Bilder: Bernd Vorländer --- Freuen sich auf die 'Lange Nacht der Industrie: (v. li.) Michael Sallmann (Leiter der IHK-Geschäftsstelle Oberberg), Ulf Reichardt (Hauptgeschäftsführer der IHK Köln), Michael Pfeiffer, IHK-Vizepräsident) und Muhammad Hejasi.
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Muhammad spricht Deutsch
Oberberg Die IHK Köln fördert Sprachkurse für Flüchtlinge Heimische Unternehmen fordern leistungsstarke digitale Infrastruktur Werkstore öffnen sich am 9. Juni bei der langen Nacht der Industrie.
Von Bernd VorländerMuhammad spricht Deutsch, überraschend gut für jemanden, der vor 16 Monaten von diesem Land nichts wusste, geschweige denn dessen Sprache verstand. Der 27-jährige Syrer kam aus einem Land, in dem die Hoffnung jeden Tag ein bisschen mehr starb. Also versuchte er alles, um seinem Leben eine Wendung zu geben. Muhammad Hejasi kam ins Rheinland, ein Glücksfall für ihn. Mehrere Sprachkurse hat der Syrer, der in seinem Heimatland einige Semester Betriebswirtschaftslehre hinter sich brachte, absolviert.
[Muhammad Hejasi ist in Deutschland angekommen: Sprache, Praktikum, Ausbildung, vielleicht eine eigene Firma.]
Den letzten, einen dreimonatigen Intensivkurs, in dem er jeden Tag 40 neue Vokabeln lernte, sowie ein anschließendes Praktikum gewährte ihm die IHK-Stiftung. Lernen, arbeiten, nicht in der Wohnung bleiben, sondern rausgehen und die neue Kultur sowie die Menschen kennenlernen, empfiehlt Hejasi allen, die ebenfalls nach Deutschland gekommen sind, um sich ein Leben ohne Angst vor Krieg und Gewalt aufzubauen. Persönlich hat er noch einiges vor. In einigen Jahren will ich eine eigene Firma eröffnen, sagt der syrische Flüchtling und sein Gesicht strahlt. Gründerwillen, das hört man gerne bei der IHK. Die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt ist für uns ein Megathema, sagt Ulf Reichardt. Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. Und selbstbewusst fügt er hinzu: Es gibt keine IHK in NRW, die sich bei diesem Thema derart engagiert.
Reichardt ist Überzeugungstäter. Er hält es für wichtig, dass man nicht über Integration spricht, sondern sie aktiv angeht. Allein 900.000 hat die IHK-Stiftung bereits für Sprachkurse zur Verfügung gestellt, 330 Flüchtlingen konnte somit das Eingangstor zum Arbeitsmarkt geöffnet werden. Allerdings müssten die Unternehmen auch wissen, wer von den Menschen, die nach Deutschland gekommen seien, auch eine Bleibeperspektive habe, ergänzt IHK-Vizepräsident Michael Pfeiffer, Gesellschafter der BPW Bergische Achsen.
Wichtig ist den IHK-Machern aber auch die Standortsicherung im Oberbergischen. Dazu gehört neben dem alljährlichen Ruf nach Ausweisung weiterer Gewerbeflächen und der Kritik am ihrer Meinung nach kontraproduktiven Landesentwicklungsplan auch die Forderung nach einer leistungsstarken Breitband-Infrastruktur. Wir sind im Zeitalter einer digitalen Revolution und haben intelligente, lernende, computergesteuerte Maschinen. Und gleichzeitig sind die Verbindungsgeschwindigkeiten niedrig. Wenn nicht investiert wird, gehen hier irgendwann die Lichter aus, sah Pfeiffer Land und Kommunen in der Pflicht, dem Grundbedarf nach Übertragungsgeschwindigkeit auch nachzukommen.
Michael Sallmann, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Oberberg, sah allerdings auch die Notwendigkeit, dass Unternehmen die neuen digitalen Möglichkeiten nutzen. Wer die Digitalisierung von Produktion, Produkten, darauf basierenden Serviceangeboten und neuen Märkten verschläft, läuft große Gefahr, ganz schnell vom Markt zu verschwinden, warnt Sallmann.
Für Michael Pfeiffer ist noch etwas anderes wichtig. Gesunde, prosperierende Unternehmen gebe es nur, wenn auch Kommunen und Infrastruktur leistungsstark seien. Das eben sieht er so in Oberberg nicht gegeben. Er frage sich, ob die Zahl der Kommunen noch nötig sei oder ob nicht sechs oder sieben Städte und Gemeinden ausreichten. Reichshof, Nümbrecht und Wiehl - das sind drei Kommunen die kaum zehn Kilometer auseinander liegen. So etwas müsste auf den Prüfstand, ist Pfeiffer überzeugt, dass man dann auch kommunale Prozesse optimieren könne.
Im Juni, so berichtet Sallmann stolz, werden zahlreiche große oberbergische Unternehmen bei der langen Nacht der Industrie ihre Werkstore öffnen, um Besuchern zu zeigen, wie die Industrie heute arbeitet. Elf Fabrikationen sollen die Faszination einer modernen Industrieproduktion transportieren. Am 9. Juni können also Interessierte ab 16:30 bis 22:30 Uhr Spannendes zu später Stunde erleben. Auf der Seite www.lange-nacht-der-industrie.de kann man bis zu drei Wunschtouren zu jeweils zwei Unternehmen auswählen. Zuvor gibt es die Möglichkeit, den Campus Gummersbach der Fachhochschule Köln in Augenschein zu nehmen. Anschließend geht es mit dem Bus zu den Unternehmen. Schüler können einen besonderen Anmeldeservice nutzen. Für alle Interessenten ist die Teilnahme kostenlos.

