HANDBALL

Arbeitssieg: „Der VfL hat uns am Braten riechen lassen und ihn selbst verspeist“

pn; 27.10.2022, 22:45 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- Mit acht Toren war Julian Köster wie schon in Hamburg erneut erfolgreichster Gummersbacher.
HANDBALL

Arbeitssieg: „Der VfL hat uns am Braten riechen lassen und ihn selbst verspeist“

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pn; 27.10.2022, 22:45 Uhr
Gummersbach - Nach dominanter Anfangsphase tut sich der VfL Gummersbach gegen das Ligaschlusslicht GWD Minden lange Zeit schwer - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach (AKTUALISIERT).

Von Peter Notbohm

 

VfL Gummersbach - GWD Minden 26:22 (10:7).

 

Er wisse selbst nicht, warum seine Mannschaft zur Pause nur mit drei Toren zurücklag, gab Mindens Trainer Frank Carstens nach dem hart erkämpften 26:22-Heimsieg des VfL Gummersbach im Duell der Altmeister ehrlich zu Protokoll. Eine Erklärung hierfür fanden aber zumindest zwei Gummersbacher Spieler nach dem Abpfiff. Während Abwehrspezialist Tom Kiesler von „Phasen, in denen wir leider einbrechen“, redete, ging Rechtsaußen Lukas Blohme noch tiefer in die Analyse.

 

[Tilen Kodrin blieb gegen Minden glücklos.]

 

„Es lag nicht an Minden, sondern vor allem an uns“, bemängelte er die vielen kleinen Flüchtigkeitsfehler, mit denen die VfL-Handballer einen verletzungsgebeutelten Gegner über 45 Minuten unnötig im Spiel gelassen hatten. „Wir sind immer noch eine junge und doch eher bundesligaunerfahrene Mannschaft, da gehört es einfach dazu, dass nicht immer alles glatt läuft“, sprach er von einem Lernprozess, den man durchlaufe. „Am Ende haben wir aber auch verdient gewonnen.“ Dem pflichtete auch Kiesler bei: „Es war ein wenig schleppend, aber letztlich zählen die beiden Punkte.“

 

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Die Begegnung des 9. Spieltags hatte nahezu perfekt begonnen. VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson lobte nach der Partie zurecht seine Defensive, die „fast perfekt stand“. Gerade in den Anfangsminuten hatte man das Gefühl, Gummersbach will die schwache erste Hälfte aus dem Spiel in Hamburg möglichst schnell aus den Köpfen bekommen. Gegen zunächst hilflos wirkende Mindener, bei denen erneut Spielmacher Amine Darmoul wegen einer Gehirnerschütterung aus dem Pokalspiel gegen Elbflorenz fehlte, brannten die Hausherren in der Deckung ein wahres Feuerwerk ab und zwangen den Traditionsclub aus Ostwestfalen reihenweise zu Fehlern und schlechten Abschlüssen.

 

„Wir waren zu verkrampft, haben uns zu wenig bewegt, dazu funktionierten einfachste Absprachen nicht und es fehlte der Mut“, analysierte GWD-Coach Carstens die Anfangsphase, in der Gummersbach auf 7:1 (14.) davonzog. Nach einer Auszeit der Gäste stabilisierte sich Minden zumindest defensiv, dazu war Torhüter Malte Semisch (12 Paraden) der beste Mann auf dem Feld. Der VfL tat sich in der Folge deutlich schwerer zum Torerfolg zu kommen, bis zum 7:3 (20.) entwickelte sich ein Fehlerfestival auf beiden Seiten. Minden übertrieb es phasenweise zudem ein wenig mit der Härte, was vor allem der treffsichere Ellidi Vidarsson zu spüren bekam.

 

[Auch von harten Fouls ließ sich Ellidi Vidarsson nicht bremsen. Der Isländer kam auf eine 100-Prozent-Quote.]

 

Gummersbach fehlte es bis zur Pause an der letzten Konsequenz. Hiervon zeugten vor allem (zu) lässige Dreher sowie vergebene Gegenstöße und Siebenmeter. Das bislang punktlose Minden nahm die Geschenke dankend an und war nach dem 9:4 (27.) beim 10:7-Halbzeitstand plötzlich wieder in Schlagdistanz. Für GWD-Keeper Semisch nicht ganz überraschend: „Wir sind eine Truppe, die viel Moral hat, müssen aber unsere Schwächephasen, in denen wir uns die ganze Arbeit von 25 Minuten kaputtmachen, deutlich minimieren.“ Zum Seitenwechsel kam der VfL bereits auf neun Fehlwürfe und vier technische Fehler, Minden toppte das sogar mit zwölf Fahrkarten und sechs Ballverlusten.

 

[Torhüter Fabian Norsten und die VfL-Deckung zeigten über 60 Minuten eine starke Leistung.]

 

Besser wurde der Handball auch nach dem Seitenwechsel zunächst nicht. Gummersbach produzierte weiter Nachlässigkeiten am Fließband und auch Minden fand mit seinem limitierten Spiel, das völlig von Niclas Pieczkowski abhängig war, kaum ein Mittel gegen die weiter gut arbeitende Deckung der Gastgeber. Erst mit dem wuchtigen 14:11 (39.) durch den Ex-Mindener Miro Schluroff fanden beide Mannschaften endlich ein wenig Gefallen am Torewerfen.

 

[Dominik Mappes hatten einen schweren Stand. Der Spielgestalter musste nach einem Siebenmeter verletzt vom Feld.]

 

Dass der oberbergische Aufsteiger die kritische Phase überstand, verdankte er vor allem zwei Spielern. Zunächst verhinderte der starke Fabian Norsten (zwölf Paraden) den 16:16-Ausgleich in der 43. Minute, anschließend übernahm Julian Köster Verantwortung und beruhigte die Gummersbacher Nerven mit drei Toren in Folge zum 19:15 (46.). Selbst die anschließende Schrecksekunde überstand der VfL: Dominik Mappes rutschte beim Siebenmeter unglücklich weg und musste mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Spielfeld. Nach dem Spielschluss gab der Mittelmann aber Entwarnung: Mehr als ein leichtes Ziehen der Leiste spüre er nicht.

 

Nachdem nun Tom Jansen clever die dritte Zeitstrafe von Justus Richtzenhaln provoziert hatte und Hakon Styrmisson auf 21:15 (47.) erhöhte, war die Vorentscheidung gefallen. „Gummersbach hat uns am Braten riechen lassen und ihn dann selbst verspeist“, meinte Carstens nach der Partie. In der Schlussphase kamen die Gäste zwar noch einmal auf 25:22 (59.) heran, mehr als Ergebniskosmetik war das allerdings nicht mehr.

 

„Man merkte uns ein wenig die Unsicherheit nach dem Auftritt in Hamburg an“, meinte VfL-Coach Sigurdsson, der auch den Gegner lobte: „Sie spielen eine richtig gute Abwehr, die nur schwer zu knacken war.“ Auch taktische Fehler gestand er ein: „Mein Plan mit zwei Kreisläufern in die zweite Welle zu gehen, ist nicht aufgegangen.“ Aber auch eine Weiterentwicklung hatte der Isländer gesehen: „Im Vergleich zum Hamburg-Spiel haben wir richtig gekämpft und vollen Einsatz gezeigt.“

 

[Foto: Peter Notbohm --- Die Partie wurde mit fünfminütiger Verspätung angepfiffen, nachdem ein unbekannter Zuschauer mutwillig die Brandmeldeanlage in einem Treppenhaus ausgelöst hatte.]

 

Während Minden als Tabellenletzter weiter auf die ersten Punkte warten muss, hat Gummersbach Platz acht mit 11:7 Punkten gefestigt. In der Liga geht es für das Sigurdsson-Team am nächsten Donnerstag weiter. Dann muss der Aufsteiger zur MT Melsungen.

 

Gummersbach: Julian Köster (8), Ellidi Vidarsson (5), Tom Jansen (3), Dominik Mappes (3/2), Lukas Blohme (2), Stepan Zeman (2), Hakon Styrmisson (2/1), Miro Schluroff (1).

 

Minden: Niclas Pieczkowski (5), Mats Korte (5/4), Max Staar (4), Luka Sebetic (3), Magnus Holpert (2), Mathias Bitsch, Tomas Urban, Florian Kreutzmann (je 1).

 

Zeitstrafen

2:10 Minuten (Zeman - Pieczkowski, 3x Richtzenhaln, Sebetic)

 

Siebenmeter

3/5 - 4/4 (Styrmisson neben das Tor, Blohme scheitert an Semisch - Korte sicher).

 

Zuschauer

3.241.

 

Schiedsrichter

Steven Heine / Sascha Standke.

 

Ergebnisse und Tabelle

 

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