HANDBALL

Der Saisonstart wackelt wieder

pn; 12.08.2020, 19:30 Uhr
HANDBALL

Der Saisonstart wackelt wieder

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pn; 12.08.2020, 19:30 Uhr
Oberberg - Nach massiver Kritik vieler Vereine hat der HVM ein Meinungsbild eingefordert - Saisonstart könnte auf Anfang Oktober verschoben werden.

Von Peter Notbohm

 

Wackelt der Saisonstart in den Ligen Handballverband Mittelrhein (HVM) nun doch wieder? Diese Frage stellen sich Vereinsvertreter, Trainer und Spieler seit Dienstagabend, nachdem eine E-Mail an die Vereine versendet wurde, mit der Aufforderung ein aktuelles Meinungsbild abzugeben. Der geplante Saisonbeginn stehe angesichts steigender Infektionszahlen nicht nur in Frage, sondern es müsse ein Umdenken geben, heißt es in der Mail. Ende Juli hatten Vertreter der Handballverbände Mittelrhein und Niederrhein (HVN) sowie der Handballkreise noch auf einer gemeinsamen Sitzung beschlossen, am Saisonstart am letzten August-Wochenende festzuhalten. Das sei auch der ausdrückliche Wunsch der Vereine gewesen, hieß es vor zwei Wochen von Verbandsseite.

 

Doch schnell wurde Kritik an der Entscheidung laut. Viele Vereinsvertreter aus mehreren Kreisen bemängelten, nie nach ihrer Meinung gefragt worden zu sein und glauben, der Termin sei aufgrund einer Vielzahl an offenen Fragen, nicht einzuhalten. Auch der Corona-Fall beim HSV Frechen, der sich auf weitere Vereine ausweitete, säte Zweifel und sorgte für zahlreiche Testspiel-Absagen in den vergangenen beiden Wochen, teilweise stellten Vereine sogar den Trainingsbetrieb wieder ein. Immer wieder wird auf den Saisonstart im DHB und anderen Verbänden Anfang Oktober als Ausweichtermin verwiesen. Die auf den HVM einprasselnde Kritik überraschte Spielwart Karl-Walter Marx: „Wir hatten die Kreise aufgefordert, sich ein Meinungsbild der Vereine einzuholen und haben auf Basis dieser Aussagen dann entschieden.“

 

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Dass manche Kreisvertreter dem scheinbar nicht nachgekommen waren, muss der Verband nun ausbaden. „Wir wollen alle Vereine bei dieser Entscheidung im Boot haben“, sagt Marx. Bis Samstag sind alle Vereine aufgefordert, Meinungen bzw. Wünsche an den Verband heranzutragen, wie aus ihrer Sicht verfahren werden soll. Eine Verschiebung des Saisonstarts sei aus Sicht der Spieltechniker unproblematisch. Ein entsprechendes Alternativszenario wurde Ende Juli bereits festgelegt, die für September geplanten Spieltage würden bei einer Verschiebung auf Anfang Oktober an das Saisonende angehangen.

 

Wenig begeistert von einer möglichen Verschiebung zeigt sich Michiel Lochtenbergh (Foto), Sportlicher Leiter des HC Gelpe/Strombach sowie Trainer der Nordrheinligamannschaft. „Ende Mai hieß es noch, die Saison soll so früh wie möglich beginnen und vor wenigen Wochen hatte man die Möglichkeit, bei den Vereinen nachzuhören und daran noch etwas zu ändern, hat sich aber dagegen entschieden. Da fragt man sich schon, wie fundiert diese Entscheidung war“, äußert er sein Unverständnis.

 

In der seit heute gültigen Corona-Verordnung sind trotz steigender Infektionszahlen keine strengeren Regeln für den Sport aufgestellt worden, somit müsse der Verband aus seiner Sicht auch am geplanten Saisonstart festhalten. „Unsere Spieler gehen auch nicht regelmäßig auf Partys und damit das Risiko einer Quarantäne ein“, blickt er mit kritischem Blick auf die Corona-Infektionen im Kölner Raum. Auch, dass der Start der Jugend-Bundesliga-Qualifikation der weiblichen A-Jugend heute für den 22. August terminiert wurde, sorgt bei ihm nur für Kopfschütteln: „So schlimm kann die zweite Welle dann ja scheinbar doch nicht sein.“

 

Nicht den Verband, sondern die Behörden in der Pflicht sieht Nümbrechts Handballchef Jörg Weber. „Als Verein haben wir mit Hygienekonzepten und Sicherheitsmaßnahmen alles dafür getan, dass Handball unter den geltenden Vorschriften wieder stattfinden kann“, sagt er, begrüßt aber, dass der Verband sich ein Meinungsbild einholen will. Die Landesregierung und Gesundheitsämter müssten aber die Richtung vorgeben, was und in welchem Rahmen möglich sei. Für Missmut sorgt auch in Nümbrecht, dass nun viele Vereine dafür bestraft werden sollen, dass die COVID19-Infektionen eher der Kneipenszene als der Handballhalle zuzuordnen seien. Dass sich an der generellen Lage in den kommenden vier Wochen etwas ändern wird, glaubt Weber nicht: „Ich würde daher lieber Ende August loslegen, letztlich steht aber über allem, dass niemand Schaden nehmen soll.“

 

Eine der Stimmen, die für eine Verschiebung des Saisonstarts plädiert, gehört Tobias Carspecken. Für den Abteilungsleiter des TV Jahn Köln-Wahn ist es allerdings keine Frage der sportlichen Bewertung, sondern vor allem eine der organisatorischen. „Ich kann Vereine verstehen, die sich sportlich auf den Start Ende August vorbereitet haben, aber nicht nur aus meiner Sicht gibt es aktuell einfach noch zu viele offene Fragen, gerade was die Umsetzung von Hygienekonzepten und die Zuständigkeit der Ämter angeht“, sagt er. Dieses Feedback habe er in Gesprächen von mehreren Vereinsvertretern vernommen. „Bei den Städten und Kommunen im Verbandsgebiet gibt es scheinbar leider sehr unterschiedliche Auffassungen, wer Ansprechpartner für die Vereine ist.“ Hier sieht er den HVM gefordert, den Vereinen stärker bei der Kommunikation mit den Behörden zur Seite zu stehen. „Eine einheitliche Reglung wäre wichtig für alle Vereine, dafür wird aber die Unterstützung eines großen Verbandes benötigt.“

KOMMENTARE

1

Eine spannende Frage wäre, was sich im Oktober geändert haben soll. Schwimmbäder, Partys oder Restaurants werden besucht, aber der Handballbetrieb soll nun doch gedrosselt werden ? Für mich nicht nachvollziehbar.

Hkoler, 12.08.2020, 23:52 Uhr
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Anscheinend ist im Oberbergischen der Handball das Lebenselixier. An die möglichen Folgen für Gesundheit/Familie/Beruf/Studium eines Infizierten denkt dort wohl niemand.

V. Nunft, 13.08.2020, 09:05 Uhr
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@Hkoler: Kann deinen Standpunkt nachvollziehen, aber wir sollten uns auf die wesentlichen Dinge im Leben konzentrieren.
Bestes Beispiel: In der Schule sollen meine Kinder die Maske tragen, aber beim Handball dürfen sie schwitzend sich den gleichen Ball zu werfen und halten definitiv nicht den Mindestabstand ein. Null Verständnis für den Druck, den der Handball da aufbaut!

Martin G., 14.08.2020, 10:01 Uhr
4

@Martin G: Ich kann nachvollziehen, dass die Unterschiede bei der Festlegung der Regeln (Schulbesuch mit Maske, aber Kontaktsport mit 30 Personen) irritierend sind, aber bitte im Hinterkopf haben, wer diese aufgestellt hat! Nicht "der Handball", sondern "die Politik". Nun kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass der Handball diese Regeln ignorieren sollte, aber ist das der richtige Weg?

, 14.08.2020, 16:48 Uhr
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