HANDBALL
Drama bis zur letzten Sekunde: Löwen schaffen den Klassenerhalt
Oberberg - Nach einer Saison zwischen Himmel und Hölle findet die Saison der HBD Löwen dank zwei Jokern ein Happyend – Zwei Schlüsselspieler werden kommende Saison fehlen - Die Handball-Oberliga wird präsentiert von ‚Sportsbar Lutter‘.
HBD Löwen Oberberg – ASV Süchteln 21:20 (13:9).
Wie einst Franz Beckenbauer im Olympiastadion von Rom spazierte Löwen-Trainer Maik Thiele allein entlang der Seitenlinie in der Sporthalle am Epelberg – ein Moment der Ruhe in einem Tollhaus um ihn. Während seine Handballer mit dem Abpfiff eines dramatischen Entscheidungsspiels in der Oberliga-Abstiegsrelegation lautstark den Klassenerhalt feierten, nahm sich Thiele einige Sekunden für sich. Der zweite Vergleich mit dem ASV Süchteln hatte auch ihm auf der Bank körperlich und mental alles abverlangt.
„Ich bin total durch. Das ist ein riesiger Fels, der da von mir abgefallen ist. Ich war einfach nur froh, als es zu Ende war und für uns gereicht hat“, bekannte der erfahrene Coach im Anschluss. Zuvor hatte er ein goldenes Näschen bewiesen. Die beiden Matchwinner Marc Erlinghagen und Dominik Rau hätten wohl die wenigsten Fans in der mit rund 600 Zuschauern gut gefüllten Halle in der Schlussphase auf dem Feld erwartet.
Rau hatte bis dahin kaum einen Ball gesehen, parierte aber zunächst einen Siebenmeter und hielt auch den letzten Wurf von Süchtelns Toptorschützen Henrik van Vlodrop. Erlinghagen hatte wenige Sekunden zuvor das goldene Tor zum Klassenerhalt erzielt, nachdem ihm im Angriff zuvor noch ein katastrophaler Schrittfehler unterlaufen war. „Wenn man gewinnt, hat man als Trainer alles richtig gemacht“, scherzte Thiele über seine Wechsel.
[Gewohnt emotional coachte Maik Thiele auf der Bank.]
Die Dramatik der 60 Minuten zuvor hätte eigentlich nur noch ein Siebenmeterwerfen toppen können, zu dem es bei einem Unentschieden sofort gekommen wäre. Dabei sah es bis kurz nach der Pause überhaupt nicht nach dem späteren Krimi aus: Die etwas größere Breite des Löwenkaders schien sich durchzusetzen. Beiden Teams war die Nervosität von Beginn an anzumerken. Die Abwehrreihen dominierten nicht unbedingt, trotzdem fielen erneut wenig Tore. Dafür leisteten sich beide Teams massig Fehler.
In der Anfangsphase riss Thorben Schneider zunächst das Spiel an sich und sorgte dafür, dass die Löwen bis zum 4:3 (8.) in Führung lagen. Nur wenig später gingen die Gäste beim 4:5 (10.) zum ersten und einzigen Mal in Front. Über 7:7 (18.) setzten sich die Oberberger beim 10:7 (22.) erstmals ein wenig ab. In der Schlussphase der ersten Hälfte warf Thiele mit Milo Gießelmann auch ein junges Talent, das erst vor zwei Wochen 17 Jahre alt wurde, ins kalte Wasser. Er habe sich den Einsatz durch gute Trainingsleistungen verdient, sagte sein Coach.
[Marc Erlinghagen erzielte den goldenen Treffer zum Klassenerhalt 14 Sekunden vor Schluss.]
Bis zur Pause wuchs der Vorsprung auf 13:9 an. Ein Schlüsselmoment: Die Einwechslung von Torhüter Joel Tertel für den glücklosen Rau in der 21. Minute. Der Neuzugang parierte bis zum Seitenwechsel unter anderem zwei Siebenmeter. Einen davon mit dem Kopf, wofür Tobias Reich kurz vor der Pause berechtigt die rote Karte sah. Doch auch die Löwen hatten ein Siebenmeter-Problem: Gleich vier Strafwürfe ließen die Oberberger gegen den starken ASV-Keeper Sven Plath liegen und sorgten so dafür, dass Süchteln nach dem 14:9 (31.) wieder ins Spiel fand.
Ihren Anteil daran hatten auch die unnötigen Zeitstrafen, die Thiele ärgerten: „Die waren teilweise einfach dämlich. Auch mit unseren Chancen sind wir nicht clever umgegangen und kommen deshalb wieder in die Bredouille.“ Überhaupt hatten die guten Schiedsrichter alle Hände voll zu tun, die aufkommende Hektik im Griff zu behalten. Ben Borkenhagen wurde beim 15:12 (39.) nach einem Foul an Erlinghagen ebenfalls vorzeitig zum Duschen geschickt.
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[Die beiden Löwen-Torhüter im Blickpunkt: Dominik Rau (l.) parierte in der Schlussminute die entscheidenden Bälle. Auch Joel Tertel (r.) war mit seinen Paraden bei seinem Debüt sofort ein wichtiger Faktor.]
Kurz darauf mussten aber auch Erlinghagen, Welke und Schneider auf die Strafbank, sodass die Gäste in dreifacher Überzahl zum 15:15-Ausgleich (43.) kamen. Von nun an war es ein reines Nervenspiel. Die Löwen legten immer wieder vor, Süchteln konterte mit dem Ausgleich, konnte aber auch keine der wenigen Gelegenheiten nutzen, selbst in Führung zu gehen. Über 17:17 (50.), 19:17 (52.) und 20:20 (59.) waren die Hausherren schließlich das glücklichere von zwei nervlich angeschlagenen Teams.
Thieles Resümee: „Für den Verein ist dieser Klassenerhalt enorm wichtig. Jetzt können wir endlich planen. Man hat heute gesehen, was für ein Potential dieser Verein hat und, dass diese Mannschaft funktioniert. Die Lautstärke in der Halle war unfassbar. Das hat Spaß gemacht!“ An die neue Saison will er eigentlich noch gar nicht denken: „Die meisten Teams haben schon seit sechs Wochen Pause. Keine Ahnung, wie unsere Vorbereitung aussehen wird. Was klar ist: Es müssen noch zwei Neuzugänge her, sonst kommen wir wieder in die gleiche Phase.“
[Auf Spielgestalter Olivier Goergen müssen die Löwen in der kommenden Saison verzichten.]
Besondere Momente gab es auch nach dem Schlusspfiff. Statt mit seinem Team zu feiern, tröstete Nils Welke - auf dem Spielfeld selten ein Kind von Traurigkeit - zunächst einmal Süchtelns van Vlodrop, der nach seinem letzten Wurf völlig aufgelöst war und mit den Tränen kämpfte. Und auch die Fans der Gäste zeigten Feingefühl: Sie feierten ihr Team für einen aufopferungsvollen Kampf.
HBD Löwen: Thorben Schneider (4), Anthony Hudak-Domokos (4/3), Marc Erlinghagen, Marko Köster (je 3), Marcel Mesenhöler, Nils Meier (je 2), Olivier Goergen (2/1), Tobias Mlynczak (1).
Süchteln: Henrik van Vlodrop (8), Daniel Vogels (4/3), Ben Borkenhagen (2), Christoph Kleineluetzum (2/2), Lennard Greven, Aaron Stapper, Lukas Schneider, Tobias Reich (je 1).
Zwei bittere Pillen
In der neuen Saison werden die HBD Löwen Oberberg auf zwei Schlüsselspieler verzichten müssen. Mittelmann Olivier Goergen (21), der erst im Februar aus Siebengebirge zur oberbergischen Spielgemeinschaft gewechselt ist, verlässt den Verein schon wieder. Aus privaten Gründen kehrt der luxemburgische Nationalspieler in seine Heimat zurück und schließt sich dort einem Erstligisten an.
Im Verein bleiben wird Alen Caber (30). Dem Torhüter steht allerdings eine lange Zwangspause bevor. Weitere Untersuchungen an seinem linken Knie haben neben dem Aufbrechen einer alten Verletzung einen Kreuzbandriss ergeben. Er wird um eine Operation nicht herumkommen. Thiele rechnet mit einer Ausfallzeit von neun bis zwölf Monaten.
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