Gummersbach – Der VfL-Coach will den Aufsteiger nicht auf die leichte Schulter nehmen – Raul Santos hospitiert beim VfL Gummersbach – 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

VfL Gummersbach – Bergischer HC (Freitag, 20 Uhr).

 

Derby-Time in der SCHWALBE arena. Nachdem Gummersbachs Handballer ein Jahr lang auf das Derby gegen den Bergischen HC verzichten mussten, wird am Freitagabend im Gummersbacher Handballtempel wieder ein Knistern in der Luft liegen. Die Voraussetzungen beider Teams könnten aber kaum unterschiedlicher sein. Hier das VfL-Team, das mit dem spektakulären Remis in Flensburg seine Europacup-Ambitionen erneut unterstrichen hat. Dort der Aufsteiger, der momentan von extremen Verletzungspech geplagt ist, zuletzt aber stark auftrumpfte.

 

So wundert es auch nicht, dass VfL-Cheftrainer Gudjon Valur Sigurdsson nichts über Favoritenrollen hören will und den Gegner ausdrücklich lobt. „Als Handballfan bin ich begeistert“, sagt der Isländer, „man sieht eine intakte Mannschaft, die bereit ist, zu laufen und sich in der Abwehr aufzuopfern.“ Dabei muss der BHC derzeit mit schmalem Kader auskommen. Yannick Fraatz (Kreuzbandriss), Eloy Morante Maldonado (Riss des Syndesmosebandes im Fuß) und Elias Scholtes (Sprunggelenksverletzung) fallen langfristig aus. Im Rückraum mussten Sören Steinhaus, Nico Schöttle und Johannes Wasielewski zuletzt fast durchspielen.

 

Und trotzdem zeigt die Formkurve der bergischen Löwen seit November steil nach oben. Schon in Kiel zeigte das Team von Markus Pütz und Arnor Gunnarsson bei der 35:43-Niederlage eine starke Leistung. Anschließend gab es einen 30:27-Sieg gegen die Löwen, eine respektable 30:34-Niederlage in Hannover und einen 35:32-Triumph gegen Hamburg. In Summe derzeit: Platz 15 mit 7:21 Punkten nach einem schwachen Saisonstart. „Diese Verletzungen tun ihnen eigentlich verdammt weh, aber sie wachsen über sich hinaus und spielen unheimlich intensiv“, findet Sigurdsson nur lobende Worte für den Gegner.

 

Kein Thema ist für ihn der 32:27-Testspielerfolg zu Beginn der Sommervorbereitung, als man in Remscheid auf den BHC traf und den Gegner zumindest in den Anfangsminuten klar beherrschte. „Das ist gar nicht mehr in unseren Köpfen. Wir können mehr aus dem Flensburg-Spiel mitnehmen als aus diesem ersten Test“, meint der VfL-Coach. Vom Auftritt in der ‚Hölle Nord‘ schwärmt er auch noch im Nachhinein. Der Punkt habe die lange Rückfahrt aus Flensburg durchaus erleichtert, erklärt Sigurdsson mit einem Lächeln auf den Lippen. Begeistert war er von der Angriffsqualität beider Teams. Nachdem Gummersbach sich mit seinem Tempospiel in die Pause gerettet hatte, konnten sich die Oberberger im zweiten Durchgang deutlich steigern und verdienten sich das Remis.

 

Personell kann Sigurdsson aus dem Vollen schöpfen. Alle Spieler befinden sich derzeit im Mannschaftstraining. Begleitet wird das diese Woche von einem Praktikanten. Raul Santos (33), ehemaliger VfL-Linksaußen macht derzeit seine Trainerlizenz (C- und B-Lizenz in einem kombinierten Lehrgang für Ex-Profis) in Hennef und hospitiert beim VfL Gummersbach – am Vormittag bei den Profis, abends bei der Handballakademie. „Wir kriegen viele solcher Anfragen. Wenn wir helfen können, tun wir es“, sagt der VfL-Coach.

 

Santos, der aktuell in Österreich bei BT Füchse als Co-Trainer und im Jugendbereich arbeitet, plant langfristig auch die A-Lizenz zu machen. „Mal schauen, wo der Weg hingeht“, sagt der ehemalige österreichische Nationalspieler, der seine Karriere im Sommer offiziell beendet hat. In Gummersbach habe er schon einiges mitnehmen können, erklärt er: „Goggi hat hier eine echt coole Truppe zusammen, die auch nach dem Training viel investiert. Gerade im Vergleich zu Österreich Sachen, die man den Jungs dort auch mal zeigen kann.“ Auch taktisch und in Sachen Führung habe er sich bei Sigurdsson manches abschauen können.