HANDBALL

Der Spagat zwischen Demut und Aufstiegslust

pn; 19.07.2019, 00:55 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- Viel Spaß hatten auch die Spieler beim öffentlichen Training.
HANDBALL

Der Spagat zwischen Demut und Aufstiegslust

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pn; 19.07.2019, 00:55 Uhr
Gummersbach – Viele Zuschauer beim öffentlichen Training des VfL Gummersbach - Die Neuzugänge formulieren forsche Ziele - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

Die ersten Lacher hatte Gummersbachs Stareinkauf Filip Ivic schnell auf seiner Seite. In bester Tagesschaumanier begrüßte er bei der heutigen Vorstellung des frisch renovierten VfL-Kaders die Anwesenden. „Guten Abend meine Damen und Herren“, fuhr der Kroate anschließend aber in englischer Sprache fort. Doch seine Aussagen zeigten, dass der ehemalige deutsche Rekordmeister trotz seines Abstiegs, international weiterhin großes Renommee genießt. Von der großartigen Tradition und der langen Historie des Vereins schwärmte der kroatische Torhüter und gab auch einen klaren Fingerzeig, wo er kommende Saison spielen will: In der stärksten Liga der Welt.

 

["Ich weiß nicht, wann das letzte Mal vier echte Oberberger im Kader standen", meinte Christoph Schindler und wurde nicht müde, zu betonen, dass die Akademie kein Lippenbekenntnis sei.]

 

Überhaupt hörte man bei den Neuzugängen des VfL Gummersbach wenig von den Worten der Demut, die Christoph Schindler zum seinem Mantra der letzten Wochen erklärt hatte. Einzig der neue Rechtsaußen Lukas Bluhme erinnerte noch einmal an den Zweijahresplan, den sich der Verein zur Rückkehr ins deutsche Oberhaus auferlegt hatte. Der VfL-Geschäftsführer fand allerdings auch Gefallen an diesen offensiven Statements: „Das zeigt, die Jungs haben Ziele und wollen dafür auch arbeiten.“ Dass auch der Verein den Anspruch habe, schnell wieder eine Etage höher zu spielen, ob nun in einem oder zwei Jahren, stellt Schindler ohnehin nicht in Frage: „Der Transfer von Filip Ivic ist auch ein Zeichen, dass wir uns nicht verstecken wollen.“

 

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Vor knapp zwei Monaten stand der 1,95 Meter große 43-malige Nationalspieler noch mit PGE Vive Kielce im Halbfinale der Champions League, nun soll der 26-Jährige mit seinen Paraden dafür sorgen, dass dem VfL die schnelle Rückkehr in die Erste Liga gelingt. Ein Mosaikstein auf diesem Weg soll auch sein Landsmann Tim Kontrec werden. Der 29-jährige Kreisläufer hat 20 Länderspiele in seiner Vita stehen und betont, wie wohl er sich im Oberbergischen bereits fühle: „Gummersbach erinnert mich an meine Heimatstadt Našice und wirkt sehr familiär.“

 

[Die neuen Gesichter beim VfL Gummersbach.]

 

Auch Alexander Hermann, der schon vor Wochen erklärt hatte, wenig Lust auf die Zweitklassigkeit zu haben, will schnell zurück in die Erste Liga. Verantwortung will der Vizekapitän der österreichischen Nationalmannschaft übernehmen, bezeichnet den aktuellen Kader zudem als gute Mischung aus jungen und routinierten Spielern und zählt die Oberberger zu den Favoriten auf den Aufstieg: „Aber es wird nicht einfach.“ Eine Einschätzung die Robin Haller teilt. Der aus Bietigheim gekommene 33-jährige Routinier verfügt über die geballte Erfahrung aus zwölf Jahren Zweitligahandball und warnt seine künftigen Mitspieler: „Diese Liga tickt anders. Da warten komische Herausforderungen auf uns, denn jeder wird uns ans Bein pinkeln wollen.“

 

Trainer Torge Greve obliegt in den kommenden Wochen die Aufgabe, die sieben Neuzugänge, zu denen auch die beiden oberbergischen Eigengewächse Tom Kiesler und Malte Meinhardt gehören, mit den verbliebenen Spielern zu einer schlagkräftigen Mannschaft zu formen. Die ersten Eindrücke der Trainingswoche stimmen ihn positiv, im athletischen Bereich habe sich das Team gut präsentiert. „Man spürt schon einen neuen Geist. Wir wollen etwas erreichen und den Funken auf unsere Zuschauer überspringen lassen.“ Beim gestrigen öffentlichen Training gelang das bereits. Jede spektakuläre Parade wurden von den knapp 650 anwesenden Fans gefeiert.

 

[Das Torhütertrio mit dem neuen Torwarttrainer Marko Markis. "Er ist ein Topmann internationaler Klasse", verspricht sich Christoph Schindler viel von den Innovationen des 34-jährigen Trainers der kroatischen U21-Nationalmannschaft.]

 

Abgeschlossen sind die Planungen allerdings noch nicht. Ein Mannschaftskapitän wurde noch nicht bestimmt und im rechten Rückraum gibt Florian Baumgärtner derzeit noch den Alleinunterhalter. Gerade diese Baustelle genießt bei Christoph Schindler bis zum Auftakt am 24. August natürlich die größte Priorität, auch wenn der Verein natürlich im Rahmen seiner Möglichkeiten agieren müsse. Mit der sonstigen Entwicklung ist der Geschäftsführer dagegen durchaus zufrieden. Viele Fragezeichen der letzten Wochen in Sachen Kaderzusammenstellung und Ticketing seien gewichen und besonders der Schulterschluss der Region mit dem Verein zaubert ihm ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.


Über 1.000 Dauerkarten konnten die Blau-Weißen bereits absetzen und damit deutlich mehr, als zum selben Zeitpunkt im vergangenen Jahr. „Ich bin frohen Mutes, dass noch einige folgen werden“, will er die 1.300 verkauften Dauerkarten der Abstiegssaison toppen. Geht es nach den ersten Stimmungen auf der Tribüne während der Trainingseinheit könnte dies keine Utopie bleiben. Bei einem Gang durch die Reihen Zuschauer, hörte man zwar vereinzelt immer noch eine gewisse Verbitterung über den ersten Abstieg der Vereinsgeschichte, gleichzeitig aber auch sehr viel Aufbruchstimmung und den Willen, die Mannschaft auf ihrem Weg zurück in die erste Liga begleiten zu wollen.

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