HANDBALL

25 Minuten ohne Gegentor

pn; 31.01.2020, 23:30 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- Allen Grund zum Jubeln hatte der VfL Gummersbach gegen den VfL Lübeck-Schwartau.
HANDBALL

25 Minuten ohne Gegentor

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pn; 31.01.2020, 23:30 Uhr
Gummersbach - Der VfL Gummersbach demütigt völlig indisponierte Gäste aus Lübeck-Schwartau - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach (AKTUALISIERT).

Von Peter Notbohm

 

Magischer Abend, Demütigung, Demontage oder Machtdemonstration sind nur einige Wörter, um das erste Zweitligaspiel des VfL Gummersbach im noch jungen Jahr zu beschreiben. „Ein Statement“ nannte es VfL-Coach Torge Greve nach 60 einseitigen Minuten in der SCHWALBE arena. Mit 27:12 fegten die Oberberger hilflose Gäste geradezu aus der Halle und schoben sich zumindest bis Samstagabend wieder auf Rang drei der Tabelle vor.

 

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VfL Gummersbach – VfL Lübeck-Schwartau 27:12 (14:8).

 

[Julius Fanger durfte in beiden Hälften etwa fünf Minuten Regie führen und machte seine Sache dabei gut.]

 

Zum Jubeln war Niels Gerardus Versteijnen fünf Minuten und 16 Sekunden vor dem Abpfiff schon längst nicht mehr zu Mute. Gerade hatte der niederländische Winterneuzugang des VfL Lübeck-Schwartau das 9:26 aus Sicht der Gäste erzielt - satte 25 Minuten nachdem der Nationalspieler das 8:13 kurz vor der Pause erzielt hatte. Es spricht für den Ehrgeiz des VfL Gummersbach an diesem Abend, wie sehr sich Matthias Puhle über diesen Gegentreffer ärgerte, schließlich fehlten dem starken Torhüter nur noch knapp fünf Minuten bis zur perfekten Hälfte.

 

Selbst Deutschlands Nationaltorhüter Johannes Bitter fragte während der Partie über seinen Instagram-Account, ob der Liveticker in Gummersbach kaputt gegangen sei. Doch die Technik spielte keinen Streich, die Oberberger gewannen dank einer überragenden Defensivleistung auch in der Höhe völlig verdient gegen desolate Norddeutsche. Auch Torge Greve konnte sich nicht erinnern, schon einmal eine ähnliche Hälfte erlebt zu haben, hatte aber sichtlich Spaß am spielfreudigen Auftritt seiner Mannschaft.

 

[Die Vertragsverlängerung von Jonas Stüber sorgte schon vor dem Spiel für gute Stimmung im Gummersbacher Handball-Tempel.]

 

Bereits die Anfangsminuten verliefen ganz nach dem Geschmack des Handballlehrers. Dem schnellen 1:0 durch Lukas Blohme folgten Treffer von Janko Bozovic (zwei Mal), Marvin Sommer und Luis Villgrattner. Die  5:0-Führung (7.) bezeichnete Greve als Brustlöser und zwang Lübeck-Schwartau zu einer frühen Auszeit. Bereits in dieser Phase machten die Gäste ungewöhnlich viele Fehler und wirkten so als ob sie in Gedanken noch auf der langen Busreise ins Oberbergische waren. Kapitän Alexander Becker kassierte nun aber eine Zeitstrafe, Gummersbach ging in der Folge ein wenig fahrig mit den sich bietenden Chancen um und haderte zudem mit manchem Schiedsrichterpfiff. Beim 7:5 (15.) schien der gute Start verpufft - Greve justierte in seiner Auszeit taktisch aber nach.
 

Die Fehlerquote blieb auf beiden Seiten zunächst hoch, der VfL konnte sich aber auf Janko Bozovic verlassen, der das bei der Europameisterschaft gesammelte Selbstvertrauen im Gepäck hatte. Da durften es die Gastgeber auch verschmerzen, dass längst nicht alles funktionierte: Mancher Gegenstoßpass landete im Nirvana und Lukas Blohme warf einen abgefangenen Ball gut einen Meter über das leere Tor der Gäste. Über 9:5 (17.) und 12:7 (25.) war Gummersbach trotzdem jederzeit Herr der Lage und hätte zur Pause bereits deutlicher führen können.

 

[Matthias Puhle war kaum zu Bezwingen.]

 

Es sollten unglaubliche 30 Minuten folgen. Während die Hausherren defensiv unermüdlich arbeiteten, hatte der Auftritt von Lübeck-Schwartau schon etwas von Slapstik. „Es fällt mir ganz schwer dieses Spiel zu kommentieren“, meinte Gästetrainer Piotr Przybecki nach der Partie. Sein Team habe naiv agiert, sich überrennen lassen. Schlechte Anspiele, Stürmerfouls, Schrittfehler – kaum ein Angriff der Norddeutschen endete mit einem Torwurf. Und wenn doch, stand da immer noch Matthias Puhle (14 Paraden, darunter zwei Siebenmeter) im VfL-Gehäuse.

 

Gummersbach spielte sich über 21:8 (41.) in einen Rausch und hatte zu keinem Zeitpunkt Mitleid mit dem Tabellendreizehnten, der sich bis zum 26:8 (55.) geradezu in sein Schicksal ergab. Die VfL-Fans waren längst in Partystimmung, zur Krönung eines fast perfekten Abends fehlte lediglich ein Tor des jungen Julius Fanger – angesichts des 27:12-Kantersieges dürfte das 17-jährige Nachwuchstalent seinen verworfenen Siebenmeter aber verschmerzen können.

 

Gummersbach: Marvin Sommer, Fynn Herzig, Janko Bozovic (je 5), Alexander Weck (4), Jonas Stüber (3), Luis Villgrattner (2), Tobias Schröter, Lukas Blohme, Malte Meinhardt (je 1).

 

Lübeck-Schwartau: Niels Versteijnen (4/1), Dadi Runarsson Sigtryggur (2), Thees Glabisch, Fynn Ranke, Jan Schult, Janik Schrader, Finn Kretschmer, Jasper Bruhn (je 1).

 

[Mit knapp zwei Wochen Verspätung machte das Greve-Team VfL-Legende Jo Deckarm ein nachträgliches Geschenk zum 66. Geburtstag.]

 

Siebenmeter

0/1 – 1/2 (Fanger scheitert an Mallwitz– Glabisch und Versteijnen verwerfen gegen Puhle).

 

Strafen

10:4 Minuten (3x Becker (Rot) 2x Kontrec - Przemyslaw, Waschul).

 

Zuschauer

3129.

 

Schiedsrichter

Jannik Otto / Raphael Piper.

 

Stimmen

 

Torge Greve (VfL Gummersbach): Ich bin natürlich sehr, sehr zufrieden mit der Spielleistung, dem Ergebnis und dem Auftreten meiner Mannschaft heute. Man hat die Spielfreude gesehen. Wir sind aggressiv aus der Abwehr herausgekommen, haben auch wirklich gut gearbeitet und nicht zuletzt auch im Angriff gut gestanden. Unsere 5:0-Abwehr war die gute Grundlage für einen souveränen Start ins Spiel, dann haben wir kurz übersteuert, so dass Lübeck auch noch einmal rankam. Wir haben uns aber am Ende der ersten Halbzeit auch wieder stabilisiert. So eine zweite Halbzeit wie heute habe ich selbst noch nie erlebt. Das ist kaum zu beschreiben. Wir haben wirklich Spielfreude gezeigt, die Fans begeistert und genau das wollten wir auch. Ich freue mich riesig für die Jungs, dass wir das neue Jahr so starten können und hoffe, dass wir daraus die Kraft schöpfen können und so auch die nächsten Spiele weiterspielen können.

Piotr Przybecki (VfL Lübeck-Schwartau): Herzlichen Glückwunsch an Torge und den VfL Gummersbach. Für mich ist es schwer das Spiel überhaupt zu kommentieren. Ich habe hier eine zweite Halbzeit gesehen, wie ich sie noch nie erlebt habe. Wir haben uns das ganz anders vorgestellt. Wir haben in der Abwehr nicht richtig gestanden und wurden vom VfL praktisch überrollt. Und dann haben wir dazu auch noch keine Angriffsleistung gebracht. Daher müssen wir uns das Ergebnis selbst zuschreiben. Wir haben zu naiv gespielt und keine Räume geschaffen. Dafür sind wir zurecht bestraft worden. Das müssen wir im nächsten wichtigen Spiel in fünf Tagen eindeutig anders machen.

Ergebnisse und Tabelle

 

 

BILDERGALERIE

KOMMENTARE

1

Herzlichen Glückwunsch, das hat richtig Spaß gemacht, zuzusehen. Weiter so!!!

El Chappo, 01.02.2020, 09:21 Uhr
2

Da hätte sogar die HC Gelpetal/Strombach mit Aust besser ausgesehen.. das war ja mal gar nichts von Lübeck !

Boris Hecker , 01.02.2020, 11:16 Uhr
3

Man muss sehen wo man bleibt!
Die HC Gelpetal/Strombach kommt!

Peinick, 02.02.2020, 00:39 Uhr
0 von 800 Zeichen
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