FUSSBALL

Ein Drama in drei Akten

lo; 16.06.2019, 20:55 Uhr
Bilder: Oliver Müller --- Die Spieler der SG Worringen bejubeln den Aufstieg, die TuS-Kicker kauern frustriert am Boden.
FUSSBALL

Ein Drama in drei Akten

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lo; 16.06.2019, 20:55 Uhr
Oberberg - Hohkeppel gibt Aufstieg aus der Hand, vier Platzverweise bei Nullnummer in Geyen - Lindlar muss den bitteren Gang in die Kreisliga A antreten - SVF schafft das Wunder - 'ONI-Wärmetrafo GmbH' präsentiert die Bezirksliga (AKTUALISIERT).

Drei Klubs aus der Gemeinde Lindlar waren heute in einem  der spannendsten Bezirksliga-Saisonfinals aller Zeiten involviert, für Eintracht Hohkeppel und den TuS Lindlar endete der Tag mit einem Desaster. Hohkeppel hielt alle Trümpfe in der Hand, wurde aber aufgrund des Unentschiedens gegen Geyen noch von Worringen überholt. Ein einziger Zähler gab am Ende den Ausschlag zugunsten der Kölner. Dass Worringens Trainer Abdullah Keseroglu zur kommenden Saison in Hohkeppel anheuert, ist fast schon Ironie des Schicksals.  Einen der schwärzesten Tage der Vereinsgeschichte erlebten die Lindlarer, die es verpassten, den Rettungsring zu erhaschen. Stattdessen griff der SV Frielingsdorf zu, der den lange Zeit nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt realisierte.

 

Germania Geyen - Eintracht Hohkeppel 0:0.

 

Das Wort Schockstarre beschreibt nicht einmal annähernd den Gemütszustand, in dem sich die Spieler, Fans und Verantwortlichen von Eintracht Hohkeppel nach der Nullnummer in Geyen, das dem Abstieg von der Schippe sprang, befanden. Totale Leere machte sich im schwarz-gelben Lager breit. Das 0:0 war zu wenig, Worringen zog auf der Zielgeraden vorbei und schickte die Eintracht auf den wertlosen dritten Platz, mit dem man bereits im Vorjahr Vorlieb nehmen musste.

 

[Marc Bruch vergab eine Riesenchance zum Ausgleich.]

 

„Uns hat das nötige Quäntchen Glück gefehlt“, berichtete der sportliche Leiter Kevin Theisen von einer ausgeglichenen Partie mit Chancen hüben wie drüben. Die Dramatik spitzte sich in der zweiten Halbzeit zu. Hohkeppel drängte auf das dringend benötigte Tor, Geyen hielt nach Kräften dagegen - bis plötzlich die Nerven blank lagen:  Nach einer Rudelbildung, in deren Verlauf nicht nur die Akteure, sondern auch die Zuschauer beider Seiten mitmischten und kräftig austeilten, unterbrach der Unparteiische das Match für rund zehn Minuten, damit sich die erhitzten Gemüter beruhigen konnten.

 

Die Eintracht traf in der ewig langen Nachspielzeit, die mit vier Feldverweisen gespickt war, das Aluminium und scheiterte zweimal am Torhüter der Hausherren. In der 101. Minute wurde noch ein Hochkaräter vergeben, als der Ball auf dem holprigen Rasenplatz unglücklich aufsprang und der Schuss aus kurzer Distanz unkontrolliert über den Kasten ging. „Danach war Schluss“, so Theisen. „Wir müssen das Ganze jetzt verdauen und zusehen, dass es weitergeht. Am letzten Spieltag können solche Sachen passieren. So ist Fußball. Den Jungs mache ich keinen Vorwurf. Sie haben eine gute Saison gespielt. Dass wir mit 66 Punkten nicht aufsteigen, ist einfach bitter.“

 

Neben Trainer Taner Durdu verlassen auch mehrere Spieler den Klub: Als Abgänge stehen Jonas Stiefelhagen, den es offenbar nach Marialinden zieht, Güven Gün (TV Hoffnungsthal), Marcel Wandinger (SV Schlebusch), Marco Theisen (TuS Lindlar II), Fehd Mestiri, Thomas Tamale, Enes Dermaku, Jan Ruhnau-Geuenich und Aloy Ihenacho (jeweils Ziel unbekannt) fest. Mathias Hartwig (FV Wiehl) gehörte schon während der Rückrunde nicht mehr zum Kader.                

 

Tore

Fehlanzeige

 

Besondere Vorkommnisse

Gelb-Rot gegen einen Geyener Spieler (90.+4)

Gelb-Rot gegen den Hohkeppeler Yannick Jerusalem (90.+8)

Rot gegen einen Geyener Spieler (90.+8)

Gelb-Rot gegen einen Geyener Spieler (90.+11)

 

Eintracht Hohkeppel

Tom Brauer; Christopher Reiter, Yannick Jerusalem, Jimmy Mbiyavanga, Dennis Weis, Fabian Apel (86. Jonas Stiefelhagen), Tibor Heber, Kasra Ghareh Chaee (70. Thomas Tamale), Jan Ruhnau-Geuenich, Marcel Wandinger, Thomas Tomanek.

 

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[Worringens Aimen Gabteni fährt Pascal Nguyen in die Parade.]

 

TuS Lindlar – SG Worringen 0:4 (0:1).

 

Das Undenkbare ist eingetreten: Mehr als ein halbes Jahrhundert war der TuS Lindlar als Dauergast in den Spielklassen ab der Bezirksliga aufwärts vertreten, die Pleite gegen Worringen bedeutete den Abstieg in die Kreisliga A. Dieses Horrorszenario schien vor einigen Wochen ausgeschlossen. Die Lindlarer hatten sich einen Zehn-Punkte-Vorsprung auf die Abstiegszone erarbeitet, doch dann schaltete die Konkurrenz einen Gang höher und der TuS verlor drei Begegnungen hintereinander – mit der Folge, dass das komfortable Polster auf ein Mindestmaß zusammengestutzt wurde.

 

Mit der Entlassung von Trainer Markus Müller und der Installierung von Norbert Scheider, der eigentlich erst im Sommer einsteigen sollte, lud der Verein seine letzte Patrone – vergebens. Während Geyen und Frielingsdorf heute ihre Hausaufgaben erledigten, stürzten die Lindlarer ins Tal der Tränen. Der Gegner durfte derweil jubeln: Weil Hohkeppel in Geyen nicht über ein 0:0 hinauskam, steigt die SGW in die Landesliga auf.

 

[Norbert Scheider sank nach einer vergebenen Möglichkeit auf die Knie.]

 

„Die Jungs haben nicht viel falsch gemacht, aber im Fußball zählen nun einmal Tore und die sind uns nicht gelungen“, erklärte Scheider. Seine Mannschaft begann forsch und erzwang einige Ballgewinne, aus denen sie jedoch kein Kapital schlug. Bei einem Konter der Gäste rettete Tobias Kapellen in Eishockeytorwart-Manier (17.). Einen Freistoß von Engin Ekrem lenkte der Schlussmann an den Pfosten, den Abpraller drückte Tarkan Aydin über die Linie. Anschließend wurde ein Aydin-Treffer wegen einer Abseitsstellung nicht gegeben - eine höchst strittige Entscheidung (41.).

 

Nach der Pause waren es die Hausherren, die die ersten Möglichkeiten verzeichneten. Ein Kopfball Tobias Mibis wurde auf der Linie geklärt (49.). Marc Bruch hätte sich die Ecke aussuchen können, zögerte aber zu lange mit dem Abschluss, so dass ein Worringer noch dazwischengrätschen konnte (53.). Aufgrund der Zwischenstände auf den anderen Plätzen musste Scheider das Risiko erhöhen. Er stellte auf eine Dreierkette um und wechselte zusätzliche Offensivkräfte ein. In der 88. Minute markierte Worringen nach einem Konter das 0:2 und um den TuS war’s endgültig geschehen.  

 

„Wenn der erste Schock verdaut ist, müssen wir nach vorne schauen und in der Vorbereitung, die am 14. Juli beginnt, Vollgas geben. Das Ziel kann nur der direkte Wiederaufstieg sein. Wenn alle hier bleiben, können wir das auch schaffen. Ich bin nicht hierhin gekommen, um Kreisliga A zu trainieren, aber ich stehe zu meinem Wort. Ich hoffe, dass die Jungs ihre Zusagen ebenfalls einhalten“, meinte Scheider.  

 

Tore

0:1 Tarkan Aydin (28.). 0:2 Abbas Basdegirmenci (88.), 0:3 Fadi Jfeily (90.+1). 0:4 Abbas Basdegirmenci (90.+3).

 

TuS Lindlar

Tobias Kapellen; Justin Ebert, Moritz Stellberg, Tobias Mibis, Faruk Tokay (72. Max Geßner), Dominik Pröpper, Marius Mukherjee, Pascal Nguyen (60. Jonathan Spicher), Gian Luca Wester, Anton Zeka, Marc Bruch.

 

 

SV Frielingsdorf – FC Bensberg 5:1 (0:1).

 

Frielingsdorf hat sein nächstes Fußballwunder. Durch das abschließende 5:1 gegen den FC Bensberg schaffte der SVF auf den allerletzten Drücker den Sprung über den berühmten Strich und wird auch in der kommenden Saison in der Bezirksliga spielen. Damit krönte die Mannschaft von Marek Lesniak, der kurz vor der Winterpause nach dem Rücktritt von Dennis Lüdenbach den Trainerposten übernommen hatte, ihre furiose Aufholjagd. Wohlgemerkt hatte man zum Jahreswechsel mit mageren acht Punkten die Rote Laterne inne, an den Ligaverbleib glaubten selbst die kühnsten Optimisten nicht mehr.

 

[Den Freistoß vor dem 0:1 konnte Tobias Kapellen noch an den Pfosten lenken.]

 

Nach einem verheißungsvollen Start in die Rückrunde gab’s eine scheppernde Derbyschlappe gegen den TuS Lindlar, doch auch von diesem Nackenschlag erholte sich die Lesniak-Equipe, die ausgerechnet den Gemeindenachbarn auf Abstiegsplatz 14 verdrängte. Im Scheelbachtal – und auf der Kirmes im Dorf – wird das Kölsch heute in Strömen fließen. „Wo es auch hingeht, wir werden uns treiben lassen, bis die Sonne aufgeht“, versprach Sportdirektor Marco Ripplinger, der nach 45 Minuten allerdings nicht in Partylaune war.

 

Die Bensberger erwiesen sich in der vollgepackten ONI-Arena als unbequemer Gegner und lagen zur Pause in Front, wobei die Frielingsdorfer wieder mal viele Topgelegenheiten versemmelten. Tim Weinrich (zweimal), Maurice Häger und Etienne Parmentier scheiterten wahlweise am Aluminium oder am Torwart. Für die Wende war Joker Norman Lemke verantwortlich. Er riss den Rest nach seiner Einwechslung förmlich mit und erzielte den Ausgleich sowie das wichtige 3:1. Zwischendurch hatte mit Philipp Schmidt ein weiterer Joker eigenetzt. Die Schlussphase geriet zum Schaulaufen für die Gastgeber, die über das Ergebnis in Lindlar informiert waren.

 

„Wir alle sind überglücklich und froh. Die Jungs haben in der Rückrunde Überragendes geleistet“, erklärte Ripplinger, der den Klassenerhalt unter anderem auf den Zusammenhalt innerhalb des Teams zurückführt. „Der Star ist die Mannschaft“, betonte er. Ein Sonderlob erhielt Tim Weinrich, der seit mehreren Wochen beruflich in Nürnberg weilt, sich aber trotzdem stets auf den weiten Weg in die Heimat gemacht hat, um beim Abschlusstraining und sonntags mit dabei zu sein. „Er hat den Teamgedanken gelebt“, schilderte Ripplinger. Für Weinrich war es der letzte Auftritt im SV-Trikot. Er wechselt nach Marialinden.                         

 

Tore

0:1 Patrick Mocan (26.), 1:1 Norman Lemke (61.), 2:1 Philipp Schmidt (65.), 3:1 Norman Lemke (75. Foulelfmeter), 4.1 Norman Lemke (81.), 5:1 Etienne Parmentier (90.+3).

 

SV Frielingsdorf

Timo Braun; Gianluca Fliegner, Maurice Häger, Johannes Kisseler, Tim Menzel, Marvin Cortes, Etienne Parmentier, Louis Fliegner (56. Philipp Schmidt), Tim Geisler (46. Norman Lemke), Tristan Wolf (85. Niklas Grumann), Tim Weinrich.

 

Tabelle und Ergebnisse Bezirksliga

 

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