Lindlar - Der TuS Lindlar ist früher als erwartet in die Bezirksliga zurückgekehrt - Unter dem neuen Cheftrainer Philipp Franke soll im Optimalfall ein einstelliger Tabellenplatz herausspringen.
Vom Aufstieg war beim TuS Lindlar im vergangenen Sommer keine Rede, der sollte eigentlich erst in der anstehenden „Jubiläumssaison“ – 2025 feiert der Verein sein 100-jähriges Bestehen – ins Auge gefasst werden. Eine Platzierung im Vorderfeld der Kreisliga A war dann aber doch anvisiert worden. Das Ensemble von Coach Raimund Kiuzauskas fand sich schnell genau dort wieder und zeigte über die gesamte Spielzeit hinweg mit ganz seltenen Ausnahmen konstante Leistungen. Vor allen Dingen die Defensive wusste zu überzeugen. In der Endabrechnung glänzte der TuS mit der sattelfestesten Abwehr (nur 31 Gegentreffer).
Und da es auf Weg nach vorne – hier tat sich Maurice Nguyen, der mehr als ein Drittel der insgesamt 110 Treffer erzielte und sich damit zum Torschützenkönig krönte, besonders hervor – ebenfalls funktionierte, kehrte Lindlar als einer der quotientenbesten Vizemeister in die Bezirksliga zurück. Kiuzauskas hatte zu einem frühen Zeitpunkt angekündigt, seinen Posten an den Nagel hängen zu wollen. Zum Nachfolger kürte der Klub den bisherigen „Co“ Philipp Franke. Ein logischer Schritt, hatte der Assistent doch bereits im Vorjahr gleichberechtigten Chefstatus und kennt die Spieler aus dem Effeff. Kiuzauskas bleibt dem Verein derweil in der sportlichen Leitung erhalten.
[Philipp Franke wurde zum Chefcoach befördert.]
Hinsichtlich des Saisonziels denkt Franke in Etappen. „Ein bisschen wie bei der Tour de France“, so der Übungsleiter. Der frühzeitige Klassenerhalt ohne Zittern und Bangen steht über allem. Sollte es etwas mehr sein, würde man in Lindlar nicht „Nein“ sagen. „Wir wollen dem Haifischbecken Abstiegskampf entkommen und uns in der Liga behaupten“, hofft Franke auf das Erreichen eines einstelligen Tabellenplatzes. Zwischen Rang sieben und neun möchte man sich im Optimalfall einsortieren.
Das wird kein leichtes Unterfangen, schließlich ist die Bezirksliga so stark wie seit Ewigkeiten nicht mehr. Es gibt mehrere Titelbewerber, die hochkarätig nachgerüstet haben. Die Transferaktivitäten der Lindlarer besaßen im Vergleich dazu bescheidene Ausmaße. Mit Max Geßner, Henry Wegner und Monty Devern stieß ein Trio hinzu. Dass der große Angriff auf dem Spielermarkt ausblieb, muss kein Nachteil sein. Da sich die Fluktuation in Grenzen hielt, kann Franke auf ein harmonierendes Gefüge zurückgreifen, wenngleich die Spielklasse für viele Akteure völliges Neuland ist.
„Wir konnten uns im letzten Jahr auf unser Teamgefüge, ein eingespieltes System und auf gewisse Automatismen verlassen. Die Jungs wussten, was zu tun ist“, betont Franke. Daher wird die taktische Ausrichtung vermutlich bloß in Nuancen angepasst. Ein 3-5-2 war in der Aufstiegssaison das präferierte System, laut Franke ist auch eine Umstellung auf ein 4-4-2 oder ein 4-2-3-1 möglich. Der Trainer: „Da haben wir eine gewisse Flexibilität reinbekommen.“
Wahrscheinlich werde man sich in der neuen Liga etwas tiefer positionieren, Beton will der Übungsleiter jedoch höchstens in absoluten Ausnahmefällen anrühren. „Dass wir den Ballbesitz abgeben, wird situativ oder gegnerabhängig vorkommen, aber wir wollen nicht die defensive Schublade aufmachen, sondern haben von der Grundidee her einen offensiven Ansatz“, führt Franke aus. Ein weiterer wichtiger Puzzlestein sei eine gute körperliche Verfassung, denn der läuferische Aufwand wird in der Bezirksliga deutlich höher sein. Daran werde in der Vorbereitung intensiv gearbeitet.
Aktuell sieht Franke noch Luft nach oben, obwohl seine Mannschaft (Durchschnittsalter: 24,6 Jahre) den Sprung ins Pokal-Viertelfinale gegen den Mittelrheinligisten Bergisch Gladbach geschafft haben. „Ergebnistechnisch sieht es gut aus und die Trainingsbeteiligung ist zufriedenstellend, doch insgesamt läuft es eher ruckelnd“, sagt er mit Verweis auf die urlaubsbedingten Absenzen. Zudem wird Goalgetter Nguyen von Leistenproblemen geplagt und konnte das gewohnte Pensum bislang nicht abspulen.
Als Favoriten auf die Meisterschaft hat Franke Hohkeppel II, Schönenbach und Jan Wellem Bergisch Gladbach ausgemacht. „Die haben sich alle enorm verstärkt. Auch Blau-Weiß Köln hat immer sehr athletische und starke Truppe“, erklärt er. Letztlich kenne er die Konkurrenz aus der Domstadt zu wenig, um den Kampf um die Spitze seriös einschätzen zu können. Die Lindlarer werden sich ohnehin in anderen Gefilden wiederfinden, was Franke nicht stört. „Vielleicht ist das sogar ein Vorteil. Wir wollen, möchten und können, andere müssen. Wenn wir gegen die Topteams nicht die optimale Punkteausbeute holen, geht bei uns die Welt nicht unter.“ Um noch einmal das „Tour de France“-Bild zu bemühen: Kommt der TuS mit dem Peloton ins Ziel, können die Verantwortlichen auf eine positive Saison zurückblicken.
Zugänge
Max Geßner (Eintracht Hohkeppel II), Monty Devern (Jan Wellem Bergisch Gladbach), Henry Wegner (TuS Untereschbach)
Abgänge
Jonathan Spicher (SC Alemannia Lendersdorf), Moritz Stellberg (pausiert), Anton Zeka (Standby)
[Philipp Franke (li.) und Co-Trainer Arlind Oseku (re.) mit den Neuzugängen Henry Wegner (v.li.), Monty Devern und Max Geßner.]
Der Kader
Tor
Marco Bong, Simon Schreiner
Abwehr
Max Frangenberg, Luca Jansen, Simon Kahm, Fabio Römer, Anno Tekotte, Kim Heinzelmann, Tim-Alexander Schmitz, Pascal Nguyen
Mittelfeld
Marius Mukherjee, Lorenzo Provenzano, Tim Lamers, Niklas Grob, Gian Luca Wester, Roger Sauer, Niklas Horsch, Niko Schachow, Christian Schreiner, Henry Wegner, Max Geßner, Monty Devern
Angriff
Marc Bruch, David Förster, Maurice Nguyen, Phillip Stein
Trainer
Philipp Franke
Co-Trainer
Arlind Oseku
Torwarttrainer
Maurice Nguyen
Athletiktrainer
Thorsten Mierau
Betreuer
Rainer Waldheim, Phil Louis Höller
Sportliche Leitung
Raimund Kiuzauskas, Anton Zeka
Technischer Direktor
Andreas Keßler
Physiotherapeut
Sven Heimers
ARTIKEL TEILEN