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Oberbergische Geschichte jetzt komplett - "Einmaliges Werk" mit 1.200 Seiten

om; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
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Oberbergische Geschichte jetzt komplett - "Einmaliges Werk" mit 1.200 Seiten

om; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
(om/14.11.2001-19:45) Von Oliver Mengedoht
Oberberg - "Vor 15 Jahren fiel noch unter Landrat Wichelhausen und OKD Fuchs der Beschluss für dieses einmalige Werk", erinnerte Landrat Hans-Leo Kausemann heute bei der Präsentation der nun vollständigen "Oberbergischen Geschichte".

[Bilder (5): Oliver Mengedoht --- Die komplette "Oberbergische Geschichte" wurde heute vorgestellt von (v.l.n.r.): Daniel und Prof. Klaus Goebel, Landrat Hans-Leo Kausemann, den Autoren Gerhard Pomykaj und Volker Dick, Verleger Ernst Herbert Ullenboom und Autor Stefan Ehrenpreis.]



"Was lange währt, wird endlich gut", befand Kausemann daher und war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Es sei auch wahrscheinlich einmalig in ganz Deutschland, erklärte der Wuppertaler Herausgeber Prof. Klaus Goebel, dessen Sohn Daniel das Register erarbeitet hatte (es war erst gestern gedruckt worden): "Ich kenne jedenfalls keinen Kreis in der Republik, der eine eigene Kreisgeschichte hat, das hat Seltenheitswert."

[Herausgeber Goebel aus Wuppertal beschrieb die inhaltliche Gliederung der drei Bände.]



Es sei schon ein wenig abenteuerlich, gestand Goebel, eine nicht nur tausendjährige, sondern Millionen Jahre währende Geschichte eines Kreises anzugehen, "zudem der ja politisch ein künstliches Gebilde ist - aber der ständige Wandel ist ja ein Kennzeichen der Geschichte".



12 Autoren - 1.200 Seiten - Kein Fachbuch für Spezialisten



1.200 Seiten dick ist das Werk insgesamt geworden, neben den drei Bänden - die es jetzt in einem Schuber gibt - und dem Register erschien bereits die umfangreiche Bibliographie mit den wichtigsten Fundstellen zur historischen Entwicklung der Region. Dabei wurde Wert darauf gelegt, kein Fachbuch für Historiker und Spezialisten zu erstellen, sondern ("Geschichte kann ja auch spannend sein") ein lesefreundliches Buch für breitere Schichten.



Dabei hat das neue Standardwerk auch ordentlich gekostet: Insgesamt flossen 315.000 Mark in das Projekt, größtenteils von der Kulturstiftung Oberberg der Kreissparkasse Köln. In Etappen wurde es erarbeitet: Die "Bibliographie zur Oberbergischen Geschichte" von Richard Jilka erschien schon 1992, Band 2 "Vom Westfälischen Frieden zum Ende der Monarchie" 1998.



Woher kommt der Begriff Oberberg?

Bis heute übrigens sei nicht herausgefunden worden, erläuterte der Herausgeber, wo der Begriff Oberberg zum ersten Mal aufgetaucht sei. "Fest steht bisher nur, dass es mit den Herzogen von Berg zusammenhängt", verdeutlichte Goebel. Klar dagegen die Herkunft des Oberbergischen Kreises unter diesem Namen; der wurde 1932 aus mehreren kleineren Kreisen geschaffen.



Eine wichtige Frage bei der Erstellung des Konzeptes in den 80-er Jahren sei gewesen, wen man als Autoren gewinnen könnte. "Einer alleine kann heute kaum noch ein so umfassendes Werk schreiben." Schließlich, so Goebel, seien die Disziplinen auch in der Geschichte aufgesplittet: "Ein Mediavist - also Historiker des Mittelalters - hat seinen eigenen Beritt, der Neuzeithistoriker kann sich nicht ausführlich mit der Frühzeit beschäftigen."

[Repros (5): Gronenberg Verlag --- Diese Urkunde mit Siegel gewährte das Münzrecht.]



Nicht weniger als ein Dutzend Autoren betrachteten also in einzelnen Abschnitten die Entwicklung des Kreisgebietes vom Entstehen vor 400 Millionen Jahre bis zur letzten Kommunalwahl im Jahr 1999. "Da wurde wirklich Forschungsarbeit geleistet", betonte der zu Recht stolze Herausgeber: "Es ist der erste Versuch, all das zu bündeln, was wir in den letzten Jahrzehnten erfahren haben - und es wurden auch neue Fakten herausgefunden." Dabei dankte Goebel auch "der Redaktion", Ulrich Runkel aus dem Büro des Landrats.



"Von den Anfängen bis zum Westfälischen Frieden"

[Geschlagen kehrten die Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg in ihre Heimat zurück.]



Im ersten Band "Von den Anfängen bis zum Westfälischen Frieden" geht es bereits um mehrere Jahrtausende oberbergischer Siedlungs- und Kulturentwicklung. Die Autoren Günther Walzik, Wolfgang Herborn und Albrecht Brendler nehmen hier Archäologie, Namenskunde, Kunstgeschichte und schriftliche Urkunden als unterschiedliche Ansätze in Anspruch und gewinnen damit einige neue Erkenntnisse über Frühgeschichte, Altertum und frühes Mittelalter. Stefan Ehrenpreis (der Opladener ist heute an der Humboldt-Universität Berlin tätig) und Gregor Horstkemper (München) beschreiben erstmals das späte Mittelalter und die frühe Neuzeit des Raumes zwischen Sauerland und Kön.



So ist in ebenso gründlicher Weise erforscht worden, ob der Nümbrechter Ortsname Rommelsdorf tatsächlich als erster oberbergischer Siedlungsname urkundlich erwähnt wurde wie spannende Ausgrabungen in der Nümbrechter Kirche, Hexenverfolgung, Kriege und Wirtschaftsgeschichte.

[In Holsteinsmühle wurde das Werk mit 1.000 Seiten der Presse und anschließend den Vertretern der 13 Städte und Gemeinden Oberbergs vorgestellt.]



Noch älter aber als die menschliche Besiedlung sind Erde und Natur darselbst, die von dem im Jahr 2000 verstorbenen Geologen Hellmut Grabert beschrieben werden. Im Kapitel "Als das Land aus dem Meer stieg" schildert er die geologischen Prozesse, die vor mehr als 280 Millionen Jahren Oberberg tatsächlich erst entstehen lassen. Biologe Gero Karthaus (Engelskirchen) geht der Tier- und Pflanzenwelt sowie den Einflüssen auf diese durch den Menschen nach.



"Von der Weimarer Republik bis zur Jahrtausendwende"



Mit den Folgen der deutschen Katastrophen im Ersten und Zweiten Weltkrieg befassten sich die Untersuchungen des Gummersbacher Stadt- und Kreisarchivars Gerhard Pomykaj. Trotz einer Reihe von Einzelstudien fehlte bekanntlich bislang eine umfassende Darstellung eines Überblicks für den Zeitraum 1918 bis 1948 in der Region, was zunehmend als "schmerzliche Lücke" empfunden wurde.

[Das erste Postauto Oberbergs (linkes Bild); Robert Ley auf einem Bild um 1938 - der Nationalsozialist gab sich in seiner Heimat als volksnaher Tribun.]



Tausende von Titeln über Oberbergs Geschichte seien bereits erschienen, gab Pomykaj zu, doch auch in der grundlegenden Arbeit von Brandenburger, die in den 70-er Jahren entstanden sei, habe es noch andere Interpretationen gegeben. Aufgrund neuer Erkenntnisse konnte Pomykaj eine neue Sichtweise und Erklärung für den Aufstieg des Nationalsozialismus in der Region finden.



Volker Dick beschäftigte sich mit der neusten Geschichte, den Aufbaujahren nach dem Krieg bis zur letzten Kommunalwahl 1999. Dabei, erklärt er, sei die noch relative "oral history" zum Zuge gekommen, die auf noch lebende Zeitzeugen zurückgreifen kann. Das mag besonders spannende Lektüre für die sein, die diese Zeit und diese Menschen noch selbst miterlebt haben: Parteipolitische Konspirationen, heftige Auseinandersetzungen um die Neugliederung des Kreises 1975, die Einrichtung von Gesamtschulen oder die Schließung von Krankenhäusern sind da nur einige "Höhepunkte".



Gibt es jetzt noch "weiße Flecken"?

[Bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg getötete Tiere in Hasenberg.]



Ist die oberbergische Geschichte denn jetzt lückenlos dargestellt, gibt es keine "weißen Flecken" mehr? "Nein", antworteten Herausgeber Goebel und Verleger Ernst Herbert Ullenboom vom Verlag Gronenberg. "Wir haben manches der Zukunft überlassen - wie einiges in der Entwicklung im 20. Jahrhundert; wie war das mit der ersten Schreibmaschine, den ersten Autos? -, aber was uns wesentlich erschien, ist drin."



Landrat Kausemann ergänzte, dass es natürlich in Zukunft die "Verpflichtung gibt, fortzufahren". Und Autor Volker Dick, der die letzten 51 Jahre betrachtete, ergänzte, dass er das Problem gehabt habe, dass die Akten der letzten 30 Jahren noch unter Verschluss für die Öffentlichkeit lägen - auch hier gebe es also in Zukunft neue Erkenntnisse und andere Sichtweisen zu entdecken.

[Die "heimischen" Autoren Volker Dick (l.) und Gerhard Pomykaj erläuterten ihre Arbeit.]



"Oberbergische Geschichte"

Herausgegeben von Klaus Goebel im Verlag Gronenberg

-Band 1: "Von den Anfängen bis zum Westfälischen Frieden"; Autoren: Hellmut Grabert, Gero Karthaus, Günther Walzik, Albrecht Brendler, Wolfgang Herborn, Stefan Ehrenpreis, Gregor Horstkemper

-Band 2: "Vom Westfälischen Frieden zum Ende der Monarchie 1648 - 1918"; Autoren: Gert Fischer, Volkmar Wittmütz, Dieter Lück

-Band 3: "Von der Weimarer Republik bis zur Jahrtausendwende 1918 - 1999"; Autoren: Gerhard Pomykaj, Volker Dick



Ab sofort im Buchhandel, ein Band kostet 46,- DM, alle drei Bänder im Schuber 126,- DM.

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