FUSSBALL

Aus der Verbandsliga zum Nationalspieler

jlo; 13.04.2021, 11:35 Uhr
Foto: privat.
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Aus der Verbandsliga zum Nationalspieler

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jlo; 13.04.2021, 11:35 Uhr
Oberberg - OA nimmt die Auszeit im Amateursport zum Anlass, in den Geschichtsbüchern zu wälzen, und berichtet in loser Folge über sportliche Erfolge und Höhepunkte im Oberbergischen der vergangenen Jahre.

Von Jürgen Lorenz

 

2004: Rabi Al Saleh wird palästinensischer Fußball-Nationalspieler

 

Vom Tellerwäscher zum Millionär. Ganz so kometenhaft war der Aufstieg des damals 24-jährigen Waldbrölers Rabi Al Saleh zwar nicht, dennoch kann man von einem kleinen Märchen sprechen: Im Jahr 2004 avancierte der Fußballer quasi über Nacht zum Nationalspieler von Palästina.

 

Als Sohn einer Palästinenserin und eines Ägypters erblickte Al Saleh in Waldbröl das Licht der Welt. An der Maibuche beim RS 19 begann seine Laufbahn. Nach der erfolgreichen Zeit im Juniorenbereich – die U19 spielte in der Verbandsliga - gelang ihm mit dem Seniorenteam der Rasensportler der Sprung in die Bezirksliga, ehe er seine Zelte in Waldbröl abbrach und zu Germania Dattenfeld wechselte, mit der ihm der Aufstieg in die Verbandsliga glückte. Al Saleh erkämpfte sich einen Stammplatz, ehe ein ungeahnter Traum plötzlich konkrete Formen annahm.

 

Dattenfelds damaliger Sportdirektor Ingo Haselbach hatte aufgrund einer Annonce in einer Fußballfachzeitschrift einen ersten Kontakt zum Nationaltrainer Palästinas, Alfred Riedl, geknüpft. Der Österreicher hatte ein riesiges Aufgebot an Kickern zu einem zehntägigen Trainingslager in der Sportschule Hennef versammelt. Der Tross stieg allerdings im Wiehler Hotel „Zur Post“ ab und absolvierte einige Einheiten auf der Eichhardt. Nach der ersten Woche stieß der junge Waldbröler zum Kader des Auswahlteams, das mit gestandenen Profis gespickt war.

 

Und trotzdem überzeugte Al Saleh die Übungsleiter sofort. Nach dem ersten Training an einem Donnerstag sollte er direkt die Tasche packen und mit im Hotel übernachten. „Am Freitag erklärten sie mir dann, dass ich am Montag mit ins ägyptische Ismailia fliegen soll, um uns dort auf die WM-Qualifikation vorzubereiten. Ein Ticket sei bereits im Reisebüro für mich gebucht worden“, erzählt Al Saleh. Und dabei sollte er eigentlich montags einen neuen Job antreten. „Die haben mir gesagt, sie würden sich darum kümmern und das mit dem neuen Arbeitgeber regeln. Das hat netterweise auch reibungslos geklappt.“

 

Auch in Ägypten lief die Eingewöhnungsphase hervorragend. Mittwochs wurde eine Studentenauswahl besiegt, Al Saleh spielte durch und erzielte zwei Treffer. Drei Tage später stand schließlich ein Freundschaftsspiel gegen Jordanien auf dem Programm. Vor rund 8.000 Zuschauern schoss er bei seinem offiziellen Debüt für Palästina ein Tor. Allerdings musste Al Saleh zur Pause mit einer Knieverletzung ausgewechselt werden, die Partie ging mit 1:2 verloren. Zum WM-Qualifikationsmatch gegen den Irak reichte es aufgrund der Verletzung nicht mehr. Eine weitere Einladung zu einem Länderspiel konnte der Waldbröler aufgrund eines Muskelfaserrisses nicht annehmen.

 

„Danach habe ich nichts mehr von der Nationalmannschaft gehört“, sagt Al Saleh, ohne wehmütig zu klingen. Das Trikot und die restliche Ausstattung von seinem Ausflug in das internationale Fußballgeschäft hütet seine Mutter. Ein Angebot aus der Regionalliga schlug er seinerzeit übrigens aus. „Ich wollte lieber weiter in Dattenfeld spielen. Mein Herz hing zu sehr an der Germania. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.“

 

Mittlerweile wohnt Al Saleh in Schlebusch, kickt aber mit 41 Jahren weiterhin in der Kreisliga A. Nach Stationen in Erndtebrück, Wenden, Homburg-Bröltal, Bergneustadt, Schönenbach und Vilkerath, würde er nach einer Rückenverletzung gerne bald wieder für den Siegener SC die Schuhe schnüren.

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