HANDBALL

Strenge Regeln, offene Fragen

pn; 15.05.2020, 16:50 Uhr
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Strenge Regeln, offene Fragen

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pn; 15.05.2020, 16:50 Uhr
Oberberg - Der Trainingsbetrieb in vielen Sportarten darf unter Hygieneauflagen wieder starten - OA hat nachgefragt, wie sich einzelne Vereine damit arrangieren.

Seit einer Woche ist der Vereinssport im Freien wieder erlaubt, auch die Sporthallen wurden Anfang der Woche im Rahmen der stufenweisen Lockerungen der Corona-Maßnahmen vielerorts in Nordrhein-Westfalen wieder geöffnet. Sportarten mit Körperkontakt müssen sich noch bis Ende des Monats gedulden, erst dann soll hier wieder trainiert werden dürfen. Auch Wettkämpfe und Turniere dürfen im Kinder- Jugend- und Amateurbereich dann wieder stattfinden. Verbunden sind die Lockerungen allerdings mit strengen Auflagen, die der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in einem Maßnahmenkatalog, den sogenannten zehn Leitplanken des DOSB, vorgegeben hat.

 

Distanz- und Hygieneregeln sowie Reduzierung von Körperkontakten gehören ohnehin schon zum täglichen Brot der Bevölkerung. Ausgesetzt werden aber auch generell die Nutzung von Umkleiden und Duschen an den Sportstätten, Trainingsgruppen sollen zudem verkleinert werden. Auch auf Fahrgemeinschaften soll verzichtet werden, Zuschauer bleiben vorerst in Trainings- und Spielbetrieb tabu. Zudem muss jeder Vereinen einen Corona-Beauftragten benennen, der die Einhaltung aller Maßnahmen überwacht. Doch wie umsetzbar sind diese Maßnahmen in vielen Sportarten? OA hat sich bei verschiedenen Vereinen im Oberbergischen umgehört.

 

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Tennis

 

Beim TC Wiehltal scharrten die Mitglieder nach der Verkündung der Lockerungen durch Ministerpräsident Armin Laschet bereits am Donnerstag mit den Hufen und wollten nach der abgebrochenen Winter-Saison schnellstmöglich die gelbe Filzkugel wieder über den Platz jagen. Einen Tag benötigte der Verein, um die Auflagen umzusetzen, seitdem ist die Anlage wieder geöffnet und die Plätze dauerhaft belegt – trotz vieler Einschränkungen. „Wir überlegen derzeit an einer App für Platzreservierungen, um einen reibungslosen Trainingsfluss zu ermöglichen“, sagt Franz-Josef Steinfort, Pressesprecher des TCW. Maximal zwei bis vier Personen dürfen gleichzeitig auf die einzelnen Plätze und die Mitglieder müssen umgezogen erscheinen. Mit Ausnahme der Toilettenanlagen bleiben die Vereinsräume wie gefordert geschlossen, auch die weiteren Abstandsreglungen stellen die Tennisspieler kaum vor Herausforderungen.

 

[Archivfoto: Privat --- Die  Anlage des TC Wiehltal wird wieder genutzt, an Meisterschaftsspielen wird der Verein in diesem Sommer aber nicht teilnehmen. Sollte es in den kommenden Wochen zu weiteren Lockerungen kommen, will sich der Verein aber um Freundschaftsspiele, Clubmeisterschaften und eventuell die Organisation des TC Wiehltal Cup bemühen.]

 

Während der Trainingsbetrieb also gesichert ist, stellen die Meden-Spiele im Sommer viele Vereine allerdings derzeit vor nicht unerhebliche Probleme. Bis zum 20. Mai haben die Vereine die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie unter den aktuellen Bedingungen zur „Übergangssaison 2020“ antreten wollen. Ein Verzicht bleibt sanktionslos, auch der Abstieg wird ausgesetzt, abgemeldete Mannschaften behalten für das kommende Jahr ihre Ligazugehörigkeit. Dieter Buschbeck, 1. Vorsitzender des TC Wiehltal ging bereits am Donnerstag davon aus, dass keine Mannschaft aus seinem Verein ein Ligaspiel in diesem Sommer bestreiten wird. Sechs der 15 Teams hatten ihren Verzicht zu diesem Zeitpunkt bereits erklärt– am heutigen Freitag teilte der Verein mit, alle gemeldeten Mannschaft für den Wettspielbetrieb zurückzuziehen.

 

Das ist keine Kritik an den Maßnahmen und ich finde es wirklich gut, wie bisher in der Corona-Krise verfahren wurde, aber ich kann jeden verstehen, der sich unwohl fühlt“, sieht nicht nur Buschbeck vor allem Auswärtsspiele kritisch. Denn geschlossene Club-Heime bedeuten, nicht nur fehlende Geselligkeit und ein Problem bei Regen. Auch fehlt es an Aufenthaltsmöglichkeiten zwischen Einzel und Doppel. „Geschwitzt im Auto warten zu müssen, macht keinem Spaß“, meint Steinfort, „wir sind zwar ehrgeizig und wollen unsere Duelle gewinnen, aber wir spielen auch nicht für Geld.“ Eine Argumentation, der im Tennis-Breitensport wahrscheinlich viele Vereine folgen werden, sodass die Sommer-Saison wohl in deutlich abgespeckter Runde stattfinden muss.

 

Tischtennis

 

Auch Heinz Duda, Sportwart des TTC Schwalbe Bergneustadt, muss sich derzeit mit den vielen Auflagen beschäftigen, die vom Deutschen Tischtennisbund (DTTB) und dem Westdeutschen Tischtennisverband (WTTV) vorgegeben werden. „Gefühlt kommt jede Stunde eine neue Idee, was man noch machen müsste“, hat er seit Montag bereits drei erneuerte Handlungsrahmen bekommen. Für den Breitensport hält er die Auflagen nur für äußerst schwer umsetzbar, gerade weil man als Verein in städtischen Turnhallen keine Änderungen vornehmen dürfe. Auf Basis des ersten Handlungsrahmen haben die Schwalben Kontakt zur Stadt Bergneustadt aufgenommen, bis Donnerstag blieb diese Anfrage aber noch unbeantwortet. „Die lokalen Träger der Hallen sind aber dafür verantwortlich, uns die Trainingsgenehmigung zu erteilen“, so Duda.

 

Probleme sieht er vor allem durch den Mehraufwand im allgemeinen Trainingsbetrieb. Tischtennisplatten und Spielgeräte müssen vor und nach der Nutzung gereinigt werden. Bälle sollen gut sichtbar unterschiedlich gekennzeichnet sein, das nicht unübliche Anhauchen des Spielgeräts ist ab sofort verboten. Aber selbst mit abgetrennten Spielboxen lasse sich nicht durchweg sicherstellen, dass Bälle in der nächsten Box – und damit in der Nähe anderer Spieler landen. Zudem muss jedes Vereinsmitglied, das zur Risikogruppe gehört, unterschreiben, dass getroffene Maßnahmen für ausreichend gehalten werden. Dasselbe gilt bei minderjährigen Spielern, wo die Erziehungsberechtigten diesen Haftungsausschluss bewilligen müssen. „Ein ordentlicher Betrieb ist im Breitensport mit diesen vielen Maßnahmen kaum möglich", ärgert er sich dabei aber nicht über den Verband, sondern vor allem über die Politik: „Es wird alles geöffnet, aber die Details werden nicht mitgegeben.“

 

[Archivfoto: Michael Kleinjung --- Während Benedikt Duda sich in Düsseldorf fit hält, stellen die Corona-Maßnahmen den TTC Schwalbe Bergneustadt im Breitensport vor einige Probleme.]

 

Auch beim Bundesliga-Team der Schwalben läuft der Betrieb in unterschiedlichem Tempo an: Während Benedikt Duda als Mitglied des Olympiakaders mit Trainer Yang Lei bereits seit 15. April wieder in Düsseldorf trainieren darf, hält sich Alvaro Robles derzeit in Madrid auf und darf erst kommenden Montag wieder zum Schläger greifen. Ähnliches gilt auch für Alberto Mino Puga. Der sportlichen Normalität ein Stück näher ist Neuzugang Stefan Fegerl: Der Österreicher hat bereits ein internes Turnier mit der Frauen- und Männernationalmannschaft seines Landes bestritten.

 

Badminton

 

Gut vorbereitet auf die Wiederöffnung der Hallen sieht man sich beim 1.BC Wipperfeld. Andreas-Peter Lamsfuß, Vorsitzender des Badminton-Bundesligisten hat mit seinen Vereinsmitgliedern einen Maßnahmenkatalog erstellt, der am Donnerstag der Stadt Wipperfürth vorgelegt wurde: Auf acht Felder will man die Trainingsstätten aufteilen, damit bis zu 16 Spieler gleichzeitig trainieren können. Zudem sollen feste Paarungen festgelegt werden, um mit möglichst wenig verschiedenen Partner zu trainieren. Auch Abstandsregeln und Maßnahmen zur Desinfektion sind aus seiner Sicht unproblematisch. „Unsere Sportart kennt keinen Körperkontakt und dadurch fällt uns das relativ einfach“, sagt er. Der einzige echte Berührungspunkt sei der Federball. Der Schwerpunkt der ersten Trainingswochen werde aber ohnehin in der Aufbauarbeit der Muskulatur liegen.

 

[Archivfoto: Simon Jolbej --- In Wipperfeld geht man nicht davon aus, dass die unterbrochene Bundesliga-Saison fortgesetzt wird.]

 

Auch das einzelne Betreten der Sportstätte sowie die Sperrung der Umkleiden und Duschen seien Maßnahmen, die aus Sicht der Sportler zwar sicherlich ärgerlich, aber unproblematisch umsetzbar seien. Was mit der unterbrochenen Badminton-Bundesliga-Saison passieren wird, ist dagegen noch nicht geklärt. Zwei Spieltage und die PlayOffs stehen noch aus und sollten noch ausgespielt werden. Die Vereine wurden vom Deutschen Badminton-Verband angeschrieben und nach ihrer Meinung befragt, eine Entscheidung soll vermutlich in der kommenden Woche fallen. Lamsfuß, dessen Team auf PlayOff-Kurs war, glaubt nicht an eine Fortsetzung: „Es gibt einen großen Pool an Mannschaften, der daran kein Interesse mehr hat.“ Tabellenführer Bischmisheim wäre für ihn auch bei einem Abbruch ein verdienter Deutscher Meister. „Sie hatten dieses Jahr den ausgeglichensten Kader“, will Lamsfuß kommende Saison aber den Angriff auf die Ligaspitze wagen.

 

Handball

 

Noch ein wenig Zeit haben viele Handballmannschaften. Erst Ende des Monats werden Kontaktsportarten wieder erlaubt, so lange müssen sich die Teams mit Individual- und Athletiktraining fit halten. Einen ersten Schritt machte unter der Woche die Gummersbacher Handball-Akademie, die mit ihrer C-Jugend-Mannschaft erstmals wieder in die Halle zurückkehrte, auf den Teamwettkampf aber natürlich noch verzichten musste. Beim HC Gelpe/Strombach ist man in den Planungen auch schon fortgeschritten, wartet aber noch auf genaue Vorgaben der Stadt, was ab 30. Mai erlaubt wird. „Ein Hygiene-Konzept wäre in der Eugen-Haas-Halle aber umsetzbar“, berichtet Michiel Lochtenbergh, Sportlicher Leiter des HCGS.

 

Die Handballer der Spielgemeinschaft trainieren noch nach individuellen Trainingsplänen in Eigenregie. Eine Rückkehr in die Halle wünscht sich Lochtenbergh zwar, will dabei aber nichts überstürzen: „Training mit Handschuhen oder Mundschutz wird es bei uns nicht geben. Wir werden erst in die Halle gehen, sobald wieder Kleingruppen-Training möglich ist und dann auch zunächst unsere Jugendmannschaften priorisieren.“

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