FUSSBALL
„Das Team war das Faustpfand“
Wiehl – Der FV Wiehl hat nach einem großen Umbruch den Klassenerhalt in der Landesliga geschafft - Einer überragenden Hinrunde folgte eine problematische zweite Saisonhälfte.
Von Thomas Giesen
Es ist Ruhe eingekehrt bei den Wiehler Landesligafußballern. Zurück von der Mannschaftstour auf Mallorca, scheint es für Sascha Mühlmann beinahe so zu sein, wie jedes Mal in den vergangenen Jahren, wenn eine Saison ihren Abschluss gefunden hat. Doch die vorangegangene Spielzeit war dann doch eine besondere. Es war sein erstes Landesligajahr als Trainer und gestartet war Mühlmann unter schwierigen Voraussetzungen.
Schon die Vorsaison hatte mit einem Paukenschlag begonnen, als Trainer Wolfgang Martens zwei Tage vor dem ersten Spieltag seinen Rücktritt erklärte. Wolfgang Görgens übernahm kurzfristig und führte die Mannschaft zum Klassenerhalt, wurde aber nach nur einer Spielzeit überraschend wieder seines Amtes erhoben. Zahlreiche Spieler suchten sich neue Vereine und der Wiehler Landesligafußball schien vor einem Scherbenhaufen zu stehen. Mühlmann, zuvor Trainer der Zweitvertretung, die in den Jahren zuvor schon in der Bezirksliga gegen den Abstieg kämpfte, hatte nun die spannende Herausforderung zu bewältigen, aus dem Rest der geschröpften Landesligatruppe, aus Kickern der 2. Mannschaft und dem eigenen Nachwuchs eine konkurrenzfähige Einheit zu formen. Nicht wenige hatten die Wiehler als klaren Abstiegskandidaten auf der Rechnung.
„Vor zwölf Monaten hatten wir noch zwölf oder 13 Mann im Kader. Da wussten wir nicht, wo die Reise hingeht. In der Vorbereitung haben wir aber gemerkt, dass es klappen kann. Dass es dann in der Hinrunde so gut klappt, war nicht zu erwarten. Wir waren weitgehend verletzungsfrei, hatten eine gute Trainingsbeteiligung und haben das Selbstvertrauen gewonnen, dass wir Chancen haben, die Klasse zu halten. Kaum zu glauben, dass die 25 Punkte, die wir in der Hinrunde geholt haben, fast alleine zum Klassenerhalt gereicht hätten“, wundert sich Mühlmann. Der TuS Mondorf war mit nur 26 Zählern einziger Absteiger - neben den beiden zurückgezogenen Teams aus Alfter und Friesdorf.
Trotz Platz vier nach der Hinserie war sich Mühlmann allerdings noch nicht sicher, ob mit den 25 Zählern schon der rote Teppich in Richtung Klassenverbleib ausgerollt war. „Man muss immer aufpassen. Wir haben immer mit einem Auge auf die Teams von unten geschaut. Aber wir haben von Woche zu Woche mehr Sicherheit bekommen. Im März war dann klar, dass es unwahrscheinlich ist, dass wir noch da unten reinrutschen“, so Mühlmann. Dass sich die Hinrunde nicht so einfach wiederholen lassen wird, ließ sich in den letzten Wochen vor der Winterpause bereits erahnen. Anfang Dezember kassierte der FV Wiehl im Nachholspiel gegen den SC Rheinbach die erste Heimniederlage und die erst zweite, nach der Auftaktpleite, ebenfalls gegen Rheinbach. Drei Tage später verlor man beim Jahresausklang dann auch noch in Seelscheid mit 0:1.
![]()
[Foto: Thomas Giesen --- Zwischen Jubeln und Bangen: Sascha Mühlmann schaffte in seiner ersten Landesligasaison mit dem FV Wiehl den Klassenerhalt.]
Und dann kamen die Wehwehchen, von denen die Wiehler im Vorjahr verschont geblieben waren. Jan Peters, Rene Gailowitz und Kevin Derksen waren fast die gesamte Restsaison verletzt, diverse Ausfälle drumherum zwangen Mühlmann plötzlich immer wieder zum Improvisieren und es zeigte sich, wie dünn das Eis für die neuformierte Mannschaft dann doch war. Zehn Zähler holten die Wiehler nur noch nach dem Jahreswechsel und waren, abgesehen von Friesdorf, das kurz vor Saisonende den Rückzug bekanntgab, das punkteschwächste Team der Liga.
„In der Hinrunde haben wir uns manchmal das Glück hart erarbeitet und so Punkte und Siege geholt. Wir haben Rückstände aufgeholt und den TuS Oberpleis geschlagen, obwohl wir in Unterzahl waren. Da haben wir gezeigt, was eine Mannschaft ausmacht. Wir haben es geschafft, einen eingeschworenen Haufen zu formen, wo es jedem auch Spaß macht, wenn er nur zehn Minuten spielt. Das Team war das Faustpfand“, erklärt Mühlmann, warum man die noch nötigen Punkte für den Klassenerhalt doch frühzeitig einfuhr.
Für den Verein bedeutete die Klarheit Planungssicherheit. 29 Spieler stehen aktuell im Kader der 1. Mannschaft. Die Weichen sind gestellt, sodass man gelassen in die Pause und die anschließende Vorbereitung gehen könne. Auch im Kreispokal, der im vergangenen Jahr nach dem Umbruch noch abgesagt wurde, werde man wieder antreten. „Da hatten wir große Sorgen, dass sich jemand in der Vorbereitung verletzt. Jetzt werden wir an der Intensitätsschraube drehen und noch mehr Energie in die Mannschaft bringen“, kündigt Mühlmann an und fühlt sich ein bisschen wie ein Aufsteiger, der die Klasse gehalten hat. „Da sagt man, ist das zweite Jahr schwieriger. Ich weiß nicht, vielleicht werden wir ja nochmal unterschätzt.“
