LOKALMIX

Aus der Not eine Tugend gemacht

ks; 28.03.2024, 13:08 Uhr
Foto: Katharina Schmitz --- Susanne Zeisberg nutzt für ihre Kunst das sogenannte Acrylic Pouring.
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Aus der Not eine Tugend gemacht

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ks; 28.03.2024, 13:08 Uhr
Engelskirchen – Susanne Zeisberg lebt aufgrund einer seltenen Schilddrüsenerkrankung mit einem Ganzkörperzittern – Entspannung findet sie in ihrer Kunst, die sie nun erstmals ausstellt.

„Es gibt gute Tage, es gibt aber auch ‚Keine-Suppen-Tage‘“, sagte Susanne Zeisberg in dieser Woche in einem Gespräch mit OA. Was die 55-Jährige damit meint, wird schnell deutlich, wenn sie ihrem Gegenüber ihre Hände entgegenstreckt – zitternd. Je mehr sie sich bemüht, eine Hand ruhig zu halten, desto mehr bebt es. Zeisberg lebt mit einer seltenen genetischen Schilddrüsenerkrankung, einer Mischform von Morbus Basedow und Hashimoto.

 

Fast 14 Jahre ist es mittlerweile her, dass die ehemalige Krankenschwester als Patientin ins Krankenhaus eingeliefert wurde und eine Thyreotoxikose, eine Vergiftung durch Schilddrüsenhormone, überlebte. Mehrere Operationen folgten – doch damit auch eine Veränderung des Aussehens und der Stimme sowie eine Verschlechterung hinsichtlich Konzentration und Sehfähigkeit. „Damit habe ich alle Hobbys, die ich damals hatte, verloren.“

 

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Lesen und im Chor singen sei für Zeisberg nicht mehr möglich gewesen, doch habe sie noch bis 2015 in Vollzeit gearbeitet. „2016 musste ich aus dem Berufsleben ausscheiden und bin in Reha gegangen. Man muss sich erstmal daran gewöhnen, wenn man nicht mehr die gleiche Person ist“, sagte die Engelskirchenerin. 2020 wurde sie wieder „als Schwerbehinderte mit 50 Prozent“ ins Berufsleben eingegliedert – dank der Hilfe von Ärzten, einer Rehaklinik, dem Amt für Integration und ihrem heutigen Arbeitgeber. Seitdem arbeitet die 55-Jährige als Sachbearbeiterin von zu Hause aus.

 

„Als Nachwirkung meiner Erkrankung leide ich an einem Nervenschaden, der für einen sogenannten Tremor, ein Ganzkörperzittern, sorgt“, erklärte Zeisberg. Aus gesundheitlichen Gründen sei ihr deshalb empfohlen worden, sich ein Hobby zu suchen, das sie entspannt. „Obwohl ich offiziell nicht in der Lage bin, auch nur einen geraden Strich zu malen, hatte ich mir ausgerechnet die Malerei als Leidenschaft und Hobby ausgesucht“, erzählte sie lachend.

 

In der Reha von der Seidenmalerei begeistert, war der Weg zum sogenannten Pouring nicht weit. Dabei gießt Zeisberg Acrylfarbe zusammengemischt mit einem Fließmittel auf Leinwände. „Und es ist total egal, ob ich dabei zittere oder nicht“, schildert die Malerin. Ob mit Tüchern, einem Föhn, Gips, Backformen oder auch Nagelgel und Wattestäbchen: „Ich verwende alles Mögliche, um mein Defizit auszugleichen.“

 

Ende 2022 hat Zeisberg angefangen, sich mit dem Pouring zu beschäftigen.

Mittlerweile zieren zahlreiche Gemälde die Wände in ihrem Engelskirchener Zuhause. Ob Unterwasserwelten, Landschaften, die Jahreszeiten oder auch Personen: die Motive sind vielfältig und individuell und entstehen oftmals erst während des Malprozesses.

 

Ab morgen stellt die 55-Jährige einen Teil ihrer Werke erstmals aus. Zu sehen sind die Bilder dann für drei Monate im Künstlercafé „La Gala.rie“ in Engelskirchen. Neben ihren Gemälden wird Zeisberg auch Schmuckstücke präsentieren, in deren Anhängern upgecycelte Farbreste ihrer Kunst zu sehen sind. Los geht es im Künstlercafé am Karfreitag um 10 Uhr.

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