HANDBALL

Sensation bleibt aus: Gummersbach muss "unfassbare" SCM-Qualität anerkennen

pn; 02.03.2024, 21:49 Uhr
Fotos: Thomas Wirczikowski ---- Erstmals seit seiner Trizeps-Verletzung kam Ellidi Vidarsson wieder vermehrt zum Einsatz und war mit acht Toren bester Gummersbacher Werfer.
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Sensation bleibt aus: Gummersbach muss "unfassbare" SCM-Qualität anerkennen

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pn; 02.03.2024, 21:49 Uhr
Gummersbach - Siebenmeterflut bei der 30:38-Niederlage des VfL Gummersbach gegen den SC Magdeburg – 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

VfL Gummersbach - SC Magdeburg 30:38 (14:17).

 

Mit zwei Sätzen schaffte es Gummersbachs Trainer Gudjon Valur Sigurdsson die 30:38-Heimniederlage des VfL Gummersbach gegen den SC Magdeburg zusammenzufassen. „Es gibt Tage, an denen man in den Spiegel schaut und sich fragt, was man hätte besser machen können. Es gibt aber auch Tage, an denen man sich den Gegner anschauen muss und dann sagt, die gehören mit Veszprem und Barcelona momentan zu den Top3-Teams der Welt – das ist eine unfassbare Qualität“, meinte der Isländer nach dem Spiel.

 

[Arnor Oskarsson erzielte fünf Tore.]

 

Die Sensation blieb gegen den amtierenden Champions League-Sieger zwar aus, verstecken musste sich der oberbergische Altmeister aber keineswegs: Über 50 Minuten hatte man dem Tabellenzweiten der Handball-Bundesliga einen kräftezehrenden Fight geliefert. Am Ende fiel das Ergebnis um ein paar Tore zu hoch aus. Das sah auch Sigurdsson so: „Ich bin heute nicht unzufrieden. Wir haben vielleicht ein paar Tore zu viel kassiert und hatten in der zweiten Hälfte auch ein paar technische Fehler zu viel, aber mit dem Angriff bin ich recht zufrieden.“

 

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Auch Magdeburgs Coach Benno Wiegert sprach keine 48 Stunden nach dem Champions League-Topspiel gegen den FC Barcelona von einem „engen Fight um jeden Ball und jeden Zentimeter“. Für den früheren Gummersbacher Spieler war das Match in der zum siebten Mal in Folge ausverkauften SCHWALBE arena das „erwartet hart umkämpfte Spiel“: „Es war eine fantastische Atmosphäre. Wir mussten bis zum Schluss alles geben.“

 

Die Anfangsminuten gestalteten sich noch torarm. Beide Teams standen kompakt in der Deckung und zwangen den Gegner mehrfach zu Fehlern. Spielmacher Felix Claar erzielte für Magdeburg sogar erst in der achten Minute das erste Feldtor zum 2:2, nachdem zuvor Omar Ingi Magnusson per Siebenmeter die Gäste mit 1:0 in Führung gebracht hatte. Auch die beiden Torhüter Tibor Ivanisevic und Nikola Portner waren sofort auf Betriebstemperatur, konnten das hohe Anfangsniveau aber nicht lange halten. Über 4:4 (10.) und 9:10 (18.) blieb es lange Zeit eng – der starke Ellidi Vidarsson hatte per gefühlvollem Heber verkürzt.

 

Für Tonwiedergabe bitte auf den entsprechenden Button im Video klicken.

 

90 Sekunden später folgte eine Szene für Regelexperten: Sigurdusson wollte eine Auszeit nehmen, hatte aber nicht mit Felix Claar gerechnet. Der schwedische Nationalspieler sprintete in den Pass von Ole Pregler in Richtung von Arnor Oskarsson. Nur Millisekunden bevor der VfL-Coach den Team-Time-Out-Buzzer drückte, hatte Claar bereits den Ball erobert und setzte unbedrängt zum Gegenstoß an. Auch die Schiedsrichter mussten sich zunächst mit der Spielaufsicht beraten, kamen aber auch ohne den Videobeweis nach längerer Beratung zur richtigen Lösung. Magdeburg erhielt gemäß Regelwerk einen Siebenmeter, zudem wurde Gummersbach eine Auszeit gestrichen.

 

Den fälligen Strafwurf verwandelte Magnusson schlafwandlerisch. Überhaupt wurden Siebenmeter nun ein ganz großes Thema in der SCHWALBE arena. Gummersbachs Defensive hatte zunehmend Probleme mit dem starken Schnittstellenspiel der Gäste. Die nächsten fünf Tore bis zum 11:15 (25.) erzielte der isländische Topstar allesamt per Strafwurf – sehr zum Missfallen der VfL-Fans, die die Schiedsrichter mit einem Pfeifkonzert bedachten.

 

[Gudjon Valur Sigurdsson war gewohnt emotional an der Seitenlinie.]

 

Die Schuld bei den Unparteiischen wollte Sigurdsson aber nicht suchen: „Wenn man ehrlich ist, war da nur einer, maximal zwei bei, die man nicht geben musste. Manchmal ist es ein schmaler Grad zwischen Siebenmeter und Freiwurf. Magdeburg macht das einfach gut und an den Schiedsrichtern lag es heute auf keinen Fall!“

 

Ärgerlich aus Gummersbacher Sicht: Aus dem zwischenzeitlichen 12:17 (28.) nach einem Weltklasse-Doppel-Kempa von Albin Lagergren verkürzten Milos Vujovic und Miro Schluroff auf drei Tore. Mit dem Pausenpfiff erhielt der VfL nun einen Siebenmeter, den Sergey Hernández aber entschärfte. Und auch der ersten Angriff nach dem Seitenwechsel endete am langen Bein von Magdeburgs Keeper Portner, sodass die Gäste durch den Treffer von Magnus Saugstrup wieder auf vier Tore enteilten.

 

[Aus dem Spiel heraus hatte Gummersbachs Abwehr Omar Ingi Magnusson gut im Griff. Vom Siebenmeterstrich war der Isländer allerdings eine Bank.]

 

Doch die Hausherren gaben sich keineswegs auf. Über 19:21 (40.) und 22:25 (43.) warfen sich die VfL-Spieler weiter in jeden Zweikampf. Das kostete allerdings Kraft. Magdeburg hatte die tiefere Bank und spielte diese auch aus. Zwar gelang es Tibor Ivanisevic beim 25:29 (52.) endlich den ersten Strafwurf Magnussons zu entschärfen, als Initialzündung taugte die Parade aber nicht mehr. In der Schlussphase mehrten sich die technischen Fehler und Fehlwürfe, sodass die Gäste über 27:34 (57.) noch einen deutlichen Sieg herauswarfen.

 

„Für mich geht es heute einfach in die Richtung, dass Magdeburg viel richtig gemacht hat und wir davon lernen können. Wir werden das ehrlich analysieren und schauen, was wir verbessern können“, so Sigurdsson. Zeit hat er dafür eine Woche. Am kommenden Sonntag geht es zum Derby beim Bergischen HC.

 

Gummersbach: Ellidi Vidarsson (8), Milos Vujovic (6/5), Arnor Oskarsson (5), Julian Köster (3), Ole Pregler, Miro Schluroff, Lukas Blohme (je 2), Mathis Häseler, Tilen Kodrin (je 1).

 

Magdeburg: Omar Ingi Magnusson (12/10), Felix Claar, Magnus Saugstrup (je 6), Albin Lagergren, Lukas Mertens (je 3), Janus Dadi Smarason, Gisli Thorgeir Kristjansson, Oscar Bergendahl (je 2), Tim Hornke, Christian O’Sullivan (je 1).

 

Zeitstrafen

8:8 Minuten (Vidarsson, Zeman, 2x Kiesler – Bergendahl, Claar, Saugstrup, Mertens).

 

Siebenmeter

5/6 - 10/11 (Vujovic scheitert an Hernández – Magnusson scheitert an Ivanisevic).

 

Schiedsrichter

Jannik Otto/Raphael Piper.

 

Zuschauer

4.132 (ausverkauft).

 

Ergebnisse und Tabelle

 

BILDERGALERIE

KOMMENTARE

1

Magdeburg war individuell besser besetzt. Verdient gewonnen. Was jedoch Wiegert an der Seitenlinie sich erlaubt hat mit Emotionalität nichts mehr zu tun. Einfach nur unsportlich. Bei jeder Aktion wie Jesus am Kreuz genagelt da zu stehen und jede Schdidsrichterentscheidung in Frage zu stellen. Leider fallen alle Schiedsrichter auf diesen Heiligen herein. Wie auch heute Abend. Und solche Trainer als mögliche Nationaltrainer ins Gespräch zu bringen ist absoluter Nonsens. Wiegert sollte sich mal anschauen wie FairPlay funktioniert. Sigurdsson sei Dank. Kann diesen Selbstdarsteller einfach nicht mehr sehen und hoffe das er diese Saison titellos bleibt.

Handballbeobachter , 02.03.2024, 22:33 Uhr
2

Jannik Otto/Raphael Piper die Schiedsrichter haben sehr einseitig gepfiffen.
Magdeburg war viel stärker als die Schieris, die haben das Spiel kaputt gefiffen

Werner Eisenbach, 02.03.2024, 23:44 Uhr
3

Sport lebt von Emotionen und Bennet Wiegert ist zu 110 Prozent dabei. Das er unfair ist, kann ich nicht bestätigen. Sie brauchen keine Angst haben, er wird Ihnen bei Auswärtspielen in Gummersbach erhalten bleiben. Einen zweiten Prokop muss es nicht geben. Dafür sind uns unsere Trainer zu schade. Wir haben den Handball schon einmal aus der Drittklassigkeit geholt 1990. Noch einmal muss es nicht sein. Damit dann die Endspiele wieder in Köln gefeiert werden müssen.

Sportfan aus der Erstklassigkeit, 04.03.2024, 07:21 Uhr
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