FUSSBALL

Fußball: Zweifel an Fortsetzung der Saison

lo, jlo; 18.03.2020, 13:40 Uhr
Foto: Michael Kleinjung --- Zurzeit sind alle Sportstätten - wie das Wilhelm-Bisterfeld-Stadion in Bergneustadt - gesperrt.
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Fußball: Zweifel an Fortsetzung der Saison

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lo, jlo; 18.03.2020, 13:40 Uhr
Oberberg - Bis mindestens Mitte April ist die Spielzeit in den Amateurligen unterbrochen worden - OA sprach mit Klubvertretern und Funktionären über die momentane Situation und ihre Meinung zum weiteren Vorgehen.

Die Fußball-Bundesliga pausiert bis mindestens zum 2. April, in der Champions League ruht der Spielbetrieb bis auf Weiteres und die Fußball-Europameisterschaft wurde ins Jahr 2021 verschoben – die Corona-Pandemie hat die „schönste Nebensache der Welt“ fest im Griff und es bestehen erhebliche Bedenken, ob an den gegenwärtigen Plänen zur Fortsetzung des Spielbetriebs in den Profi- und höherklassigen Amateurligen festgehalten werden kann.

 

Der Fußballverband unterbrach die Saison zunächst bis zum 17. April. Nach den inzwischen vorliegenden Erlassen der Politik, Sportstätten zu schließen und Versammlungen in Sportvereinen zu untersagen, wird auch am Wochenende 18. und 19. April kein Ball rollen. Damit ist klar, dass  - immer vorausgesetzt, dass die Politik eine Wiedereröffnung der Sportplätze erlaubt - fünf Spieltage nachgeholt werden müssten. Möglicherweise muss sogar eine Verlängerung der Spielzeit in Betracht gezogen werden.

 

Doch das sind zu diesem Zeitpunkt lediglich Gedankenspiele, zumal die noch folgenden Konsequenzen der Ausbreitung des Virus unabsehbar sind. „Für uns gilt zum jetzigen Zeitpunkt der 19. April. Mit allem, was darüber hinausgeht, bewegen wir uns im Bereich der Spekulation“, sagt der Vorsitzende des Fußballkreises Berg, Rolf Müller.

 

Er befindet sich im ständigen Austausch mit seinen acht Amtskollegen sowie den Vertretern des Verbandes. Nachdem die Beiratssitzung der Kreisvorsitzenden und dem FVM-Präsidium am vergangenen Wochenende wegen des Coronavirus abgesagt worden war, ist nun eine Telefonkonferenz geplant, um die wichtigsten Fragen und das weitere Vorgehen zu diskutieren. Es gelte allerdings, die Entwicklung abzuwarten, so Müller. „Die Kreise werden sich den Entscheidungen des Verbandes anschließen.“

 

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Alleingänge sind also tabu. Dies betont auch der Kreis-Spielausschussvorsitzende Gerhard Dittich. „Es muss eine einheitliche Regelung her. Egal, was geschehen wird.“ Dabei hätte der Kreis einen größeren zeitlichen Puffer als der Verband, denn zwei Rückrundenspieltage wurden schon vor der Winterpause absolviert. Sollte nach den Osterferien wieder gespielt werden, müssten sich die Kicker zwar auf einige Zusatzschichten einstellen, doch die Belastung hielte sich noch in Grenzen. „Wir hätten mehr Möglichkeiten als andere Kreise oder der Verband“, sagt Dittich.

 

Bei den Klubs in der Region herrscht indes große Skepsis. Der FV Wiehl ist der mitgliederstärkste Fußballverein im Oberbergischen, das rege Treiben auf der Eichhardt ist jedoch zum Erliegen gekommen. „Die Sportanlagen sind geschlossen und es gibt keine Zusammenkünfte der Mannschaften. Die Gesundheit aller steht im Vordergrund. Die Trainer der Teams im Leistungsbereich haben ihren Spielern individuelle Trainingspläne mitgegeben“, berichtet der Vorsitzende Manfred Noss.

Die finanziellen Verluste wegen ausbleibender Einnahmen aus den Eintrittsgeldern seien zu verschmerzen. Zugleich könnten, während sämtliche Aktivitäten ruhen, die Kosten für die Umlagepflege gesenkt werden. Bitter ist die Einstellung des Spiel- und Trainingsbetriebs für den neuen Pächter der Vereinsheims. „Im Bewirtungsbereich wird es leider Umsatzeinbußen geben“, so Noss.

 

Dass die Saison zu Ende gebracht wird, glaubt der Wiehler Vereinschef nicht. „Der Cut wird irgendwann passieren. Über Regelungen zum Auf- und Abstieg muss der Verband nachdenken.“

 

Ein paar Kilometer südlich, beim SSV Homburg-Nümbrecht, ist der Stillstand ebenfalls zu spüren. Die Planungen werden aufgrund der Zwangspause erheblich erschwert. „Wenn wir zum Beispiel neue Spieler ansprechen, ist es extrem schwierig. Wir können sie ja noch nicht einmal zum Probetraining einladen“, erklärt der sportliche Leiter Ralph Köhler. Er bezweifelt, dass die Meisterschaft fortgesetzt wird. „Meiner Meinung nach wird nicht mehr vor den Ball getreten. Die fairste Lösung wäre, die Mannschaften, die sich jetzt auf den Aufstiegsplätzen befinden, aufsteigen zu lassen und die Ligen aufzustocken. Dann müsste es im nächsten Jahr eben mehr Absteiger geben.“

 

Köhler schaut aber auch über den Tellerrand und merkt an, dass der Amateurfußball momentan eine Fußnote darstelle. „Wenn man sich in der Nachbarschaft oder im Bekanntenkreis umhört, merkt man, dass die Menschen Angst haben. Gerade viele kleine Unternehmen sind stark gefährdet, da stehen Existenzen auf dem Spiel. Daher fällt es mir zurzeit ehrlich gesagt nicht leicht, über Fußball zu sprechen.“              

 

Beim B-Ligisten VfL Berghausen musste man sich auch auf die neue Situation einstellen. Am vergangenen Donnerstag hatte der Hauptvorstand alle Liegenschaften und Gebäude des Vereins gesperrt. „Die Jungs haben sich eigentlich auf den Rückrundenstart gefreut und hatten sich nach einer sehr guten Vorbereitung einiges vorgenommen“, so Abteilungsleiter Björn Schauenburg. „Aber die Gesundheit aller Beteiligen steht natürlich im Vordergrund.“ Die Aktiven sollen sich vorerst in kleineren Laufgruppen oder auf dem Rad fit halten.

 

„Da ein Ende noch nicht abzusehen ist, halte ich es für schwierig, die ausgefallenen Partien nachzuholen. Vielleicht sollte man die Saison beenden und die Mannschaften auf den Aufstiegsplätzen aufsteigen lassen. Die Teams, die unten stehen, sollten, da sich ja nicht dagegenstemmen könnten, in der entsprechenden Liga bleiben“, würde sich Schauenburg eine Aufstockung der Klassen wünschen.

 

Michael Kuhn, Abteilungsleiter bei den Sportfreunden Asbachtal, schließt eine Fortsetzung nahezu aus. „Wenn es direkt nach dem 19. April weitergehen würde und man nur noch englische Wochen absolviert, wäre das schon schwer machbar.“ Eine Verlängerung der Spielzeit sieht Kuhn als eventuelle Option. „Dann müsste man aber mit der neuen Saison später beginnen.“ Und falls es zum vorzeitigen Ende kommt? „Diejenigen, die es sich bis jetzt verdient haben, sollten in diesem Fall die Früchte ernten. Und ich würde es sehr begrüßen, wenn die Teams aus dem Tabellenkeller die Liga halten und die Staffeln dafür im nächsten Jahr aufgestockt würden.“

KOMMENTARE

1

Option 1:
Saisonende und im Sommer bei Null anfangen.
Option 2:
Die Saison in allen Ligen bis zum Jahresende zu Ende spielen. Dann im Februar eine neue Saison beginnen. Heißt, neuer Rhythmus.
Begründung: Fast jeder Fußballer hat in der sonst freien Sommerpause Urlaub gebucht.

Michael Mechtenberg, 21.03.2020, 18:44 Uhr
2

Das Szenario nach Corona Anfang 2021: Aus der 1. Bundesliga überleben nur die Großen wie in den anderen europäischen Profiligen und bilden eine Europaliga. Die überlebenden Profivereine bilden zu einem Bruchteil von Spielergehältern, Fernsehgelder etc. eine Liga anderen Niveaus und bei den übrig gebliebenen Amateurvereinen spielen Fußballer nur noch aus Spaß an der Freud. Die Fußballwelt wird auf das wirtschaftlich restliche angemessene Maß in ihrer Bedeutung heruntergestutzt und der Wahnsinn hat auch hier ein Ende! Das wird die Stellung des Fußballs in einer anderen Welt nach Corona sein. Daher wird man sich über profane Dinge wie Fortsetzung / Abbruch der Spielzeit weder im Amateur- noch im Profibereich machen!

Rippler, 22.03.2020, 00:54 Uhr
3

Eine Saison aus "Null" stellen ist schon sehr hart, der Vorschlag die Mannschaften die sich aktuell auf einem Aufstiegsplatz befinden aufsteigen zu lassen erscheint mir momentan am sinnigsten. Natürlich müsste man dann die Abstiegsregelung in den nächsten 1-2 Jahren anpassen aber das sollte wohl ein kleineres Übel sein.

Schmidt, 23.03.2020, 14:24 Uhr
4

Warum soll eine Mannschaft nach der Hinrunde aufsteigen? Das wäre doch unfair gegenüber den anderen Mannshaften, die z. B. Verletzungspech hatten oder eine ungünstige Phase. In der Bundesliga wäre Leipzig nach der Hinrunde Meister geworden. Das kann doch nicht der Maßstab sein. Entweder wird alles genullt und die Saison beendet oder man zieht die Saison bis zu den Sommerferien durch. Aber nicht auf Good will einfach Auf- und Abstiegsregeln machen.

Neutraler Beobachter, 26.03.2020, 23:03 Uhr
5

Warum sollen wir hier und heute über ungelegte Eier schreiben. Wir müssen abwarten, was passieren oder nicht passieren wird, um dann unter Berücksichtigung möglicher Optionen eine Entscheidung zu treffen.
Erst dann und nicht heute !!!

Ein Zuschauer, 27.03.2020, 13:13 Uhr
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