FUSSBALL

Arnd Zeigler muss die Rote Karte nicht fürchten

pn; 09.12.2023, 12:25 Uhr
Fotos: Peter Notbohm ---- Arnd Zeigler gastierte mit seiner XXL-Version der "Wunderbaren Welt des Fußballs" in der Alten Drahtzieherei in Wipperfürth.
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Arnd Zeigler muss die Rote Karte nicht fürchten

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pn; 09.12.2023, 12:25 Uhr
Wipperfürth – Mit seinem Programm „Arnd Zeigler hat schon Gelb!“ griff der Fußball-Journalist Arnd Zeigler in der sehr gut gefüllten Alten Drahtzieherei die Lachmuskeln seines Publikums an.

Von Peter Notbohm

 

Arnd Zeigler gehört definitiv zu den Fußballromantikern und hat längst selbst Kultstatus erreicht. In seiner sonntäglichen WDR-Fernsehshow „Zeiglers wunderbare Welt des Fußball“, in der er seit 2007 live auf die schönsten Nebensächlichkeiten des abgelaufenen Bundesliga-Spieltags zurückblickt, ist er für viele Fußballfans der runde Abschluss eines Bundesliga-Wochenendes. Dass die Show auch in der XXL-Version funktioniert, bewies der Stadionsprecher von Werder Bremen nun auch in Wipperfürth im Rahmen seiner inzwischen sechs Jahre andauernden Deutschland-Tour. Über 400 Fußballverrückte kamen in die Alte Drahtzieherei und dankten nach drei Stunden pickepackevollem Programm mit viel Applaus.

 

In seiner typischen Zeigler-Manier präsentierte Zeigler absurde Clips aus aller Welt und Anekdoten aus der fast 60-jährigen Bundesliga-Geschichte. Dabei sparte er wie gewohnt auch nicht mit viel Selbstironie. So erfuhr das Publikum unter anderem, dass der „kleine“ Arnd Zeigler in seinen ersten Lebensjahren eigentlich so gar keine Lust auf Fußball hatte und dem Spiel mit dem Lederball nur deshalb verfallen ist, weil er genauso lange aufbleiben wollte, wie seine beiden älteren Brüder.

 

Nicht mehr aus dem Kopf gehen dürften den Zuschauern nach diesem Abend allerdings vor allem die „deutschen Beckhams“, die wild knutschenden Effenbergs, von denen es zahlreiche Fotobeweise gibt. Für Lacher sorgten auch die inzwischen Kultstatus genießenden Interviews von Zeigler mit Trainer-Legende Jürgen Klopp sowie lustige Selfies mit dem deutlich kleineren Olaf Thon oder dem baumlangen Per Mertesacker. Dass er ständig mit Hundeprofi Martin Rütter und Ex-Bundestrainer Hansi Flick verwechselt werde, persiflierte er ebenso genüsslich.

 

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Fast schon ein wenig pikiert philosophierte Zeigler darüber, dass er sich vor seinen Shows eigentlich versucht, mit Fan-Utensilien des beheimateten Fußballvereins zu versorgen. Hier habe Wipperfürth noch Nachholbedarf, befand er, ehe er zum Hauptthema des Abends kam: „Warum bleiben wir eigentlich beim Fußball hängen?“. Schließlich muss sich fast jeder Fan am Wochenende häufig genug ärgern und sich montags auf der Arbeit die Häme der Arbeitskollegen gefallen lassen.

 

Seine Theorie: Jeder Anhänger hat ein Idealbild der 90 Minuten im Kopf, in denen am Ende das Stadion nach dramatischem Spielverlauf vor Ekstase explodiert. „Das ist tiefenpsychologisch verankert und was wir uns wünschen. Und dann beginnen die Probleme....“, so Zeigler, der anschließend die traurige Wahrheit in Form von einigen Clips zeigt: Grottenkicks mit Slapstick-Einlagen. Aber nur Minuten später fabuliert Zeigler schon wieder darüber, dass auch „sehr schlechter Fußball toll anzusehen sein kann“ und hat die entsprechenden Videobeweise selbstverständlich im Gepäck. Genauso wie manchen Clip aus dem Giftschrank des WDR.

 

 

Nicht fehlen darf in einer XXL-Version von „Zeiglers Wunderbare Welt des Fußballs“ natürlich auch nicht das „Kack-Tor des Monats“. In Anlehnung an das aus der Sportschau bekannte „Tor des Monats“ sucht Zeigler hier möglichst kurios zustande gekommene Tore. Der nächste Angriff auf die Lachmuskeln der Zuschauer: Der bekennende Werder Bremen-Fan stellt die wildesten Szenen wegen fehlender TV-Rechte für das Internet gerne auch einmal im eigenen Garten nach.

 

Zeigler kann trotz allen Humors auch kritisch sein – natürlich mit dem entsprechend Biss Satire: Beim Sinnieren über die ausufernde Handspielregel („Da weht ein eisiger Hauch durch den Saal“) oder beim Fabulieren über den Sinn und Unsinn von „Packing-Statistiken“, „expected Goals“ und „Leistung unter Gegnerdruck“ oder wie Zeigler es nennt „Der zweitneueste Scheiß, den kein Fußballfan versteht“.

 

Doch am Ende will der Fußballromantiker sein Publikum durchaus versöhnlich auf den Heimweg schicken und erklärt in einer kleinen Zugabe noch einmal, was die Faszination Fußball und die unsichtbare Verbindung zum jeweiligen Lieblingsverein ausmacht: „Das große Geheimnis ist, dass es immer weitergeht. Dass wir im Juli hoffen, dass die Neuzugänge Vollgranaten werden, es im August schon besser wissen und im Frühling auf die neue Saison hoffen. Das müssen wir uns bewahren und ist unschätzbar viel wert, dass uns der Fußball so viele Momente schenkt.“ Eine Liebeserklärung an den Fußball.

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