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Musikalische Vielfalt beim "Jazz in der Kneipe"

Red; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
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Musikalische Vielfalt beim "Jazz in der Kneipe"

Red; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
(ls, vma/23.5.2001-17:20) Von Leif Schmittgen und Vera Marzinski
Wiehl – Gleich fünf verschiedene Bands in fünf verschiedenen Kneipen warteten auf die Musikfreunde am Dienstagabend im Rahmen der Wiehler Jazztage.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Gediegen und dezent: "Hot Jazz 3" in der Alten Posthalterei.]



Zu voll war es bei "Jazz in der Kneipe" nicht, der Besuch war eher mäßig. Dennoch war für jeden etwas dabei. Eher gediegen und dezent: Engelbert Wrobel´s "Hot Jazz 3" in der Alten Posthalterei. Mit einem abwechslungsreichen und vielfarbigen Repertoire, geprägt durch das kraftvolle und ausdrucksstarke Spiel des Bandleaders Engelbert Wrobel, fanden sie in uriger Atmosphäre ihr Publikum.

[Die Dreier-Besetzung von "Hot Jazz 3" mit Engelbert Wrobel (v.l.n.r.) Chris Hopins und Oliver Mewes.]



Mit Stücken wie "Girl of my dreams" oder das eingängige "Sweet Georgia Brown" zeigte die Dreier-Besetzung ihr Können. Die "Hot Jazz 3" liegen auf der klassischen Jazzlinie, denn schon früh hat es im Jazz Trio-Besetzungen gegeben, die mit einem Holzbläser, Piano und Schlagzeug spielten. Als Hotjazz- und Swing-Klarinettist und –Saxophonist hat sich Engelbert Wrobel einen Namen gemacht. Pianist Christina Hopkins Spiel wurzelt in der Tradition von bekannten Stride-Pianisten. Vervollständigt wird das Trio durch Schlagzeuger Oliver Mewes, der ganz auf der klassischen Linie der Swingmusik liegt.

[Die Jazzband der Musikschule.]



Die ganz jugendliche Linie konnten die Besucher von "Jazz in der Kneipe" im "Checkpoint" finden. Die Jazzband der Musikschule verdeutlichte, dass in ihnen die Zukunft von morgen steckt. Diverse Standards, gespickt mit virtuosen und mitreißenden Improvisationen, machten das Programm aus.

[Julia Schröter (linkes Bild) und Lukas Degener von der Musikschule überzeugten.]



Die seit etwa vier Jahren kontinuierliche und intensive Probenarbeit unter dem Kölner Jazz-Pianisten Henning Wolter trägt gute Früchte. Da macht es dann auch nichts, wenn Pianist Lukas Degener bei der Ankündigung des nächsten Titels sagt: "Jetzt kommt was beschauliches – Summertime. Das ist aus irgendeinem Film". Es reichte, dass das Publikum wusste, das Gershwin diesen Titel komponierte.



Die Hintergrundinformationen zu solch einem Titel sind dann auch nicht so ausschlaggebend, wenn man sieht, wie brillant und vollkommen vertieft Lukas Degener in die Tasten greift. Dabei stehen ihm seine Bandkolleginnen und –kollegen mit nichts nach. Soli waren für jeden – Julia Schröter (Sax), Andreas Berkenberg (Posaune), Thomas Monnerjahn (Gitarre), Volker Müller (Bass), Jan Paulus und Jochen Forst (Drums) – eingebaut und gemeinsam überzeugten sie ihr Publikum.

["Tom Shaka" im Bielsteiner "Bonjour".]



Bereits zum dritten Mal trat "Tom Shaka" im Bielsteiner "Bonjour" auf und zog dementsprechend reichlich Publikum an. Hier hat er schon eine eingeschworene Fangemeinde, konnte aber auch neue Fans dazugewinnen. Sein überzeugendes Gitarrenspiel parallel zur Mundharmonika und gleichzeitigem Rhythmusgerät – sein linker Fuß, ausgestattet mit einem Steppschuh, ersetzte ein komplettes Schlagzeug – baute schnell Stimmung auf.

[Überzeugendes Gitarrenspiel parallel zur Mundharmonika und gleichzeitigem Rhythmusgerät - seinem linken Fuß.]



Das Intro spielte er sich sozusagen von der Seele und darauf folgte ein Wechsel von langsamen und schnellen Stücken. Mit geschlossenen Augen spielte er den klassischen Blues und vereinnahmte sein Publikum durch seine Art. Ralf Demessieur, Wirt des Bonjour, wurde bereits 1991 zur Beteiligung an "Jazz in der Kneipe" von Hans-Joachim Klein angesprochen. Mit Klein, der für die Gesamtorganisation der Jazztage verantwortlich ist, sprechen sich die Kneipen ab und entscheiden gemeinsam, welche Bands eingeladen werden.

[Seit 1998 im "Sümpfchen": Die Becker Band".]



Auch im Wiehler "Sümpfchen" ist "Jazz in der Kneipe" mittlerweile Tradition. Kneipenwirt Schnuggels erklärt, dass sie schon seit vier Jahren dabei sind und 1998 bereits die "Becker Band" hier für Stimmung sorgte.

[Band-Chef Reiner Becker (rechtes Bild); Uwe Placke (links) und Schlagzeuger Tom Fuchs.]



Gleich zum Auftakt ein Stück im Country-Stil. Doch die "Becker Band" hat nicht eine glatte Linie, sie sind sehr flexibel in ihrer Musik, die von Rhythm & Blues, über Rock´n Roll bis hin zum Country geht und so ein nie langweiliges Wechselbad ermöglicht.

[Mit Elan am Bass: Andreas Steinmeyer.]



Ein "Blues way choose", nicht rockig wie von Elvis sondern eher im Stil von Louis Armstrong, oder ein "Ring of fire" von Jonny Cash zeigten den individuellen Stempel der garantiert handgemachten Musik von Reiner Becker (Gitarre, Gesang), Uwe Placke (Mundharmonika, Gesang), Andreas Steinmeyer (Bass, Gesang) und Tom Fuchs (Schlagzeug, kluge Sprüche und mehr).

[Bluesiger Abend: "Hookers"-Trompeter Thomas Ennenbach.]



Irgendwo "Zwesche Eigelstein un Beale Street" die Musik. Irgendwo zwischen Rathaus und Bahnhof – genauhergesagt im "Cafe 90" – der Ort, wo "The Hookers" einen bluesigen Abend bescherten. Sie ließen es gaaanz langsam angehen und kamen nicht mit vier, sondern mit sieben Musikern. Zur Stammbesetzung Alfred Scheller (Harp, Gitarre, Gesang), Dieter Hoinka (Gitarren), Deddi Köhne (Bass) und Klaus Marner (Drums) gesellten sich Mike Siegmund (Saxophon), Frank Willer (Quetschkommode) und Thomas Ennenbach (Trompete).

[Die "Hookers" im Cafe 90.]



"De Luff is russ" konnten die Gäste im Cafe 90 nicht sagen, so lautete nur ein Titel der Band, die sich dem authentischen Blues verschrieben hat und die lebendige Muttersprache für ihre Stücke nutzt. Ein "Rosenmontag-Blues" frei nach Stone Monday oder auch das "Geisterhuus" lockten die Bluesgeister langsam zum Vorschein, auch wenn zwischendurch der Bassmann gesucht werden musste.

[Frank Willer (li.), Band-Leader Alfred Scheller (M.) und Bassist Deddy Köhne.]



Viel Blues und Swing, aber auch alte Jazz-Standards ließen am Dienstagabend die Post abgehen, und das nicht nur in der "Alten Posthalterei".



Am Donnerstag geht gleich zweimal in der Evangelischen Kirche die Post ab, wenn "Messiah´s Gospel Messengers" mit Gospel und Spiritual für stimmungsvolle Stunden sorgen. Um 16 und um 20 Uhr finden die Konzerte statt. Auch die noch junge Reihe "Jazz Alternativ" wird am Donnerstag, 24. Mai um 20 Uhr, fortgesetzt. Jedoch nicht in der dafür zu großen Wiehltalhalle, sondern in der Black Box/Midnight, wo "Andreas Willers´ Blue Collar" uneingeschränkten Musikgenuss verspricht.

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