bemessenen Festivalgelände eingefunden hatten. Und das, obwohl es noch in der Nacht zuvor kräftig geregnet hatte und auch für den Samstag selbst nicht das beste Wetter angekündigt war. Bis auf zwei kurze, aber dafür umso heftigere Schauer gab es aber auch am Wetter nichts zu beanstanden.



So konnte bei strahlendem Sonnenschein die Heavy Metal-Formation "Black Arrow" den Anfang machen. Mit souveränem Hardrock und einer im positiven Sinne "röhrenden" Stimme machten die vier Musiker aus der Eifel auf sich aufmerksam und lockten die ersten Ankömmlinge vor die Bühne. Als erste Band von sieben hat man es natürlich nicht ganz leicht, das Publikum anzuheizen, "Black Arrow" taten aber ihren Teil und bereiteten den Weg für die ersten mittelalterlich angehauchten Töne.

[Co-Headliner "Schandmaul" bei einer ihrer Balladen - das Repertoire der Bayern ist weit gefächert, trotz der scheinbaren Einschränkung in der mittelalterlichen Thematik.]



Diese sollten von den einzigen auftretenden Artisten aus dem Oberbergischen Kreis kommen, den Gummersbachern von "Sorrowsend". Zum zweiten Mal dabei, konnten die vier auch in diesem Jahr wieder beeindrucken mit ihrem von fantasievollen Texten geprägten Melodic Metal. Echte Fans konnten natürlich problemlos mitsingen - zumindest abgesehen von einigen Zeilen, die Frontmann Oliver Thierjung auf äußerst liebenswürdige Art abändern musste: Er hatte Probleme mit dem Gurt seiner Gitarre und verlieh seinen Gefühlen spontan-lyrischen Ausdruck: "Ich bring' gleich die Gitarre um!"

[Der Schrei: Markenzeichen und Publikumsansporner von "Subway To Sally".]



Ebenfalls schon auf dem ersten Celtic Rock Open Air mit auf dem Plakat stand der Bandname "Wolfenmond", der sich auch in diesem Jahr an gleicher Stelle finden sollte. Die mittelalterlichen Spielleute verstanden es am frühen Nachmittag bereits, die Fans vor der Bühne zum Mithüpfen zu animieren und bedankten sich dementsprechend auch artig: "Ihr seid das beste Publikum, das wir heute hier erwarten konnten." Highlight dieses wiederum durch und durch mittelalterlichen Auftritts mit Dudelsäcken, Flöten und Trommeln war aber wiederum etwas gänzlich Unmittelalterliches: Auf die Bühne gereichte Zettel mit Informationen über falsch parkenden Autos konnte Sänger Christo de Marmedico immer wieder geschickt in die kleinen Anekdoten einbauen, die er gerne zur Ankündigung des nächsten Lieds oder Tanzes erzählte. Prädikat: äußerst humorvoll.

["Adorned Brood" mit der ungewöhnlichen aber ungemein stimmigen Mischung aus härtestem Metal und weichen Melodien aus der Querflöte.]



Weiter ging es im mediävalen Stelldichein mit "Moskote", die den Klang ihrer Vorgruppe wieder ergänzten durch elektronisch verstärkte Saiteninstrumente: Gitarre, Bass, Violine, Cello. "Frontschelm" Lars Engelbrecht bewies Ausdauer, wie er während des ganzen einstündigen Auftritts nicht nur singend sondern auch mitunter wild hüpfend die Bühne für sich einnahm. Abgerundet wurde die Symbiose aus alten Weisen und Heavy Metal durch eine Feuerspuck-Einlage von Gitarrist Manuel Stahl. Und dabei erschien der Auftritt der Gruppe aus Goslar im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte, wie die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.

["Black Arrow" rockten zu Beginn des Festivals ohne große Überraschungen.]



Denn jetzt - es war mittlerweile kurz vor 19 Uhr - ergatterten sich "Adorned Brood" den Titel der wohl härtesten Band, die dieses Jahr in Oberberg spielen sollte. Mit martialischen Schreien, atemberaubenden Gitarren und pumpenden Schlagzeugsoli machten diese fünf Ausnahmemusiker das Publikum richtig heiß auf die beiden Headliner. Richtig heiß konnte dem männlichen Publikum auch beim Anblick von Frontfrau Ingeborg Anna werden, diese lieferte mit glasklarem Gesang und feinem Flötenspiel eine ungewohnte Akzentuierung für den ansonsten sehr souveränen Death Metal.

[Die Spielmannen von "Wolfenmond" werden bestaunt von einem sehr jungen Fan - Sein T-Shirt zeigt die Headliner des letzten Celtic Rocks, "In Extremo".]



Als Co-Headliner angekündigt, aber für viele im Publikum sicher der Hauptgrund den kurzen oder langen Weg nach Bergneustadt anzutreten, durften dann die Bayern "Schandmaul" ihr musikalisches Können präsentieren. Tatsächlich waren nicht nur Fans aus der Region gekommen, es fanden sich auch Besucher aus größerer Entfernung unter den Mitfeiernden, so zum beispiel eine kleine Gruppe aus Bielefeld, die bestätigte: "Für Schandmaul lohnt sich der Weg schon." Sie sollten recht behalten. In der Tat konnten die zwei weiblichen und vier männlichen Barden so richtig für Furore sorgen. Ob mit ihren auch mittelalterlich orientierten Texten oder durch den furiosen Umgang mit ihren Instrumenten, "Schandmaul" machte dem Publikum sichtlich Spaß - und umgekehrt offensichtlich auch.

[Frau Schmidt - sie heißt nicht wirklich so - sorgt bei "Subway To Sally" für den mittelalterlichen Touch.]



Diesen Anspruch konnte man an "Subway To Sally", letzte Band des Abends und mit fast zwei Stunden auch die mit dem längsten Auftritt, nur bedingt stellen. Mit ihrem letzten Album, das dieses Frühjahr auf den Markt kam, distanzierten sich die Potsdamer etwas von ihren eher mittelalterlichen Wurzeln und tendierten mehr in die Schiene der "Neuen Deutschen Härte". Da aber in den zwei Stunden genug Platz war für sowohl neue als auch alte Stücke, sollte jeder auf seine Kosten gekommen sein. Kleiner Wehrmutstropfen: Das aufwändige Maskottchen des Festivals, der überdimensionale Monsterkopf musste für die Feuershow der Band mühselig heruntergelassen werden.

[Frauenpower Marke "Adorned Brood".]



Wem das 2. Celtic Rock Festival noch nicht gereicht hat, braucht nur bis zum 17. Januar zu warten, denn dann werden "Corvus Corax" und voraussichtlich "Within Temptation" nach Oberberg kommen, verriet Veranstalter Dirk Zimmermann, der sich über den weitestgehend reibungslosen Ablauf des Festivals freute. Natürlich soll es dann kein Open Air werden, sondern in die schützenden Mauern der Gummersbacher Stadthalle gehen. Und für den nächsten Sommer gibt es natürlich auch schon Pläne, die sind allerdings noch "mehr oder weniger geheim, denn die Konkurrenz schläft natürlich nicht." Nur soviel sei verraten: Es soll noch größer werden!

[Die Headliner mit ihrer Feuershow - rot wie die Farbe des Blutes, das gerade besungen wird.]

["Moskote", gewissermaßen "Heavy-Spielmannen", beherrschen ihre Instrumente souverän, so dass sie auch noch ein nettes Lächeln für das Kameraauge übrig haben.]

[Das Publikum bei gutem Wetter: Sonnenbrillen und gemütliche Runden auf dem Pflaster.]

[Eric Fish in seiner extravaganten Ledermontur schreit und spornt das Publikum an.]

[Action an der so genannten Davul: Sonja Saltara und Unech im Hag.]



["Moskote"-Gitarrist Manuel Stahl kann auch mit Feuerkeulen umgehen, wie er bewies.]

[Eric Fish stand schon beim dritten Lied der Schweiß auf der Stirn - zurecht.]

[Ein paar "außergewöhnliche" Besucher...]

[Perfekte Show: "Subway To Sally" vor ihrem eigenen Bühnenhintergrund.]

[Das Publikum bei schlechtem Wetter: Regenschirme und nasse Haare.]

[Thomas Lindner, "Schandmaul"-Frontmann, möchte etwas mehr Stimmung im Publikum - dabei waren solche Anspornungen gar nicht nötig.]



[Sehr atmosphärisch: Gerade, als es dunkel wurde, spielten "Schandmaul" ihre Hits wie "Walpurgisnacht".]

[So eine Schalmei ist nicht ganz so einfach zu spielen wie eine Blockflöte.]

[Impressionen von "Schandmaul".]





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