HANDBALL

"Ich dachte eigentlich, heute ist ein Derby"

pn; 03.11.2019, 14:10 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- Philipp Krefting wirbelte die HC-Defensive in der Schlussphase völlig durcheinander.
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"Ich dachte eigentlich, heute ist ein Derby"

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pn; 03.11.2019, 14:10 Uhr
Oberberg - Der TuS Derschlag gewinnt hochverdient das Gummersbacher Stadtderby - Nümbrecht beißt sich in Nippes durch - Die Handball-Oberliga wird präsentiert von ‚Sportsbar Lutter‘ (AKTUALISIERT).

HC Gelpe/Strombach – TuS Derschlag 29:33 (14:16).

 

[Robin John fliegt zu einem seiner vier Treffer an Thorben Schneider vorbei.]

 

Der Stachel über die Derbyniederlage muss tief gesessen haben bei Lukas Bader. Der Linkshänder ließ seinem Frust nach der Partie freien Lauf, schlug auf eine Tür ein und zog sich dabei eine tiefe Schnittwunde zu, die im Krankenhaus genäht werden musste. Pure Leidenschaft, die der Routinier schon auf dem Feld gezeigt hatte, die sein Trainer Michiel Lochtenbergh bei manchem allerdings vermisste. „Ich dachte eigentlich, heute ist ein Derby“, sah der Niederländer eben nicht jene letzte Leidenschaft bei seinem Team. Vor rund 500 Zuschauern lieferten sich die beiden Oberligaspitzenteams über 30 Minuten einen intensiven Abnutzungskampf, in dem die Gäste meist vorlegten. Nach dem Wiederanpfiff der sehr guten Schiedsrichter nutzte Derschlag aber eiskalt eine kurze Schwächeperiode der Hausherren.

 

Nicht einmal zwei Minuten benötigte Derschlag, um nach dem Seitenwechsel auf 14:19 (32.) zu stellen. „Das war die entscheidende Phase“, meinte TuS-Trainer Ralph Weinheimer, „danach haben wir das total diszipliniert und abgeklärt runter gespielt.“ Während bei den Gästen nahezu alles funktionierte, leistete sich Gelpe/Strombach immer wieder individuelle Aussetzer in der wenig sattelfesten 5:1-Defensive. Michael Romanov, Thorben Schneider und Philipp Krefting fanden immer wieder eine Lücke und ließen sich in der Schlussphase auch nicht von einer Manndeckung aufhalten.

 

[Ralph Weinheimer peitschte sein Team nach vorn: "Wir haben uns über 60 Minuten perfekt an den Plan gehalten und die Halle leise gespielt."]

 

Die gewählte Taktik sah Lochtenbergh aber nicht als Grund für die verdiente Niederlage: „Wir haben einfach zu keinem Zeitpunkt die richtige Derbyeinstellung gefunden, während Derschlag über 60 Minuten seine Leistung sehr gut abgerufen hat.“ Beim 21:27 (51.) war die Vorentscheidung längst gefallen, die Gäste hatten die Eugen-Haas-Halle längst „ruhig“ gespielt – lediglich im TuS-Fanblock wurde gefeiert.

 

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„Ich bin unheimlich stolz auf die Jungs“, resümierte ein zufriedener Weinheimer, wollte den Sieg aber auch nicht überbewerten: „Ich bin kein Derby-Fetischist. Die Jungs sollen das heute genießen, aber auch heute gab es nur zwei Punkte und nächste Woche wartet mit Birkesdorf der nächste harte Brocken.“ Lochtenbergh hofft dagegen, dass die Derbyniederlage heilsame Wirkung entfaltet: „Es war bei weitem nicht alles schlecht bei uns, aber das war im dritten Spitzenspiel schon der dritte Punktverlust. In solchen Duellen reichen 90 Prozent einfach nicht aus.“

 

Gelpe/Strombach: Julian Mayer (9/2), Robin John (4), Fynn Schürmann, Tim Hilger, Harry Roth, Sean Borgard, Lukas Bader (je 3), Lukas Altjohann (1).

 

Derschlag: Michael Romanov (9), Philipp Krefting (7), Norman Krause (7/3), Thorben Schneider, Yuri Pishchukhin (je 4), Nils Welke, Mattias Cabrales (je 1).

 

 

TK Nippes – SSV Nümbrecht 22:26 (12:16).

 

Unter der Woche war SSV-Coach Dirk Heppe nicht müde geworden, sein Team zu warnen, das Tabellenschlusslicht aus Nippes nicht zu unterschätzen. Worte, die auf fruchtbaren Boden gefallen waren. In der Domstadt agierten die Gäste hochkonzentriert, ließen sich auch von der hitzigen Atmosphäre im gut gefüllten Nippeser Tälchen nicht aus der Ruhe bringen. „Der Gegner hat – wie erwartet – alle Register gezogen“, meinte Heppe und sah eine äußerst nicklige Partie. Nach anfänglichem Abtasten bis zum 3:3 (5.) übernahmen die Oberberger durch einen 3:0-Run die Führung und hatten beim 5:10 (16.) ein erstes Statement gesetzt. Dass es nicht schnell deutlicher wurde, lag laut Heppe zum einen an der Hartnäckigkeit der Hausherren, zum anderen aber auch an aus seiner Sicht „überforderten“ Schiedsrichtern. „Sie haben sich von der Kulisse anstecken lassen“, haderte er vor allem mit vielen nicht nachvollziehbaren Schritte-Pfiffen.

 

[Für Lukas Bader endete der Abend schmerzhaft.]

 

Dennoch verwaltete der Tabellenfünfte die Partie zunächst souverän und ließ Nippes, das mittlerweile mit einer extrem offensiven 3:3-Variante agierte, bis zum 16:21 (44.) kaum verkürzen. „Trotzdem hatte man immer den Eindruck, dass sie immer noch dran riechen“, sollte Heppe mit dieser Vermutung Recht behalten. Beim 19:21 (47.) drohte das Spiel noch einmal spannend zu werden, die Gäste hatten mit Jens Frey aber einen starken Kreisläufer, der die sich bietenden Freiräume zu nutzen wusste. Über 20:24 (53.) geriet der Erfolg nicht mehr in Gefahr.

 

Kurios wurde es trotzdem noch. Ein Kracher in den Winkel durch Simon Schanz flog Mitte der zweiten Hälfte durch ein Loch im Netz. „Außer den Schiedsrichtern hat jeder den Ball im Tor gesehen“, zeigte Heppe wenig Verständnis dafür, dass die Unparteiischen das Loch bei einer nachträglichen Kontrolle zwar entdeckten, dem Tor aber weiterhin die Anerkennung versagten und das Loch auch nicht flicken ließen. In den Schlusssekunden wurde es zudem bunt: Simon Schanz sah wegen Foulspiels drei Sekunden vor dem Abpfiff die rote Karte, sein Gegenspieler sogar die blaue, nachdem er Schanz anschließend bedroht hatte. „Letztes Jahr hätten wir so ein Spiel noch verloren“, resümierte Heppe eine turbulente Partie.

 

Nümbrecht: Jens Frey (7/2), Johannes Urbach (6), Dominik Donath, Simon Schanz (je 4), Sebastian Deilmann (2), Jannik Lang, Dag Dissmann, Patrick Martel (je 1).

 

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