HANDBALL

„Es werden Rückschläge kommen“

bv, uk, pn; 20.08.2019, 12:44 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- In der Redaktion von Oberberg-Aktuell stand der Cheftrainer des VfL Gummersbach, Torge Greve, Rede und Antwort.
HANDBALL

„Es werden Rückschläge kommen“

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bv, uk, pn; 20.08.2019, 12:44 Uhr
Gummersbach – VfL-Trainer Torge Greve im Interview vor dem Saisonstart über Ziele, Erwartungen und die Begeisterungsfähigkeit der Fans - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm, Uli Klein und Bernd Vorländer

 

OA: Wie haben Sie die ersten rund fünf Monate in Gummersbach erlebt?

Greve: Trotz der sportlichen Enttäuschung sehr gut. Die Menschen hier sind sehr offen, haben mich sehr freundlich empfangen. Mir war das sportliche Risiko ja von vornherein bewusst, auf das ich mich einlasse, da war ich nicht blauäugig. Und ich bin ja kein Wunderheiler. Trotzdem wäre der Abstieg vermeidbar gewesen. Aber ich sehe auch gute Möglichkeiten, schnellstens wieder in die 1. Liga zurückzukehren.

 

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OA: Gibt es etwas, was Sie in den ersten Monaten überrascht hat?

Greve: Ja, auf jeden Fall. Die Begeisterung und Euphorie von Fans und Sponsoren ist unglaublich. Das ist ein Pfund, das für uns noch sehr wichtig werden kann. Vom Tal der Tränen kann nach dem Abstieg jedenfalls keine Rede sein. Das ist sehr positiv. Wir müssen die Zweite Liga jetzt annehmen, als Chance begreifen und die Ärmel hochkrempeln. Und wir werden hier etwas Neues entwickeln. Der Name VfL Gummersbach hat immer noch enorme Strahlkraft. Sonst wäre ein Filip Ivic nicht zu uns gekommen. Und wenn ein Janko Bozovic bekundet, er sei einfach nur stolz, noch einmal das VfL-Trikot zu tragen, dann sagt das viel über den Stellenwert des VfL aus.

 

OA: Was erwartet den VfL in der Zweiten Liga?

Greve: Das ist eine richtig ambitionierte Liga, die sehr ausgeglichen ist. Es gibt keine Mehr-Klassen-Gesellschaft. Nahezu alle Mannschaften sind sehr professionell ausgerichtet, sonst kann man auch nicht mehr mithalten. Wir dürfen sicherlich auch mal ein Spiel verlieren, aber nicht gegen die Mannschaften, die nicht mit unserem Anspruch in die Saison hineingehen- nämlich spätestens 2021 wieder in der Ersten Liga anzutreten. Es wird eine besondere Herausforderung, denn gegen den VfL werden die anderen Teams immer „120 Prozent“ geben.

 

OA: Der VfL 2019 ist eine Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern. Gibt es da besondere Herausforderungen?

Greve: Alter spielt für mich keine Rolle. Ich kenne nur gute und vielleicht noch etwas bessere Spieler. Natürlich haben wir eine Hierarchie in der Mannschaft, das ist auch ganz wichtig. Wir brauchen diese Ordnung, ohne die es meiner Meinung nach keinen Erfolg geben kann, wir brauchen die Erfahrenen, aber auch die jungen Wilden, die sehr viel Willen mitbringen. Ich kenne auch keinen erste Sieben, sondern entscheide von Fall zu Fall, welche Spieler gegen den jeweiligen Gegner am ehesten die Gewähr auf Erfolg bieten.

 

OA: Wie weit ist denn die Mannschaft und was spricht für den VfL?

Greve: Die Spieler kamen von einem unterschiedlichen Leistungslevel, das musste man erst einmal zusammenführen. Wir sind jetzt auf einem guten Weg, aber der Entwicklungsprozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Das Wichtigste ist, dass wir alle Ruhe bewahren. Man muss der Mannschaft etwas Zeit geben. Wir werden gerade zu Saisonbeginn die Spiele nicht dominieren, auch wenn ich überzeugt bin, dass wir die Qualität dazu hätten. Einen ‚flow‘ muss man sich erarbeiten. Es werden Rückschläge kommen, das sollte man wissen. Gerade, wenn Stress da ist, verfällt man gerne in alte Muster. Stressresistenz muss auch in meinem Team erst wachsen. Aber eines ist klar: Mit unserem Neuzugang Filip Ivic und Matthias Puhle haben wir sicherlich das beste Torhütergespann der Liga.

 

OA: Vor einem Fehlstart haben Sie keine Angst?

Greve: Nein, sicherlich nicht. Ich bin überzeugt, dass wir trotz eines schwierigen Auftaktprogramms einen guten Start hinlegen können.

 

 

OA: Sie haben Alexander Becker zum Kapitän befördert, was manchen gewundert hat?

Greve: Alex Becker hat eine hohe Sozialkompetenz und wirkt sehr integrierend. Außerdem verfügt er über eine langjährige Erfahrung. Und ich wollte ihn mit dieser Entscheidung stärken, weil ich weiß, dass er in Gummersbach oft umstritten war. Für mich ist er ein Kapitän, der immer vorangeht – das ist für mich sehr wichtig. Er kämpft sich zurzeit trotz Verletzungsschmerzen durch, will aber keine Pause machen. Das kennzeichnet seinen Charakter.

 

OA: Welchen Handball soll der runderneuerte VfL spielen?

Greve: Meine Spieler müssen den Besuchern in der SCHWALBE arena vom ersten Spiel an das Gefühl vermitteln, dass sie alles geben, dass der absolute Einsatz an erster Stelle steht. Man muss die Leidenschaft spüren. Das sollte uns auch kennzeichnen, wenn es spielerisch mal etwas holprig ist. Und ich habe den Eindruck, dass wir gerade bei der Emotionalität, die unseren Sport ja ausmacht, gegenüber der Vorsaison einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht haben. Und wir verfügen über eine höhere Leistungsdichte, als noch vor einem halben Jahr. Damit sollten wir dann auch den rapiden Leistungsabfall, den wir früher in vielen Spielen hatten, vermeiden. Glauben Sie mir: Wir alle sehnen uns nach Erfolg. Und ich sehe da den Bergischen HC als Vorbild: Der ist gestärkt aus dem Abstieg hervorgegangen. So etwas wollen wir auch schaffen.

 

KOMMENTARE

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"Und ich sehe da den Bergischen HC als Vorbild: Der ist gestärkt aus dem Abstieg hervorgegangen. So etwas wollen wir auch schaffen." Der BHC hat auch ein qualifiziertes Management, der VfL eben nicht.

Harry, 20.08.2019, 16:00 Uhr
2

Harry, schon wieder etwas zu nörgeln?

Gunder, 21.08.2019, 11:22 Uhr
0 von 800 Zeichen
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