Gummersbach – Das Team von Gudjon Valur Sigurdsson kann gegen Nordhorn einen großen Schritt Richtung Zweitliga-Meisterschaft machen und will die durchwachsenen Auftritte in Aue und Dessau vergessen machen – 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

VfL Gummersbach – HSG Nordhorn-Lingen (Sonntag, 16 Uhr, SCHWALBE arena).

Hinspiel: 28:22.

Es ist angerichtet: Am Sonntagnachmittag hat der VfL Gummersbach die große Gelegenheit, einen gewaltigen Schritt in Richtung Rückkehr in die Handball-Bundesliga zu machen. In der SCHWALBE arena kommt es zum Gipfeltreffen der beiden bislang besten Teams der 2. Liga. Die HSG Nordhorn-Lingen wird seit gestern Abend zwar nur noch auf Tabellenplatz drei geführt, Verfolger Hamm zog allerdings nur an den Norddeutschen vorbei, weil sie nach dem knappen 31:30-Auswärtserfolg in Hagen zwei Spiele mehr auf dem Konto haben.

Ein Zweikampf aus dem sich der oberbergische Altmeister, der in eigener Halle weiterhin ungeschlagen ist, tunlichst heraushalten will. Trotz der überraschenden Niederlage in Dessau-Roßlau ist das Team von Gudjon Valur Sigurdsson immer noch unangefochtener Spitzenreiter und kann sich auf dem Weg in die Bundesliga angesichts eines Neun-Punkte-Polsters auf Hamm eigentlich nur noch selbst stoppen.

WERBUNG

Dass sein Team aus Ostdeutschland nur mit zwei anstatt der Maximalausbeute von vier Punkten zurückgekehrt ist, nimmt Sigurdsson auf seine Kappe. „Es waren meine Entscheidungen in der Schlussphase. Das habe ich der Mannschaft auch gesagt.“ Ohnehin sei ihm klar gewesen, dass der fast schon beängstigende Lauf von neun Siegen in Folge nicht ewig andauern würde: „Irgendwann mussten wir wieder ein schlechteres Spiel machen. Vielleicht hat sich mancher die Aufgabe in Dessau auch einfacher vorgestellt“, meint der Isländer, der die Partie in Sachsen-Anhalt damit aber auch abhakt: „Natürlich müssen wir in Abwehr und Angriff deutlich besser spielen, aber jetzt konzentrieren wir uns vollständig auf Nordhorn.“

Ein Gegner, mit dem man es in dieser Saison bereits zwei Mal zu tun bekam: Der 28:22-Erfolg im Hinspiel war ähnlich ungefährdet wie auch der 38:26-Heimsieg im Achtelfinale des DHB-Pokals im Dezember. In Gummersbach brennt man auf den dritten Sieg, sagt Kreisläufer Ellidi Vidarsson: „Die Fans sind dabei enorm wichtig wir uns wir freuen uns schon sehr auf die Stimmung in der SCHWALBE arena.“

Ob die jüngste Negativserie des letztjährigen Bundesligisten ein Vorteil für die Oberberger ist? Ende März kassierte das Team von Daniel Kubes eine empfindliche 23:30-Pleite in Bietigheim, gewann nur wenige Tage später zwar gegen Elbflorenz, verlor dann aber völlig überraschend in Rimpar (21:22) und zu Hause gegen Ferndorf (20:25). Der geneigte Handball-Fan kann durchaus den Eindruck gewinnen, dass Nordhorn sich zuletzt einige Eigentore geschossen hat. Mehreren Leistungsträgern wurde im Zuge einer Verjüngungskur des Kaders in den vergangenen Wochen mitgeteilt, dass sie keine neuen Verträge erhalten – leistungsfördernd schien das nicht gewesen zu sein.

Von all dem will Sigurdsson aber nichts hören: „Diese Ergebnisse interessieren mich nicht. Das Spiel gegen Nordhorn fängt bei 0:0 an und alles davor hat keinen Einfluss.“ Respekt hat er vor allem vor der Defensive der Niedersachsen, die im Schnitt gerade einmal 26 Tore zulässt (Ligabestwert). „Sie haben einen sehr guten Torhüter, dazu eine richtig gute Abwehr mit körperlich starken Spielern, die beweglich, aber auch kompakt stehen“, beschreibt der isländische VfL-Coach den Gegner.

Offensiv setzen die Shooter Georg Pöhle (159 Tore), Markus Stegefelt (82) und Julian Posselt (66) die Akzente. Dazukommen mit Robert Weber (136) und Pavel Mickal (62) zwei absolute Routiniers mit einem starken Timing für Gegenstöße auf den Außenpositionen. „Sie agieren sehr geduldig, warten auf ihre Chancen und habe viele spielerische Elemente und Taktiken im Repertoire“, so Sigurdsson.

Personell kann Gummersbachs Coach nahezu aus dem Vollen schöpfen. Raul Santos gehört wieder zum Kader, nachdem er vor dem Dessau-Spiel abgereist war, nachdem seine Frau in den Wehen lag. Der Langzeitverletzte Hakon Styrmisson fehlt ebenso wie Alexander Hermann, der laut Sigurdsson zwar Fortschritte mache, bislang aber nicht am Mannschaftstraining teilnehmen konnte. Eine Prognose für ein Comeback des Österreichers will er nicht abgeben: „Er arbeitet hart, aber man hat bei Janko gesehen, dass es nicht von 0 auf 100 geht. Wir müssen ihm die Zeit geben, die er braucht.“