FUSSBALL

Nach doppeltem Happy End: In „brutal enger“ Liga Richtung einstelliger Tabellenplatz?

lo; 19.08.2025, 06:00 Uhr
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Fotos: Michael Kleinjung.
FUSSBALL

Nach doppeltem Happy End: In „brutal enger“ Liga Richtung einstelliger Tabellenplatz?

lo; 19.08.2025, 06:00 Uhr
Wiehl - Der FV Wiehl ist seit zehn Jahren in der Landesliga vertreten und will sich dort abermals behaupten – Frühzeitiger Klassenerhalt hat Priorität.

Die Saison 2024/2025 war für den FV Wiehl aus sportlicher Sicht ein Ritt auf der Rasierklinge: Die Landesliga Staffel 1 präsentierte sich derart ausgeglichen, dass praktisch zwei Drittel der Klubs mehr oder weniger intensiv um die Versetzung bangen mussten. Nach 19 Punkten zum Bergfest verblieben die Wiehler auch nach der Winterpause stets im Gefahrenbereich und konnten sich ihrer Sache nicht sicher sein – obwohl die Mannschaft ihre Leistungen zu stabilisieren vermochte.

 

Und in der „Crunchtime“ hielt das Nervenkostüm: Das Ensemble von Coach Sascha Mühlmann gewann vier der letzten sechs Partien und sicherte sich am Ende mit 39 Zählern als Tabellenzehnter das Ticket für ein weiteres Landesliga-Jahr – mit gerade einmal drei Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Als Sahnehäubchen gelang eine Woche nach dem Saisonfinale noch der Gewinn des Kreispokals durch den Endspielerfolg gegen den SV Schönenbach.

 

Es war ein steiniger Weg zum doppelten Happy End, umso stolzer ist der Trainer auf das Erreichte. „Die Jungs haben speziell hinten raus überragend performt“, sagt Mühlmann. „Es ging dann am Ende darum, nicht immer nur alles fußballerisch lösen zu wollen, sondern auch mal ein bisschen ekliger und aggressiver zu sein, sich auf die Grundtugenden des Fußballs zu besinnen. Das haben die Jungs gut gemacht. Dass wir einen breiten Kader hatten und weitgehend komplett geblieben sind, hat uns natürlich geholfen.“

 

[Trainer Sascha Mühlmann würde sich über weniger Abstiegsstress freuen.] 

 

Nun möchte der Übungsleiter den nächsten Schritt vollführen, fußballerisch wie tabellarisch. „Wir wollen die Jungs weiterentwickeln und gucken, dass wir die richtigen Lösungen im richtigen Moment finden“, habe man sich auf die Fahne geschrieben, die Flexibilität zu erhöhen. „Die Frage ist, wie verhalten wir uns als Mannschaft insgesamt, wenn der Gegner zum Beispiel früh presst oder sich eher tiefer postiert. Stehen wir zehn Meter tiefer oder höher? An solchen Dingen arbeiten wir momentan.“

 

Nicht zuletzt die abgelaufene Saison habe gezeigt, dass in der Landesliga die Physis häufig über Erfolg und Misserfolg entscheidet. „Wir wollen wieder zu denjenigen gehören, die bis zum Schluss Vollgas geben können. Wenn du ab der 70. Minute noch etwas zuzusetzen hast, kann das den Unterschied ausmachen“, so Mühlmann, der in der bisherigen Vorbereitungsphase zwar eine solide Basis aufbauen konnte, mit dem Verlauf der „Pre-Season“ allerdings nicht vollends zufrieden ist.

 

Zum einen wurden die Abläufe dadurch beeinflusst, dass aufgrund Reparaturarbeiten am Spielfeld erst seit vergangener Woche auf der heimischen Walter-Lück-Sportanlage trainiert werden kann. Zuvor musste man für die Einheiten unter anderem nach Ruppichteroth oder Hochwald ausweichen. Zum anderen gebe es diesmal viele urlaubsbedingte Absenzen zu verkraften. „Ich habe schon bessere Vorbereitungen erlebt“, rechnet Mühlmann damit, dass nach dem Saisonstart noch zwei, drei Wochen ins Land ziehen werden, ehe alle seine Schützlinge bei 100 Prozent sind.

 

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Im Hinblick auf die Neuzugänge lautet die Wiehler Formel diesmal „3+3“. Aus dem eigenen Nachwuchsstall ist mit Jordy Schurzmann, Finn Hartmann und Yekcan Yildirim ein Trio aufgerückt, das bereits angedeutet hat, den arrivierten Kräften die Plätze streitig machen zu können. Moritz Müller kommt nach einer längeren Verletzungspause immer besser in Schwung und Paul Neuendorff schätzt der Trainer wegen seiner aggressiven Spielweise. „Mit Paul und Moritz werden wir in der Offensive flexibler“, ist Mühlmann überzeugt. Mirac Ören wird die Zeit eingeräumt, die er benötigt, um sich an die Anforderungen in der Spielklasse zu gewöhnen. Zudem durfte sich Ilja Netz aus dem Reserveteam während der Vorbereitung für höhere Aufgaben empfehlen. 

 

Nach aktuellem Stand kann Mühlmann zum Auftakt in die neue Serie nahezu aus dem Vollen schöpfen. Auch Kapitän und Abwehrchef Bastian Schwarz (nach Fersenproblemen) sowie Justus Dabringhausen (nach Ellenbogenverletzung zu Beginn des Sparkassen-Cups) sind ins Training zurückgekehrt.

 

Verhalten optimistisch zeigt sich Mühlmann, wenn er auf das Saisonziel angesprochen wird. „Der Klassenerhalt hat für uns immer Priorität, aber ich würde mich freuen, wenn wir Richtung einstelliger Tabellenplatz schielen könnten“, erläutert der Coach. „Dafür muss bei uns jedoch alles passen. Langfristige Ausfälle wie in der letzten Saison dürfen wir nicht haben.“ Dass die Spielzeit kein Zuckerschlecken wird, ist Mühlmann bewusst. „Ich glaube, dass sich die Liga nicht verändern wird, was die Leistungsdichte angeht. Es war schon letztes Jahr brutal eng. Es gibt viele Mannschaften, die sich auf Augenhöhe bewegen, und die Klasse halten wollen.“

 

Einen klaren Aufstiegsfavoriten, „der vorne weggaloppiert“, sehe er nicht, am ehesten traue er Absteiger Endenich, dem SC Rheinbach und der „Wundertüte“ (Mühlmann) Hohkeppel II zu, den Angriff auf die Spitzenplätze zu. Der 1. FC Spich habe sich ebenfalls gut verstärkt und mit Blau-Weiß Köln käme ein weiterer starker Aufsteiger hinzu. „Es gibt auf jeden Fall wieder ein sehr breites Mittelfeld, wo ich uns auch sehe“, so Mühlmann. Nicht auszuschließen, dass erneut 35+ Punkte notwendig sind, um nicht in der roten Zone zu landen. Ein anspruchsvolles, aber nicht unrealistisches Unterfangen für den FV Wiehl, der seit exakt einem Jahrzehnt in der Landesliga vertreten ist.                  

 

[Die Coaches mit den Neuzugängen.]

 

Zugänge

Paul Neuendorff (Heiligenhauser SV), Moritz Müller (VfR Wipperfürth), Mirac Ören (SSV Wildbergerhütte-Odenspiel), Jordy Schurzmann, Finn Hartmann, Yekcan Yildirim (alle eigene U19), Ilja Netz (eigene 2. Mannschaft)

 

Abgänge

Andi Sadrija (VfL Gummersbach), Baris Öner (Ziel unbekannt), Eren Kütük (SSV Marienheide), Felix Krüger (SV Frielingsdorf), Nico Allerdings (VfR Rüblinghausen), Matthis Benz (Studium/ Blau-Weiß Köln II), Emin Yagci (Borussia Derschlag)

 

 

Der Kader

 

Tor

Justin Broy, Ron Lony, Maximilian Vollmer

 

Abwehr

Dogukan Bülbül, Rene Gailowitz, Gino Lanfranco, Alexander Marks, Bastian Schwarz, Louis Usko, Kevin Derksen, Niclas Zeder, Alican Gültekin, Finn Hartmann

 

Mittelfeld

Marvin Bollow, Thorben Riske, Vinzent Stoffel, Yannick Zwiebel, Yannik Clemens, Mirac Ören, Collins Ihekaire, Jordy Schurzmann, Yekcan Yildirim, Ilja Netz

 

Angriff

Jan Peters, Florian Liebelt, Moritz Müller, Paul Neuendorff, Jan Krieger, Justus Dabringhausen

 

Trainer

Sascha Mühlmann

 

Co-Trainer

Philipp Schneider, Jan Peters

 

Torwarttrainer

Sebastian Hofacker

 

Physiotherapeutin

Sarah Schenn

 

Betreuer

Marco Althof, Sebastian Menning

 

Sportlicher Leiter

Uwe Pack 

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