GUMMERSBACH

20 Liter Gratis-Benzin: Werbeaktion sorgt für Verkehrschaos

pn; 22.09.2020, 16:15 Uhr
Fotos: Peter Notbohm.
GUMMERSBACH

20 Liter Gratis-Benzin: Werbeaktion sorgt für Verkehrschaos

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pn; 22.09.2020, 16:15 Uhr
Gummersbach – Tankstellenkette JET will sich bei Kunden mit Werbeaktion bedanken – Polizei verhindert völliges Erliegen des Verkehrs – Unternehmen entschuldigt sich für kilometerlange Staus.

Von Peter Notbohm

 

Eine Werbeaktion der Tankstellenkette JET hat am Mittag für ein Verkehrschaos in Gummersbach-Vollmerhausen und Umgebung gesorgt. 20 Liter Gratis-Benzin versprach das Unternehmen für eine Stunde lang von 13 bis 14 Uhr jedem Autofahrer, der die Zapfsäulen an der Vollmerhauser Straße ansteuerte und ein Formular ausfüllte. Obwohl bei der bundesweiten Aktion erst einen Tag vorher bekanntgegeben wird, welche fünf Tankstellen in Deutschland teilnehmen, folgten viele Oberberger dem Ruf des Gratis-Benzins – der Verkehr staute sich kilometerweit in beide Richtungen, auch die Abfahrt der Westtangente war betroffen. Die Polizei verhinderte noch ein schlimmeres Chaos.

 

[Im Akkord befüllten die Mitarbeiter die Wagen der Autofahrer.]

 

Mit gebotener Freundlichkeit, aber bestimmt, sorgten Hauptkommissar Stefan Nahrgang und seine vier Kollegen dafür, dass der Verkehr nicht völlig zum Erliegen kam und dass sich die Warteschlange nur auf die Fläche der Tankstelle sowie den angrenzenden Parkplatz von „Dänisches Bettenlager“ sowie die benachbarte Waschanlage beschränkte. Jeder weitere Autofahrer wurde zum Weiterfahren aufgefordert. Viele Menschen jammerten, dass sie bereits zum zweiten oder sogar dritten Mal nicht auf das Gelände auffahren durften. Dass gleichzeitig an der Einmündung zur Rospetalstraße ein Notarzteinsatz stattfand, verbesserte die Verkehrslage ebenfalls nicht – die Rettungskräfte wurden allerdings vorbildlich durchgelassen.

 

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Den Rückstau bis Dieringhausen und Niederseßmar konnten aber auch die Polizeibeamten nicht verhindern. Zahlreiche Menschen dürften zu spät aus der Mittagspause zur Arbeit zurückgekehrt und stattdessen in der Hitze ihres Wagens gebraten worden sein. „Es wäre gut gewesen, wenn man uns über diese Aktion im Vorfeld informiert hätte“, meinte Michael Tietze, Sprecher der Oberbergischen Polizei. Nur durch Hinweise auswärtiger Kollegen, die am Vortag ähnliche Erfahrungen gemacht hatten, hätte man überhaupt von der Aktion erfahren und zumindest kurzfristig reagieren können. „Es wäre gut gewesen, wenn wir uns vorbereiten hätten können, aber diese Gelegenheit hat man uns genommen“, so Tietze weiter.

 

Auch Ordnungs- und Gewerbeamt seien nicht informiert worden. „Solche Werbeaktionen sind vollkommen in Ordnung, aber das hätte man besser lösen können.“ Derselben Meinung war Siegfried Frank, Sprecher der Stadt Gummersbach. "Wir wussten von nichts und konnten uns auch nicht darauf einstellen. Wenn man den Verkehr so massiv einschränkt, wäre es das Mindeste gewesen, im Vorfeld mit uns zu kommunizieren." Bereits in Bergkamen war es gestern zu langen Staus gekommen, dort hatte die Polizei die Werbeaktion laut Westfälischem Anzeiger sogar vorzeitig abgebrochen.

 

[Nur wenige Meter vor der JET Tankstelle kam es zu einem Notarzteinsatz in einem Wohnhaus.]

 

Insgesamt 130 Sparfüchse kamen in Gummersbach in den Genuss des Gratis-Benzins. „Wir wollen unsere Kunden glücklich machen und uns für den Status als beliebteste Tankstelle bedanken“, sagte Carsten Küpper, Regionalleiter JET Tankstellen Deutschland, vor Ort, während er und seine Mitarbeiter alle Hände voll zu tun hatten, die Autos zu betanken. Deutschlandweit soll sich die Aktion an 65 weiteren Orten bis zum 9. Oktober montags bis freitags wiederholen. Damit feiert der Konzern nach eigenen Angaben, dass er seit zehn Jahren laut der Plattform YouGov die beliebteste Tankstation sei.

 

Dass die Werbeaktion ein Verkehrschaos ausgelöst hat, bedauerte Niels Wick, Pressesprecher des Unternehmens. An den meisten Standorten habe die Werbeaktion an den ersten beiden Tagen reibungslos funktioniert. „Wir freuen uns über jeden Kunden, den wir glücklich machen können. Für den entstandenen Andrang möchten wir uns bei allen Gummersbachern entschuldigen.“ Man analysiere die Situation jeden Tag aufs Neue und nehme entsprechende Anpassungen vor. Ab sofort werde man auf jeden Fall früher mit der Polizei kommunizieren und diese in die Abläufe einbinden.

 

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KOMMENTARE

1

Der Deutsche an sich ...ist schon bekloppt!
Und das zu der Zeit.

,, 22.09.2020, 16:39 Uhr
2

Die Meisten hat der Stau und das stop-and-go bestimmt 19,5 Liter Benzin gekostet. Glückwunsch :)

Ich , 22.09.2020, 17:11 Uhr
3

Hahahahahahah ich lach mich weg.

Der arme 131te Kunde. Hahahahahahah

SparFuchs..., 22.09.2020, 18:14 Uhr
4

Kann man hierbei von Benzin-Sucht bei Vernachlässigung anderer Tätigkeiten sprechen ? Zeigt deutlich, dass wir eine Verkehrswende brauchen, in der solche Aktionen völlig sinnlos sind und die Leute lieber aufs Fahrrad steigen und das Fahren auf sicheren Wegen genießen.

Ralph Dr. Krolewski, 22.09.2020, 21:02 Uhr
5

Mich würde es interessieren, wer den Polizeieinsatz bezahlt ?

Ute Ising, 22.09.2020, 22:21 Uhr
6

Unverantwortlich das ganze. Wieso muss man solch einen künstlichen Stau erzeugen? Die Bauarbeiter, Busse ect. die einfach Stundenlang im Stau stehen. Bei der Tankstelle werde ich in Zukunft nicht mehr tanken!!!

Henriette Meraki, 22.09.2020, 23:19 Uhr
7

Unsere Ordnungshüter haben bestimmt Besseres zu tun, als so einen Unfug.
Ansonsten fehlen mir dafür die Worte.

JB, 23.09.2020, 07:50 Uhr
8

Da hätte die Erzquellbrauerei an diesem Tag noch 5 Litter Kölsch Fässer verschenken müssen,dann hätte man das Oberbergische nur über dem Luftweg erreicht

Jörg Frede, 23.09.2020, 08:32 Uhr
9

Ziel erreicht: Aufmerksamkeit erzeugen.
Aufwand: Maßnahme bei der Polizei nicht ankündigen, Chaos erzeugen und sowohl in den Online- wie auch in den Print-Medien umfänglich Erwähnung finden.
Nebeneffekt: Die Polizei sind die Bösen, weil sie zeitweise keinen mehr aufs Gelände gelassen haben. "Jet" steht hingegen vermeintlich gut da.

Ich war dort bislang Stammkunde, werde diese Tankstellen-Gruppe aber nun meiden. Wer so auf Effekthascherei aus ist, braucht mich als Kunden nicht mehr.

Alexander B., 23.09.2020, 10:36 Uhr
10

Jeder Konzern darf werben, womit er möchte! In dem Fall waren es halt 20 Liter Benzin. Dass die Leute sich wie die Geier auf diese, meiner Meinung nach, kleine Gabe stürzen, ist für mich unbegreifbar.
Nicht der Konzern, nicht die Tankstelle, nicht die Polizei haben einen Fehler gemacht, sondern die Menschen, die sich in Scharen auf den Weg dorthin gemacht haben.

John S., 23.09.2020, 11:03 Uhr
11

Tja,wenn man die Reaktionen so liest könnte man meinen, die Aktion ist mal voll nach hinten losgegangen. Jet, spar dir das .

Jürgen , 23.09.2020, 11:11 Uhr
12

Die eigentliche Werbeaktion:
Kostenlos in sämtlichen Regionalnachrichten Erwähnung zu finden.

Finanzielle Einschränkungen vieler Menschen durch die Corona-Pandemie (aus)genutzt, die Umwelt geschädigt und massive Verkehrsbehinderungen durch vorsätzliches Hervorrufen von Staus verursacht UND dazu noch ein völlig unnötiger Polizeieinsatz.

Hätte Jet Baumsetzlinge im Topf verschenkt, wäre wenigstens ein Funken Umweltbewusstsein erkennbar gewesen.

Die durchgeführte Aktion ruft bei mir tiefste Verachtung und totale Ablehnung dieser Tankstellen-Kette hervor.



Stefanie, 23.09.2020, 11:27 Uhr
13

Wie so oft in diesen Tagen: Dummheit ist halt ein Menschenrecht. Ich hoffe, die Kosten des Polizeieinsatzes werden dem Konzern in Rechnung gestellt.

Peter Kunze, 23.09.2020, 12:10 Uhr
14

Die sehr massive Dummheit von so etlichen Kfz Lenkern ist wirklich unglaublich!!
Dennoch zeigt diese "Werbeaktion!" es so wirklich sehr deutlich, was die Konzerne an dem Sprit so wirklich sehr heftig verdienen, um sich sodann solch eine völlig bescheuerte Werbeaktion wohl auch noch sehr positiv leisten werden zu können!!

Klaus Herden, 23.09.2020, 12:39 Uhr
15

Tja Leute, seht zu, dass ihr als bald auf ein Elektroauto umsteigt. Dann braucht man sich auch nicht mehr wegen 20 Litern wertvollem Öl unsinnig anzustellen ;) Verbrennen von Öl ist gar nicht mehr sooo cool wie früher.

Alex W., 23.09.2020, 16:31 Uhr
16

Die heute dort getankt haben hatten es bestimmt nötig. Für mich waren das Aasgeier. Den Polizeieinsatz zahlt der Steuerzahler. Wie beim Fussball auch.

Hakuna Matata , 23.09.2020, 17:28 Uhr
17

Wow, davon können die 130 noch voller Stolz ihren Enkeln berichten. "Geiz ist geil" widert mich schon lange an.

Ein Oberberger, 24.09.2020, 11:41 Uhr
18

Völlig hirnverbrannte Action.

Kraft Jakob , 29.09.2020, 10:35 Uhr
0 von 800 Zeichen
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