FUSSBALL

"Respektvoller Austausch": Video-Konferenzen des FVM abgeschlossen

lo, jlo; 28.04.2020, 08:35 Uhr
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"Respektvoller Austausch": Video-Konferenzen des FVM abgeschlossen

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lo, jlo; 28.04.2020, 08:35 Uhr
Oberberg - Fußballverband Mittelrhein (FVM) hat die Klubs über den Plan, die Saison fortzusetzen, informiert - Sommer-Transferfenster soll für Amateurfußballer geschlossen bleiben - Weitere Reaktionen aus Oberberg (AKTUALISIERT).

Der Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) hat von Freitag bis Sonntag in insgesamt sechs Videokonferenzen seinen Vereinen ein Modell für den aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzten Spielbetrieb vorgestellt. Dabei warben FVM-Präsident Bernd Neuendorf und Vertreter des Präsidiums für eine Unterbrechung der aktuellen Spielzeit und eine Fortsetzung der Saison ab frühestens September (OA berichtete).

 

„Es war in allen Konferenzen ein sehr respektvoller Austausch. Die Vereinsvertreter haben anerkannt, dass wir in ihrem Interesse bestmögliche Optionen für den Spielbetrieb in allen Ligen wollen und uns mit ihnen ausgetauscht haben“, bilanzierte Neuendorf. Bis Mittwochabend können die Vereine über den Vorschlag, den Präsidium, Beirat und Jugend-Beirat einstimmig unterbreiten, abstimmen. Jeder Verein hat eine Stimme. Die finale Entscheidung des FVM-Beirates, die für Anfang Mai geplant ist, wird sich an diesem Meinungsbild orientieren.

 

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„Es gibt gravierende Gründe, die für eine Fortsetzung und gegen einen Abbruch oder eine Annullierung sprechen“, erläuterte FVM-Präsident Bernd Neuendorf in den Konferenzen, an denen Vertreter von 423 Vereinen teilnahmen. „Niemand kann aufgrund der Ausbreitung der Corona-Pandemie heute seriös sagen, wann es wirklich weitergehen kann“, erklärte Neuendorf. „Bricht man die aktuelle Spielzeit ab, müsste die neue Saison spätestens im September starten, damit alle Spieltage bis zum Sommer 2021 gespielt werden können. Bei einem späteren Beginn oder einer erneuten Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie gibt es ein hohes Risiko, dass diese Spielzeit 2020/21 dann auch nicht mehr durchführbar wäre und somit zwei Spielzeiten nicht ordentlich beendet werden könnten.“

 

Auch auf den Aspekt der Gewissheit für die Vereine wies der Präsident hin: „Ein Abbruch oder eine Annullierung der Saison sind die härtesten Eingriffe in den Spielbetrieb. Dafür braucht es einen außerordentlichen Verbandstag und einen außerordentlichen Verbandsjugendtag. Diese könnten aufgrund von einzuhaltenden Fristen erst Mitte Juni stattfinden. Unsere Vereine wollen aber rasch Gewissheit haben, wie es weitergeht“, so der FVM-Präsident. Zudem müssten die rund 240 Delegierten der beiden Verbandstage über mehrere unterschiedliche Abbruchsszenarien abstimmen, die mitunter über mehrere Jahre gravierende Konsequenzen für Auf- und Abstiegsregelungen in allen Ligen des Verbandes zur Folge hätten.

 

Die Fragen der Vereinsvertreter bezogen sich vor allem auf Wechsel von Spielern und einzuhaltende Fristen. „Kommt es zu der erhofften Saisonfortsetzung, wollen wir auch die Regularien anpassen, das heißt die Saison wäre dann nicht ab dem 30. Juni beendet, sondern eben später. Es ist das Ziel des FVM, das Wechselfenster von Ende Juni dann ebenfalls auf das tatsächliche Ende der Saison 2019/20 zu legen. Die Mannschaften sollen mit ihren bisherigen Kadern die Saison zu Ende spielen“, betonte Markus Müller, Vorsitzender des Verbandsspielausschusses.

 

Zum Wechsel der Altersklassen im Jugendbereich sagte Rudi Rheinstädtler, Vorsitzender des Verbandsjugendausschusses: „Auch hier würde bei der Saisonfortsetzung mit den aktuellen Teams weitergespielt.“ Die Frist für den Jahrgangswechsel wird dann weiter nach hinten verschoben, die A-Junioren und B-Juniorinnen sind sowohl bei den Senioren als auch für die Jugend spielberechtigt. Auf zentrale Fragen gebe es also bereits Antworten. „Klar ist aber auch, dass wir aufgrund der bisher nie dagewesenen Situation noch nicht alle Detailfragen klären konnten. Diese gehen wir in Arbeitsgruppen mit den Vereinen an, sobald wir ihr Votum für die Fortsetzung haben.“

 

Der FVM hat zu zentralen Fragen rund um den Spielbetrieb einen Katalog mit Fragen und Antworten zusammengestellt (siehe Link).

 

 

Reaktionen der oberbergischen Vereine

 

SSV Wildbergerhütte-Odenspiel

 

Die Vereinsvertreter des Klubs sprechen eine Sprache: Der Vorschlag des FVM trifft dabei auf wenig Gegenliebe. Der sportliche Leiter, Tim Bubenzer, spricht dabei aus, was viele Vereinsmitglieder denken. „Ich halte die Lösung nicht nur für falsch, sondern auch für nicht praktikabel. Eine Fortsetzung, möglicherweise schon im September, halte ich für nicht richtig. Dieser Vorschlag stößt auf sehr viel Unverständnis.“

 

Die Angst vor möglichen rechtlichen Konsequenzen sieht er nicht. „Dann gibt es jetzt halt eben jeweils einen Aufsteiger und keinen Absteiger. Die Staffeln werden für eine Saison vergrößert und dann gibt es in der nächsten Spielzeit eben vier Absteiger. Ein Saisonabbruch ist zum jetzigen Zeitpunkt die einzig richtige Entscheidung“, werde der SSV gegen den Vorschlag des FVM stimmen.

 

Die Saison nach so einer langen Unterbrechung fortzusetzen, hat, gerade weil man noch gar nicht weiß, wie lange diese geht, hat einfach keinen Wert. Bei aller Liebe, für mich ist das eine mangelhafte Verbandsführung. Letztlich sind wir immer noch Amateure und Ehrenamtler – und keine Unternehmer“, so die klaren Worte Bubenzers.

 

 

TuS Lindlar

 

Vereinschef Wolfgang Waldheim hat an der Videokonferenz am Samstag persönlich teilgenommen. An seiner und an der Entscheidung seiner Vereinskollegen hat sich aber auch, gerade wegen des Vorschlags des Verbands, nichts geändert. „Für uns war schon vorher klar, dass wir die Saison zu Ende spielen wollen. Sportliche Erfolge sind immer besser als die am Grünen Tisch“, begründet Waldheim seine Stimmabgabe pro Saisonfortsetzung. „Ich kann den Verbandsvorstand da aber auch verstehen, da die Satzung ja auch keinen Saisonabbruch vorsieht.“

 

Wenn schon Aufsteiger, dann auch Absteiger. „Für mich hätte das sonst einen bitteren Beigeschmack“, drängt Waldheim auf eine „Komplettlösung“. „Der Sport steht im Moment eh absolut im Hintergrund. Wie lange die Pause letzten Endes geht, ist noch völlig offen.“ Zeitdruck, die aktuelle Spielzeit fortzusetzen, erkennt man im TuS-Lager nicht. „Und wenn wir nächstes Jahr im März wieder anfangen, ist das doch egal. Wechsel sollten bis dahin aber auch nicht möglich sein und das Transferfenster geschlossen bleiben.“

 

 

SSV Marienheide

 

Die Heier Vereinsvertreter werden ihre Stimme am Mittwoch abgeben. Bis dahin wird auf Vorstandsebene noch diskutiert. Ein Trend ist dabei nicht absehbar. Armelino Probo, der sportliche Leiter Leiter des SSV, findet es vor allen Dingen erst einmal sehr traurig, dass es keine einheitliche Regelung für die Fußballer gibt. „Warum entscheiden hier die einzelnen Verbände, statt von ganz entschieden wird?“, hinterfragt er kritisch.

 

Letztlich sei der plötzliche Entscheidungsdruck, der vom Verband ausgeübt wird, für ihn nicht nachvollziehbar. „Warum die Vereine sich jetzt innerhalb weniger Tage entscheiden müssen, kann ich nicht verstehen. Die Leute habe derzeit andere Sorgen. Wir reden hier über die Gesundheit von Menschen. Wann wieder gespielt werden kann, ob die Saison fortgesetzt oder abgebrochen wird -  vielen ist es mittlerweile eh egal. Wir wünschen uns einfach eine klare Entscheidung, damit das Thema endlich vom Tisch ist.“

 

 

SSV Homburg-Nümbrecht

 

Der Vorstand des SSV wird heute oder morgen seine Stimme beim Voting abgeben – und sich aller Voraussicht nach gegen die Pläne den FVM aussprechen. „Wir lehnen das Modell der Saison-Fortsetzung nicht grundsätzlich ab, aber aus unserer Sicht sind noch zu viele Dinge ungeklärt“, erklärt der sportliche Leiter Ralph Köhler. „Dass zum Beispiel im Sommer keine Spielerwechsel erlaubt werden sollen, empfinde ich als sehr eigenwillige Lösung.“   

 

Köhler sieht darin die Schwierigkeit, dass – sofern eine Fortsetzung der Saison möglich sein sollte – die Mannschaftskader ausgedünnt werden könnten, weil sich Spieler aus beruflichen Gründen oder wegen ihres Studiums anderweitig orientieren und man keine Handhabe besitze, darauf personell zu reagieren. „Persönlich hätte ich mir zudem gewünscht, dass der Verband sich mehr Zeit nimmt, um uns mit ins Boot zu holen. Ich verstehe diese plötzliche Eile nicht. Es wäre kein Problem gewesen, noch zwei Wochen zu warten. Dann hätten sich auch die Vereine länger und intensiver mit den offenen Fragen beschäftigen können.“            

 

 

SV Frielingsdorf

 

Sportdirektor Marco Ripplinger kann die Bestrebungen der Verbandsspitze, die Saison fortsetzen zu wollen, nachvollziehen. „Es ist keine einfache Situation für den FVM. Ich finde allerdings schade, dass es für die Verbände keine einheitliche Vorgabe von oben gibt, und jeder unterschiedlich agiert.“

 

Im Hinblick auf die Wechselregularien im Sommer seien klare Regelungen vonnöten, um eine Wettbewerbsverzerrung zugunsten von finanzstärkeren Vereinen zu vermeiden. „Für uns ist besonders wichtig, dass das Wechselfenster geschlossen bleibt. Solange das nicht erfüllt wird, tendieren wir dazu, mit Nein zu stimmen“, stellt Ripplinger klar. Der FVM wolle zwar beantragen, auf die Sommer-Transferperiode zu verzichten, eine endgültige Entscheidung hierüber müssten aber der DFB bzw. der Westdeutsche Fußballverband treffen.

 

Man arbeite daran, dass die drei Seniorenmannschaften sowie alle Jugendteams auch nach der Fußball-Pause am Spielbetrieb teilnehmen können. Unabhängig davon haben die Verantwortlichen die Entwicklung aller Sparten des Klubs und nicht nur die der Fußballabteilung im Blick. „Der SV Frielingsdorf definiert sich nicht über die Spielklasse der 1. Mannschaft, sondern über den Gesamtverein“, betont Ripplinger.

KOMMENTARE

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Der vom FVM gemachte Vorschlag ist fair und bietet zudem noch die Chance flexibel zu reagieren, wenn die Möglichkeit zu spielen ab dem 01. September 2020 nicht gegeben sein wird. Da dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zutreffen wird, verbaut man sich mit der angedachten Lösung gar nichts. Die Wechselperiode im Sommer soll ausgesetzt werden. Damit bleibt es für jeden Verein eine längere Saison mit dem gleichem Kader, mit dem man die Saison begonnen hat. Ich verstehe das Argument der vermeintlichen Kaderausdünnung nicht. Während einer "normalen" Spielzeit gibt es auch immer beruflich bedingte Abmeldungen und Hinzugezogene, sowie langzeitverletzte und rekonvaleszente Spieler. In der augenblicklichen Situation ist dies vollkommen unerheblich und bestenfalls ein Luxusproblem.

Marcus Krämer, DJK Gummersbach, 27.04.2020, 22:02 Uhr
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Chapeau Marco - so einen letzten Satz würden sicher Viele Blau-Gelbe auch mal wieder gerne hören.

BK, 28.04.2020, 08:37 Uhr
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