HANDBALL

Dreimal Derby-Rot und Kirchner ist der Matchwinner

pn; 03.12.2023, 03:00 Uhr
Fotos: Thomas Wirczikowski ---- Nicht nur Chris Koch sah die rote Karte. Auch wenn Oberwiehls Torhüter es nicht glauben konnte, war die Entscheidung vertretbar.
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Dreimal Derby-Rot und Kirchner ist der Matchwinner

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pn; 03.12.2023, 03:00 Uhr
Oberberg – Im Südkreisderby behält Nümbrecht II in Oberwiehl die Oberhand und verlängert die CVJM-Niederlagenserie – Gelpe/Strombach II überrennt Jahn Wahn und erzielt 38 Tore.

CVJM Oberwiehl – SSV Nümbrecht II 27:29 (13:13).

 

Das Südkreisderby war der erwartete Nervenkrimi. Beiden Teams merkte man den Rucksack der vergangenen Wochen mit vielen Niederlagen an. Am Ende hatten Nümbrechts Handballer die besseren Nerven und tanzten nach einem verdienten Auswärtssieg in der proppevollen Wiehler Weltmeisterhalle. Die 60 Minuten zuvor waren dabei weniger von spielerischen Highlights geprägt, dafür aber von enormer Intensität, vielen kleinen Nickligkeiten und zwei Schiedsrichtern, die mit ihren Entscheidungen, darunter drei rote Karten, immer wieder in den Fokus beider Fanlager gerieten. Matchwinner war am Ende ein Torhüter: Lukas Kirchner entschärfte in den wichtigen Momenten mehrfach die Bälle.

 

[„Seine Paraden taten uns richtig weh“, sah auch CVJM-Trainer Dirk Heppe in Torhüter Lukas Kirchner einen entscheidenden Faktor.]

 

SSV-Coach Mario Jatzke sprach nach der Partie von einem verdienten Erfolg: „Wir haben fast durchgängig geführt. Das war eine wirklich geschlossene Mannschaftsleistung und phasenweise eine sehr gute Abwehr.“ Auch Oberwiehls Trainer Dirk Heppe musste die Niederlage neidlos anerkennen: „Nümbrecht hat clever gespielt, den entscheidenden Punch gesetzt und unsere Schwächen ausgespielt.“ Über 2:1 (4.), 4:6 (13.) und 10:9 (23.) entwickelte sich ein lange Zeit ausgeglichenes Spiel, in dem die Gäste, die mit Jens Frey und Dag Dissmann verstärkt waren, eigentlich schon leichte Vorteile hatten, es aber mehrfach verpassten, sich auf drei Treffer abzusetzen.

 

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Es folgte der erste Knackpunkt der Partie. Oberwiehls Spielmacher Phil Nückel versuchte einen Pass abzufangen, kam gegen Alexander Seinsche aber eine halbe Sekunde zu spät und erwischte den SSV-Youngster unglücklich mit dem Ellbogen am Kopf. Die rote Karte war nur folgerichtig. Der A-Jugendliche musste benommen das Feld verlassen, lag minutenlang auf einer Liege und wurde auch nicht mehr eingesetzt. „Für uns war das eine enorme Schwächung. Phil ist ein wichtiger Spieler für uns. Ab diesem Moment war mir klar, das wird heute richtig schwer“, schwante Heppe schon hier Übles.

 

[Nach diesem Foul war das Spiel für Phil Nückel und Alexander Seinsche vorzeitig beendet.]

 

Für Emotionen auf beiden Seite war fortan gesorgt. Vor allem Oberwiehl beschäftigte sich während der verbleibenden 36 Minuten viel zu sehr mit den Schiedsrichtern und ihrer Siebenmeterlinie. Artur Gartung bekam nur eine Minute nach dem Nückel-Rot eine Zeitstrafe wegen Meckerns. Heppe sah in den Unparteiischen zwar nicht den Grund für die Niederlage („Wir hatten genügend Chancen, das Spiel enger zu gestalten“), monierte dennoch die Leistung. „Diese Partie hätte jemanden benötigt, der Ruhe ausstrahlt und die Emotionen rausnimmt. Aber mit den beiden konnte man überhaupt nicht reden. Trotzdem hätten wir uns nicht so mit ihnen beschäftigen dürfen“, nahm er sich dabei auch selbst in die Kritik.

 

Nachdem es mit 13:13 in die Pause gegangen war, wirkte Oberwiehl in den Anfangsminuten nach dem Seitenwechsel defensiv kurzzeitig unsortiert, was Nümbrecht zum schnellen 14:16 (33.) nutzte. Kurios wurde es in der 39. Minute beim 17:19: Jens Frey zog in einer Abwehraktion Johannes Schneevogt das Trikot vollständig aus – auf die Strafbank musste allerdings Dag Dissmann, der zehn Minuten später nach der dritten Zeitstrafe die zweite rote Karte des Abends sah. Der SSV bekam trotzdem zunehmend Oberwasser und hatte mit Bastian Schneider offensiv eine prägende Figur. „Das war heute seine beste Saisonleistung“, fand Jatzke nach der Partie. Die Gäste zogen auf 20:25 (47.) und 22:28 (52.) davon.

 

[Niklas Witthaut verwandelte acht seiner neun Siebenmeter und zeigte eine starke Leistung.]

 

Entschieden war die Partie aber noch nicht. Zunächst sah Oberwiehls eingewechselter Torhüter Chris Koch die rote Karte (56.), nachdem er Niklas Witthaut beim Siebenmeternachwurf erwischt hatte. Weil aber auch Witthaut 24 Sekunden später auf die Strafbank musste, witterte der CVJM noch einmal Morgenluft. Nach einem verworfenen Siebenmeter Schneevogts kam das 26:28 von Lennart Last in der Schlussminute aber schlicht zu spät. „Ich habe der Mannschaft zur Pause gesagt, dass wir noch besser spielen können und das haben die Jungs dann auch getan. Wir haben Oberwiehl in der Abwehr den Schneid abgekauft“, so Jatzke. Heppe suchte nach der Niederlage nach den positiven Aspekten: „Die Mannschaft hat bis zum Ende gekämpft und eine viel bessere Körpersprache als zuletzt gezeigt. Das macht Hoffnung, dass die Niederlagenserie bald endet.“

 

Oberwiehl: Johannes Schneevogt (9/3), Moritz Madel (6), Andre Rischikov (4), Artur Gartung (3), Lennart Last (2), Phil Nückel, Leon Binder, Lennart Frielingsdorf (je 1).

 

Nümbrecht II: Niklas Witthaut (11/8), Bastian Schneider (5), Kevin Schieferdecker (4), Patrick Martel (3), Dag Dissmann, Marius Ranke, Jens Frey (je 2).

 

 

TV Jahn Köln-Wahn – HC Gelpe/Strombach II 23:38 (10:18).

 

Vor dem Spiel hatte HC-Trainer Daniel Rodriguez noch einige Sorgenfalten gehabt. Der unter der Woche noch erkrankte Spanier war für das wichtige Auswärtsspiel in Köln-Wahn zwar genauso rechtzeitig fit geworden wie seine beiden Rückraumspieler Finn Feuerbach und Julian Kolken, Luft für 60 Minuten hatten alle aber noch nicht. Doch schon weit vor dem Abpfiff konnte sich Rodriguez beruhigt zurücklehnen: Die Oberberger dominierten das Geschehen gegen das Flughafenteam überraschend deutlich. „Wir hatten den Gegner heute von der ersten bis zur letzten Minute total im Griff und haben mit wenig Schnickschnack aus einer guten Abwehr, mit einem starken Islam Elnoamany dahinter, heraus eine starke erste und zweite Welle gefahren“, freute er sich über den Auftritt seiner Mannschaft.

 

[Kein Durchkommen für Julian Klein, der gegen die gute SSV-Abwehr torlos blieb.]

 

Die Gäste gingen sofort mit 6:0 (9.) in Führung und verwalteten diesen Vorsprung diszipliniert bis zur Pause. Vor allem Paul Roth und Fynn Schürmann zeigten im Innenblock eine starke Leistung gegen die geduldig vorgetragenen Angriffe der Hausherren. Trotzdem hieß es viel rotieren beim HC. Feuerbach und Kolken begannen zwar, brauchten aber ihre Pausen. Sein Debüt gab der A-Jugendliche Ben Schimanski, bereits das achte 17-jährige Talent, das Rodriguez in den vergangenen Jahren in seinen Kader eingebaut hat. Obwohl der Youngster kurz nach dem Seitenwechsel von den guten Schiedsrichtern die rote Karte gezeigt bekam, nachdem er im Gegenstoß zu spät kam, war Rodriguez vollkommen zufrieden mit dem Kreisläufer: „Es war sein erstes Seniorenspiel. Dafür hat er richtig gut agiert.“

 

Gelpe/Strombach baute den Vorsprung trotzdem bis zum 12:26 (39.) aus, leistete sich dann aber einige schläfrige Minuten, in denen Jahn Wahn zum 20:28 (49.) verkürzte. In der Schlussphase traten die Gäste aber noch einmal das Gaspedal durch. „Man merkt die Weiterentwicklung. Die Jungs haben sich gefangen und die Konzentration kam auch wieder. Das war heute eine sehr solide Leistung. Man hat gemerkt, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen wollen“, lautete Rodriguez Fazit. Durch den Erfolg und die parallele Niederlage von Polizei Köln klettern die Oberberger auf Rang vier der Verbandsliga.

 

Gelpe/Strombach II: Luca Reuber (7), Finn Feuerbach (7/1), Paul Roth (6), Jerome Draeger, Jan Höfer, Marvin Küsters, Felix Soldanski, Julian Kolken (je 3), Maurice Ginczek (2), Philipe Ginczek (1).

 

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