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In der Gemeinschaft mit anderen gewinnen

mho; 8. Nov 2009, 15:05 Uhr
Bilder: Martina Hoffmann --- Bürgermeister Gerhard Halbe, die stellvertretende Landrätin Ursula Mahler, Superintendent Jürgen Knabe und sein Lenneper Kollege Hartmut Demski sowie Prediger Dr. Robinson Butarbutar aus dem Indonesischen Partnerkreis Medan-Aceh bei der Kreissynode des evangelischen Kirchenkreises an der Agger im Krawinkelsaal Bergneustadt.
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In der Gemeinschaft mit anderen gewinnen

mho; 8. Nov 2009, 15:05 Uhr
Bergneustadt - Bei der Kreissynode schwor Superintendent alle Anwesenden auf harte Jahre ein, blickte aber auch zuversichtlich in die Zukunft und erläuterte zahlreiche bedeutende Projekte.
Superintendent Jürgen Knabe zeigte in seinem Jahresbericht der Kreissynode einige Perspektiven und nächste Schritte auf, um die drohende Finanzkrise, Mitgliederschwund und die Neugestaltung der Zusammenarbeit in den Kooperationsräumen zu bewältigen. „Auch die gelingende Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen halte ich für eine besondere Gestaltungsaufgabe für die Zukunftsfähigkeit unserer Kirche“, machte Knabe die Wichtigkeit der ehrenamtlichen Mitarbeit deutlich. Angesichts der Finanz-und Mitgliederkrise in der Kirche forderte Knabe: “Reichtum braucht ein Maß und Armut eine Grenze.“ Im Jubiläumsjahr von Calvin und der Barmer sei  die Kirche speziell gefordert für gerechte Verhältnisse in der Gesellschaft einzutreten.

Angesichts des prognostizierten Rückgangs der Gemeindemitglieder von derzeit gut 95.000 auf etwa 87.000 bis zum Jahre 2015 und den daraus resultierenden sinkenden Einnahmen, müsse der Kirchenkreis sich nun umstrukturieren, um sich der Herausforderung zu stellen. "Ich bin dankbar dafür, dass die Regionalisierung in unserem Kirchenkreis nicht als „von oben verordnet“ angesehen wird, sondern dass die beteiligten Gemeinden aufgrund ihrer eigenen Überzeugung und Einsicht zu der Erkenntnis gekommen sind, das zukünftige Geschehen im Verbund mit den Nachbarn zu steuern“, so Knabe. Dabei wies der Superintendent darauf hin, dass die wesentlichen Felder der Zusammenarbeit in Form von Vereinbarungen und Arbeitsgemeinschaften, die finanzielle Autonomie der Gemeinden weiterhin vorsehen.

„Unabdingbar ist jedoch mittelfristig eine gemeinsame Verständigung über ein Personal- und Gebäudekonzept innerhalb der Kooperationsräume“, sprach Knabe weiter. Im angerenzenden Kreis Lennep sei man da schon weiter, in der Schaffung der Kooperationskreise sei der Kirchenkreis An der Agger einen Schritt voraus. „Auch hier gilt, dass wir voneinander lernen und profitieren können“, so das Kooperationsangebot Knabes an Gastredner und Superintendenten  Hartmut Demski.

Mit gut 1,5 Millionen Euro weniger werden die 27 Kirchengemeinden im Kreis 2015 auskommen müssen. Da die Zahl der Pfarrstellen im Kirchenkreis mit vier Stellen unter dem Kontingent liegt, das von der Landeskirche vorgegeben ist, kann - wenn überhaupt - nur ein geringes Einsparpotenzial bei den Pfarrstellen erreicht werden. Bei den Gebäuden muss aufgrund der zusätzlich abzuführenden Substanzerhaltungspauschale und der Bildung von Rücklagen zusätzlich 800.000 Euro eingeplant werden. Deshalb hat der KSV und die Arbeitsgruppe Personalkonzeption beschlossen, dass weiter 500.000 Euro bei den Gebäuden eingespart werden müssen. „In der Konsequenz bedeutet dies  bei Eintritt der Annahmen der Prognose eine Einsparung bei den Mitarbeitendenstellen von rund einer Million Euro“, machte Knabe das Ausmaß der Misere deutlich.

Für den kreiskirchlichen Haushalt führt die Finanzprognose dazu, dass zwar im Jahr 2009 noch mit einem Plus von rund 100.000 Euro gerechnet werden kann, aber mit Rücklagenentnahmen von 85.000 Euro im Jahr 2010 gerechnet werden muss. Diese Tendenz wird bis zu einem prognostizierten Defizit von 325.000 Euro im Jahr 2015 ansteigen. „Die Prognosen sind erschreckend: sollte der finanzielle Trend so anhalten, kann eine erhebliche Zahl von Mitarbeitenden dauerhaft nicht mehr finanziert werden“, warnte Knabe. Für die Neukonzeption von Gebäuden ist die Nutzung des Dietrich-Bonhoeffer-Heims in Bergneustadt als Altenheim für  vorwiegend demenzkranke Menschen mit 45 Plätzen ein Beispiel für sinnvolles Umdenken. Die Initiative in Nümbrecht-Harscheid, die mit  der Gründung eines Kirchbauvereins den kompletten Umbau des Gemeindezentrums angehen will, ein anderes.

Bei der Frage der Ausstattung der Gemeinden mit Finanzmitteln sollten nach wie vor Sponsoring und das Gewinnen von alternativen Finanzierungsmitteln besondere Bedeutung haben. „Kirchbauvereine, Stiftungen und Förderkreise für gemeindliche Arbeitsfelder sind wichtige Voraussetzungen für die Gewinnung von Spenden“, so der Superintendent. Die gesamte Krise mache erneut deutlich, dass es nicht nur um die Lösung von strukturellen Problemen in der Finanzwirtschaft oder nur um eine besser funktionierende Überwachung der globalen Systeme gehen kann. Vorrangig muss erneut die grundsätzliche Frage nach dem Sinn des Wirtschaftens gestellt werden. „Wir brauchen zum einen tatkräftige und glaubwürdige Unternehmer, zugleich brauchen wir Unternehmer, die in besonderer Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden handeln“, forderte Knabe. “Ein Vollarbeitsverhältnis muss zur Sicherung der materiellen Existenz ausreichen. Die Landessynode 2009 hat sich deshalb für einen Mindestlohn von 7,50 Euro pro Stunde eingesetzt.“


Ebenso wurde auf den Aufruf der  Evangelische Kirche im Rheinland unter dem Motto "Chancenreich - gemeinsam aktiv gegen Kinderarmut“ hingewiesen. Auf einer Regionalveranstaltung in Waldbröl ging es vor allen um die Vernetzung verschiedener Initiativen auf diesem Feld. Rund  20 Kooperationspartner  präsentierten ihre Angebote.  Als ein erster praktischer Schritt, sollen auch Finanzmittel für eine Kindertafel gesammelt werden. Vernetzt wurden auch die Träger von Kindertageseinrichtungen. Die `Interessengemeinschaft Evangelischer Kindertageseinrichtungen für Kinder im Kirchenkreis` soll  zukünftig in den Gremien ihre Interessen noch deutlicher vertreten. Beigetreten ist der Kirchenkreis auch dem Klimabündnis. „Wir wollen die regenerative Energie aus der Region für die Region fördern und den Menschen empfehlen, ökologisch erzeugten Strom zu erzeugen“, verdeutlichte Knabe den Entschluss. Das regionale Engagement setze sich auch bei den Lebensmitteln fort. „Vor 40 Jahren haben wir ein Drittel des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben, jetzt ist es ein Sechstel“, rechnete der Superintendent vor. „Wir haben uns die Frage zu stellen: Was  sind uns unsere Lebensmittel wert?“. Der Pfarrkonvent hat sich nun dafür ausgesprochen, in der Frage der Ernährung und der Bewahrung der Schöpfung verantwortlich vor Ort zu handeln. „Ich bitte deshalb die Kirchengemeinden und kreiskirchlichen Einrichtungen, bei ihren Einkäufen besonders unsere heimischen Produkte wie bergisch pur und Hofläden zu bevorzugen“, so Knabe.

Der Dialog zwischen den Religionen stärke zudem das gemeinsame regionale- und soziale Engagement.  „Gemeinsam sind wir am Demographieforum des Oberbergischen Kreises beteiligt, gemeinsam haben wir mit dem Oberbergischen Kreis gute Konditionen für die Finanzierung unserer Beratungsstellen erreichen können, gemeinsam organisieren wir die Ökumenische Notfallseelsorge. Ich trete deshalb dafür ein, dass wir die Zusammenarbeit intensivieren. Das gilt auch für das Miteinander mit den Schwestern und Brüdern der evangelisch-freikirchlichen Gemeinden“, forderte der Superintendent.

Die wesentliche Gestaltungsaufgabe bleibe, die Kooperationsräume und das Miteinander zwischen den Gemeinden mit Leben zu erfüllen. „Die rund 5.000 ehrenamtlich Mitarbeitenden im gesamten Kirchenkreis sind dabei ein großer Schatz, den wir pflegen und wertschätzen sollten. Eine motivierte Mitarbeiterschaft ist im Wachstumsprozess von Gemeinden und im Miteinander der Kooperationsräume unentbehrlich“, dankte er für den Einsatz. Wenn sich die Kirche in der Akzeptanz- und Finanzkrise in dieser säkularisierten Welt behaupten wolle, dann läge die Chance in einer konsequenten Profilbildung. „Gute, ausbaufähige Erfahrungen gibt es, mit kreiskirchlichen Aufgaben beauftragte Referenten oder Synodalbeauftragte,  die Dienste anbieten, die in Kooperationsräumen oder in Verbund mit mehreren Kirchengemeinden wahrgenommen werden können. In der Gemeinschaft mit anderen gewinnen wir alle“, so die Überzeugung des Superintendenten.



Die Kooperationsräume:

1: Wipperfürth – Klaswipper
2: Hülsenbusch – Kotthausen – Müllenbach
3: Engelskirchen – Ründeroth – Dieringhausen/Vollmerhausen/
                                                 Niederseßmar
4: Lieberhausen – Wiedenest – Bergneustadt – Derschlag
5: Eckenhagen – Heidberg – Odenspiel
6: Wiehl – Oberbantenberg – Marienhagen – Drespe
7: Drabenderhöhe – Marienberghausen
8: Gummersbach (innergemeindlicher Kooperationsraum)
9: Nümbrecht (innergemeindlicher Kooperationsraum)
10: Waldbröl (innergemeindlicher Kooperationsraum)
11: Rosbach (innergemeindlicher Kooperationsraum)
12: Waldbröl - Holpe

Die Kirchengemeinden Denklingen und Holpe stehen mit ihren Nachbargemeinden in Gesprächen.  Die Presbyterien von Waldbröl und Nümbrecht haben sich zunächst als innergemeindliche Kooperationsräume erklärt. Zugleich haben sie Gesprächsbereitschaft mit den Nachbarkirchengemeinden signalisiert. Die Gemeinde Denklingen wird ihre Beratungsgespräche mit der Nachbargemeinde Nümbrecht noch weiterführen. Wipperfürth und Klaswipper haben intensive Gespräche und Beratungen zur Bildung einer Gesamtkirchengemeinde aufgenommen, um die Möglichkeiten einer einheitlichen, koordinierenden Leitung durch ein Gesamtpresbyterium sowie zwei Bereichspresbyterien nach den Vorgaben des neues Gesamtkirchengemeindegesetzes zu nutzen.


Jubiläen und Ehrungen

Der Posaunenchor Wirtenbach feierte sein 120-jähriges Bestehen, der Posaunenchor Remperg sein 100-Jähriges. Zwei Kirchen, beziehungsweise Kirchengemeinden im Kirchenkreis, wurden in diesem Jahr 50 Jahre alt: Die Kirchengemeinde Oberbantenberg feierte am 21. Juni  in Bielstein und die Kirchengemeinde Kotthausen blickte ebenson auf ihr 50-jähriges Bestehen in einer Festwoche zurück. Die Oberbergische Kantorei feierte mit einem Festkonzert in Dieringhausen ihr 50-jähriges Bestehen und die KSA-Ausbildung Waldbröl existiert bereits seit 30 Jahren. Mit gegenseitigen Besuchen beging der Kirchenkreis das 25-jährige Jubiläum der Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Medan-Aceh . 25 Jahre ist auch das Blaues Kreuz in Gummersbach aktiv und die Leiterin der evangelischen Telefonseelsorge Oberberg, Christa Dresbach-Schnieder, erhielt stellvertretend für die 50 ehrenamtlich Mitarbeitenden die Gummersbacher Stadtmedaille in Silber. Ausgezeichnet wurden auch die Leiter der Kantoreien aus Gummersbach und Bergneustadt, Kantorin Annette Giebeler und Kirchenmusikdirektor Hans Wülfing.


Dank und Wechsel

Gedankt wurde den ausscheidenden Synodalältesten Jürgen Skusa aus Wiehl, dessen Nachfolge Ute Hucklenbroich aus der Kirchengemeinde Dieringhausen-Vollmerhausen- Niedersessmar übernimmt.  Ein Dank ging auch an Michael Kalisch für die Leitung des Aufbruchprojektes seit dem Jahr 2006 das nunmehr durch Aurel Everling geleitet wird. Zwei Gemeindereferenten wurden in diesem Jahr ordiniert: Diakon Norbert Hecker in der Kirchengemeinde Eckenhagen und Diakon Rüdiger Hentze in der Kirchengemeinde Klaswipper. Als neuer Inhaber der Pfarrstelle der Kirchengemeinde Engelskirchen in der Nachfolge von Helmut Ospelkaus wurde Pfarrer Johannes Vogelbusch aus Düsseldorf in sein Amt eingeführt. Pfarrer Henning Strunk übernahm die Pfarrstelle zur Koordination der Notfallseelsorge im Kirchenkreis und zur Entlastung des Skriba im Gottesdienst in Gummersbach.

Johannes Vorländer hat seinen Dienst als Pfarrer zur Anstellung in der Kirchengemeinde Holpe begonnen, und in der Nachfolge von Schulpfarrer Horst Schoch hat Pfarrer Manfred Hein-Dürr den Dienst in der vierten kreiskirchlichen Pfarrstelle zur Erteilung evangelischer Religionslehre am Berufskolleg in Dieringhausen aufgenommen. Für Pfarrer Mark Platten hofft man in Kürze auf eine refinanzierte Schulpfarrstelle im Kirchenkreis. Gleich vier Pfarrer und eine Pfarrerin im Kirchenkreis feierten in diesem Jahr ihre silberne Ordination: Thomas  Ruffler, Hartmut Domay, Peter und Ulrike Pietschmann sowie Christoph Gehring. Durch Ruhestand oder den Eintritt in die Freistellungsweise des Altersteildienstes kommt es bis zum Jahr 2015 in den Kirchengemeinden Wipperfürth, Ründeroth und Wiehl zu entsprechenden Zäsuren. In die Oberbantenberg und Wiehl wird bis zum  Ausscheiden von Pfarrer Heinz Hübner geklärt, wie die Dienste unter den Gemeinden mit insgesamt vier Pfarrstellen aufgeteilt werden. In Ründeroth soll nach dem Ausscheiden von Pfarrer Hartmut Domay die Pfarrstelle auf 0,75 Prozent reduziert werden.


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