HANDBALL

Sensation verpasst und Sorgen um Köster

pn; 27.11.2022, 16:35 Uhr
Foto: Thomas Wirczikowski ---- Julian Köster musste in der 41. Minute verletzt ausgewechselt werden.
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Sensation verpasst und Sorgen um Köster

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pn; 27.11.2022, 16:35 Uhr
Gummersbach - Beim Titelfavoriten THW Kiel zeigt das Sigurdsson-Team ohne Dominik Mappes eine starke Leistung, bangt nun aber auch um Julian Köster - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach (AKTUALISIERT).

Von Peter Notbohm

 

THW Kiel - VfL Gummersbach 31:28 (14:14).

 

Trotz allem Stolzes ob einer phasenweise herausragenden Leistung war Gudjon Valur Sigurdsson nach der 28:31-Niederlage seiner Gummersbacher beim THW Kiel natürlich auch enttäuscht. 40 Minuten lang durfte der oberbergische Aufsteiger von einer Sensation träumen – und das obwohl Tilen Kodrin und Dominik Mappes, der unter der Woche in den erweiterten WM-Kader von Alfred Gislason berufen wurde, wegen Muskelverletzungen erst gar nicht mit an die Kieler Förde gereist waren.

 

Nach dem Schlusspfiff umtrieben Sigurdsson aber noch einmal ganz neue Sorgen. Denn die Niederlage beim deutschen Rekordmeister war mit der Verletzung von Julian Köster eingeleitet worden. Der Nationalspieler war in der 41. Minute nach einem Wurfversuch zunächst umgeknickt und anschließend unglücklich mit dem eigenen Körper auf seinem Sprunggelenk gelandet. Eine Diagnose wollte sein Coach unmittelbar nach Schlusspfiff an den Sky-Mikrophonen noch nicht geben, deutete aber an, skeptisch zu sein: „Ich bin kein Arzt. Er hat Schmerzen im Fuß und sich nicht getraut, weiterzuspielen. Natürlich hoffe ich, dass alles gut ist, bin aber nicht so optimistisch.“

 

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Gummersbach sensationell aufgetrumpft. Kiels Trainer Filip Jicha hatte schon vor dem Spiel geahnt, dass der Ausfall von Mappes Gummersbach sogar beflügeln könnte. „Das ist das schlimmste Szenario für uns, denn dann haben sie nichts zu verlieren“, sagte der Tscheche wenige Minuten vor der Partie bei Sky – er sollte Recht behalten.

 

Gummersbach trat vollkommen unbekümmert gegen die Star-Truppe aus Kiel auf, die am Donnerstag noch gegen Barcelona in der Champions League ranmusste. Aus einer kompakten Defensive wurde Kiel in den Anfangsminuten förmlich überrannt. Jeder Fehler wurde gnadenlos bestraft. Beim 0:5 (6.) durch den erweiterten Gegenstoß von Hakon Styrmisson rieben sich die 9.827 Zuschauer in der Wunderino-Arena verwundert die Augen.

 

Es folgten zwar zwei schnelle Tore durch Domagoj Duvnjak und Nikola Bylik, doch Gummersbach hatte Blut geleckt. Beim 2:7 (8.) reagierte Jicha mit einer Auszeit, stellte seine Defensive von der offensive 3:2:1-Variante auf ein defensives 6:0 um und brachte zudem früh frische Kräfte. Es spielte zunächst aber weiterhin nur der VfL. Julian Köster gab den Mappes-Ersatz, verteilte clever die Bälle und sorgte so dafür, dass die Gäste bis zum 5:10 (15.) tonangebend waren. Dann aber begannen die Kieler Umstellungen zu greifen. Vor allem Duvnjak marschierte voran und sorgte mit seinem fünften Tor für den 11:11-Ausgleich (22.).

 

Auch Sigurdsson reagierte und nahm seine Auszeit. „Kein Stress, alles gut“, gab er seiner Mannschaft mit auf den Weg und forderte vor allem defensiv wieder mehr Konzentration. Kiel kam kurz vor der Pause mit einer Duvnjak-Fackel beim 14:13 (27.) zwar zur ersten Führung, das 14:14 (30.) von Ole Pregler war allerdings mehr als verdient.

 

Spannend blieb es auch nach dem Seitenwechsel. Bis zum 18:18 (39.) trotzte Gummersbach der körperlicher Überlegenheit Kiels. Defensiv wurden immer wieder Bälle geblockt, auch vorne hatte Tom Jansen heute endlich einmal wieder den Respekt der vergangenen Wochen abgelegt und lieferte ein starkes Spiel ab.

 

Dann aber folgte die Schlüsselszene des Spiels. Nach der Köster-Verletzung traf Ellidi Vidarsson zwar noch zum 18:19 (41.), mit der Zeitstrafe gegen Stepan Zeman, der entgegen der Aussagen von Sky-Experte Stefan Kretzschmar nicht mit einem gebrochenen Finger spielte, sondern diesen nur ausgekugelt hatte, begann Kiel das Heft in die Hand zu nehmen. Überhaupt holte sich Gummersbach zu viele Strafen ab. Die guten Schiedsrichter schickten den VfL insgesamt sechs Mal auf die Sünderbank, Kiel leistete sich nur zwei Zeitstrafen.

 

Beim 25:21 (49.) deutete sich die Niederlage bereits an. Ole Pregler, Miro Schluroff und Tom Jansen waren der bulligen THW-Abwehr körperlich nun deutlich unterlegen. Dem Spiel der Oberberger fehlte fortan die zündende Idee. Vor allem Pregler merkte man die fehlende Spielpraxis an. Der Youngster produzierte über die 60 Minuten viele Fehler. Glück hatte zudem Zeman, dass die Unparteiischen nun seinen Schlag ins Gesicht von Nikola Bylik nicht sahen und statt der roten Karte für den tschechischen Abwehrchef Steffen Weinhold auf die Bank schickten, der den folgenden VfL-Gegenstoß unterband.

 

Beim 25:23 (50.) durch den Empty-Net-Treffer von Lukas Blohme verkürzte der VfL zwar noch einmal auf zwei Tore, ausgefuchste Kieler brachten die Schlussphase über 28:24 (53.) und 30:26 (56.) aber routiniert über die Bühne. Da half auch der sehenswerte Kempa-Trick von Schluroff nichts mehr.

 

„Natürlich bin ich enttäuscht, dass wir hier nichts mitnehmen, aber wenn wir ehrlich sind, war der THW die bessere Mannschaft“, meinte Sigurdsson anschließend. Seinem Team machte er trotzdem Komplimente: „Ich bin sehr glücklich, wie wir heute gekämpft haben. Wir sind mit 13 Spielern hergekommen und hatten nicht allzu viele Möglichkeiten. Wir haben heute viel gelernt.“ Weiter geht es für den VfL Gummersbach bereits am Donnerstag. Dann gastieren um 18:05 Uhr die Rhein-Neckar Löwen in der SCHWALBE arena.

 

Kiel: Domagoj Duvnjak (8), Harald Reinkind (5), Steffen Weinhold (4), Nikola Bylik (3), Magnus Landin (2), Hendrik Pekeler (2), Niclas Ekberg (2/1), Sander Sagosen, Rune Dahmke, Petter Øverby, Miha Zarabec, Patrick Wiencek (je 1).

 

Gummersbach: Lukas Blohme (7), Tom Jansen (6), Ellidi Vidarsson, Ole Pregler (je 4), Hakon Styrmisson (3), Julian Köster (2), Stepan Zeman, Miro Schluroff (je 1).

 

Zeitstrafen

4:12 Minuten (Øverby, Bylik - 2x Vidarsson, 2x Köster, 2x Zeman).

 

Siebenmeter

1/2 - 0/0 (Ekberg scheitert an Ivanisevic).

 

Zuschauer

9.827.

 

Schiedsrichter

Mirko Krag / Marcus Hurst.

 

Ergebnisse und Tabelle

 

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