FUSSBALL
Von Sternstunden und Rückschlägen
Waldbröl – Der RS 19 Waldbröl feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag - OA taucht in die bewegte Geschichte des Fußballvereins ein.
Ein exaktes Gründungsdatum ist in den Annalen nicht zu finden, aber es war an einem Tag im Mai 1919, als der RS 19 Waldbröl auf Initiative von Heinrich Schneider als Abteilung des TuS 06 Waldbröl aus der Taufe gehoben wurde. 1926 trennte man sich endgültig von den Turnern und bezog, nachdem in den Anfangsjahren der Sportplatz am Wiedenhof als Spielstätte gedient hatte, seine Heimat an der Maibuche. Der Mannschaft gelang zwischenzeitlich der Aufstieg in die damalige 2. Bezirksliga, ansonsten spielte sie in der 1. Kreisklasse - gegen Gegner wie Daaden, Dattenfeld, Gummersbach, Hamm/Sieg oder Morsbach.
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[Eines der ersten Mannschaftsfotos, aufgenommen im damaligen Vereinslokal Römer.]
Während des Zweiten Weltkrieges ruhte der Betrieb, ehe Fritz Pampus unmittelbar nach Kriegsende eine Spielgenehmigung bei der Militärverwaltung beantragte. Ab November 1945 jagten die Rasensportler wieder dem Leder hinterher. Durchaus mit Erfolg: Die Herren waren in der Bezirksklasse vertreten, die A-Jugend holte unter der strengen Führung von Jugendleiter Hans Frenger mehrfach den Kreismeistertitel – mit bekannten Größen wie Reinhold Maus, Wolfgang Klein, Klaus Wirths oder Wolfram Seipp.
Diese „jungen Wilden“ bildeten in den darauffolgenden Jahren das Grundgerüst des Seniorenteams in der Bezirksliga. Im Jahr 1962 wurde der mittlerweile völlig marode Sportplatz umfassend saniert - und erhielt eine der damals sehr seltenen Flutlichtanlagen. Ein Jahr später erlebte die Maibuche eine Sternstunde: Der Vorsitzende Herbert Dick lockte dank seiner persönlichen Kontakte zum Präsidenten des 1. FC Köln, Franz Kremer, den Deutschen Meister von 1962 nach Waldbröl. Vor der Rekordkulisse von 4.000 Zuschauern verlor eine mit anderen oberbergischen Akteuren verstärkte Auswahl den Stars mit 0:8.
Die 1. Mannschaft etablierte sich unterdessen in der Bezirksklasse, einer der Trainer war der spätere Bundesliga-Coach Uwe Klimaschewski. Die Infrastruktur ließ allerdings zu wünschen übrig: Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges dienten am Sportplatz unkomfortable Baracken als behelfsmäßige Unterkunft. 1974 wurde mit dem Bau des Sportlerheims endlich Abhilfe geschaffen. Mit Stolz empfing der 1. Vorsitzende Werner Buhl zahlreiche Gäste aus Politik sowie von Kirche und Fußballverbänden zur offiziellen Einweihung am 23. April, 1976 folgte der Bau der markanten Tribüne.
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[Der Wechsel von Asche zu Kunstrasen erfolgte im Jahr 2010.]
Sportlich lief es hingegen nicht mehr rund: Im Jahr 1977 stiegen die 1. Mannschaft aus der Bezirksklasse und die 2. Mannschaft aus der Kreisliga A ab. Daraufhin verließen mehr als 20 Spieler den Verein, was einen erheblichen Aderlass bedeutete. Von 1981 bis 1988 spielte die Erstvertretung noch einmal in der Bezirksliga, im Anschluss ging es bis 1996 in der Kreisliga A weiter. Durch einen 2:1-Sieg am letzten Spieltag gegen den TuS Eckenhagen feierte man unter der Regie von Trainer Norbert Schwarz den Aufstieg in die Bezirksliga. Der heutige Vorsitzende Frank Engelbert avancierte mit einem Doppelpack zum Matchwinner.
Zwei Saisons blieben die Rasensportler oben, doch die Spielzeit 1997/1998 war von Beginn an von Turbulenzen geprägt. Das Engagement von Trainer Burkhard Ziese, der nach wenigen Wochen als Coach zur Nationalmannschaft von Sambia wechselte, erwies sich als Missverständnis, der Abstieg war nicht zu verhindern. Doch Karl Heinz Ottersbach und Uwe Wisser leiteten die Wende und nach nur einem Jahr in der A-Klasse nahm man wieder den Aufzug nach oben.
Zugleich erntete der Klub die Früchte seiner Jugendarbeit, getoppt vom historischen Aufstieg der A-Jugend in die Regionalliga West, damals die höchste Jugendspielklasse in Deutschland. Spätere Nationalspieler wie Mike Hanke (FC Schalke 04) waren an der Maibuche zu Gast. Letztlich erwies sich die Liga für die Waldbröler als zu stark, das Abenteuer war nach einer Saison beendet.
[Oliver Rempel mit der Meisterschale im Jahr 2015, er trainiert die 1. Mannschaft in der kommenden Saison.]
Derweil arbeitete sich die 1. Mannschaft in der Bezirksliga stetig nach oben, obwohl einige Trainerwechsel die Kontinuität konterkarierten. 2006 stand der RS 19, mit vielen Eigengewächsen in seinen Reihen, ganz dicht vor dem großen Coup und musste sich erst in der Relegation gegen den SV Deutz 05 vom Traum „Landesliga“ verabschieden.
Danach kam es abermals zu einem personellen Umbruch, zusätzlich hatte der Verein mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen und konnte keine A-Jugend melden. Dies hatte weitreichende Konsequenzen: Die Mannschaft wurde während der Saison 2006/2007 abgemeldet und anschließend sogar bis in die Kreisliga B durchgereicht – ein einmaliger Tiefpunkt in der Klubhistorie, der einen Neuanfang erforderte.
Die sportliche und wirtschaftliche Konsolidierung nahm einige Jahre in Anspruch, wobei der Umbau der Maibuche zu einer modernen Kunstrasenanlage im Sommer 2010 einen wichtigen Meilenstein markierte. Von 2012 bis 2015 kickten die Rasensportler in der Kreisliga C, bevor Trainer Thomas Engelbert das Team in die Kreisliga B führte. Heute verfügt der RS 19 über zwei Senioren-, sieben Jugendteams mit 125 Kindern und Jugendlichen sowie eine äußerst umtriebige Alten-Herren-Abteilung, die sich in den vergangenen Dekaden zu einem Aushängeschild entwickelt hat. Die Basis für die nächsten 100 Jahre ist gelegt.
Ab heute feiert der Klub seinen runden Geburtstag mit einer Sportwoche (siehe Bericht), der Festkommers findet am Freitag, 12. Juli, ab 19 Uhr im Sängerheim in Grötzenberg statt.
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[Die 1. Mannschaft im Jubiläumsjahr.]
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