GUMMERSBACH

Breites Bündnis für „Nie wieder ist jetzt“

vma; 26.02.2024, 08:30 Uhr
Fotos: Vera Marzinski --- Für die Vielfalt, die Demokratie und das friedliche Miteinander demonstrierten am Sonntag rund 600 Oberberger in Gummersbach.
GUMMERSBACH

Breites Bündnis für „Nie wieder ist jetzt“

vma; 26.02.2024, 08:30 Uhr
Gummersbach – 600 Menschen demonstrierten auf dem Steinmüllergelände für Demokratie und Vielfalt und gegen Rechtsextremismus und Ausgrenzung.

Von Vera Marzinski

 

Ein sichtbares Zeichen für eine weltoffene und demokratische Gesellschaft setzten die rund 600 Menschen, die am Sonntagnachmittag zur Demonstration „Nie wieder ist jetzt“ auf das Steinmüllergelände kamen. Eine Kundgebung aus der Mitte der Gesellschaft, so Martin Kuchejda, der die Veranstaltung moderierte. Und er betonte: „Für etwas sein ist viel besser als gegen etwas sein.“

 

Die Gummersbacherinnen Bettina Hühn und Eva Bartz von der 2022 gegründete Gummersbacher Initiative „Demokratie und Zusammenhalt“ hatten zu der Veranstaltung aufgerufen. Die Kreisverbände von CDU, SPD, Bündnis 90/Grüne und FDP, Kirchen, „Netzwerk gegen Rechts im OBK“, Mobiles Aggertal, IG Metall Oberberg, NABU Oberberg, der Verein „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“, das Alevitische Kulturzentrum Oberberg sowie der Freundeskreis Wiehl/Jokneam unterstützten die Demo.

 

[Eine friedliche Demonstration mit aussagekräftigen Schildern.]

 

„Demokratie und Zusammenhalt sind heute aktueller als vor zwei Jahren“, so die Initiative im Einladungsschreiben. Der Gummersbacher Bürgermeister Frank Helmenstein erklärte, dass es wichtig sei, aus der Geschichte zu lernen, denn „Nie wieder ist jetzt!“. Der Oberbergische Kreis habe die meisten Vertriebenen nach dem Krieg aufgenommen und sichtlich emotional erzählte er von der Migration und Integration seiner griechischen Mutter. Die Kundgebung setze ein klares Zeichen, so Haydar Tokmak, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Gummersbach. „Unsere Demokratie, unsere Rechte sind unantastbar – Punkt, Ende, Aus“, fügte er hinzu. „Hier geht es nicht um Parteipolitik - lasst uns zusammen stehen für eine Welt der Vielfalt.“

 

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„Wehret den Anfängen“ seien bedeutende Worte, so Sabine Grützmacher, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, „aber wir sind schon nicht mehr bei wehret den Anfängen“. Zu „Nie wieder ist jetzt“ gehöre auch das Erinnern. Beeindruckend war das Lied von Valerie Lill, die in Poetry-Slam-Manier mit Gitarre auf der Bühne sang:“ Wir wollen keine Gewöhnung an braune Verfärbung“.

 

[Michaela Engelmeier war selbst dabei, als Marcel Reif im Bundestag sagte „Sei ein Mensch!“ und „Nie wieder ist jetzt!“.]

 

Lebendige Ökumene zeigten Pfarrer Markus Aust von der Evangelischen Kirchengemeinde Gummersbach, Pastor Frank-Erik Müller von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Gummersbach-Windhagen und Gerd Wilden von der Katholischen Pfarreiengemeinschaft Oberberg Mitte. „Ich lebe in einer lebendigen Demokratie“, so Aust. „Demokratie geht uns alle an, deshalb sind wir hier“. Eine Kultur der Achtsamkeit sei wichtig, gerade jetzt, wo dunkle Wolken von Menschenverachtung und Krieg um uns seien. „Freiheit“ rief Müller den Demonstrierenden zu.

 

Er sei dankbar für Meinungs-, Informations-und Pressefreiheit und die Freiheit des Einzelnen. Freiheit zur aktiven Gestaltung der Gesellschaft bedeute, für etwas einzustehen. Friede in Europa sei keine Selbstverständlichkeit, so Wilden. Ohne Anerkennung von Vielfalt und der Würde jedes einzelnen Menschen könne kein friedliches demokratisches Miteinander stattfinden. Das Fördern von polarisierenden Meinungen sei nicht mit einem christlichen Menschenbild vereinbar sei.

 

[„Für den Triumph des Bösen braucht es nichts weiter, als dass die Guten untätig bleiben!“, zitierte Moderator Martin Kuchejda Alexej Nawalny am Ende der Veranstaltung.]

 

Deutschland wehre sich und das sei ein gutes Gefühl, sagte der oberbergische CDU-Landtagsabgeordnete Christian Berger. Gerd Jenders sprach für „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“. Wichtig sei ihm, dass eine antifaschistische Grundhaltung eine Frage des Anstands sei. Zudem gelte die Würde des Menschen unabhängig von Pass und Herkunft. „Demokratie braucht keine Alternative“, so Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland e.V.. Sechs Prozent an Zustimmung habe die AfD in den vergangenen Wochen verloren. „Jede Woche ein Prozent und irgendwann haben wir sie da, wo sie hingehören“.  

 

Anders als bei der Demo Ende Januar an selber Stelle waren weniger Jugendliche da und es gab viele nachdenkliche Töne und weniger politische. Musikalisch umrahmten Claudia Butzmeier, Valerie Lill und Guido Schuster die Veranstaltung. Viele Menschen aus Oberberg waren gekommen, darunter auch Vertreter der Kreisverwaltung wie Kreisdirektor Klaus Grootens, Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker oder Kreisdechant Christoph Bersch. Zum Abschluss zitierte Martin Kuchejda Alexej Nawalny aus einem CNN-Dokumentarfilm aus 2022: „Für den Triumph des Bösen braucht es nichts weiter, als dass die Guten untätig bleiben“.

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