FUSSBALL

"Jetzt sollen ein paar Jüngere ran"

lo; 28.04.2022, 12:00 Uhr
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"Jetzt sollen ein paar Jüngere ran"

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lo; 28.04.2022, 12:00 Uhr
Oberberg - Nach 21 Jahren als Vorsitzender des Fußballkreises Berg sagt Rolf Müller „Servus“ - Zum Abschied sprach OA mit dem 76-Jährigen über seine Amtszeit und die Pläne für die Zukunft.

Oberberg-Aktuell: Herr Müller, am 7. Mai endet nach 21 Jahren ihr Engagement als Vorsitzender des Fußballkreises Berg. Wie sehen die letzten Amtshandlungen aus?     

 

Rolf Müller: Aktuell kümmern wir uns um die Vorbereitungen für den Kreistag, der diesmal nicht in Lindlar, sondern in Overath stattfindet. Zu meinem Abschied gab es eine Sonder-Vorstandssitzung. Wir hatten nicht so viele Punkte zu besprechen, sodass genug Zeit für die „dritte Halbzeit“ vorhanden war und wir gemeinsam anstoßen konnten.

 

OA: Was hat Sie dazu bewogen, auf eine weitere Amtszeit zu verzichten?   

 

Müller: Ich trete nicht zurück, weil es irgendwelche Probleme gibt, sondern aus Altersgründen. Jetzt sollen ein paar Jüngere ran. Die Gespräche mit den Vereinen und meinen Vorstandskollegen werde ich am meisten vermissen. Es wurde auch mal kontrovers diskutiert, aber der Umfang war immer fair und von Respekt geprägt.

 

OA: Was waren - positiv wie negativ - die einschneidenden Erlebnisse in den letzten beiden Jahrzehnten?

 

Müller: Der richtige Schritt war auf jeden Fall die Fusion der Altkreise Oberberg und Rhein-Berg. Mit dem Zusammenschluss waren wir im Verband früh dran. Negativ bleibt mir der Rücktritt des Jugendausschusses im Jahr 2009 in Erinnerung. Nach Einzelgesprächen mit mir ist ein Teil der Zurückgetretenen zurückgekehrt und Jürgen Liehn war dann ein Glücksgriff als neuer Vorsitzender. Damit hatten wir wieder einen funktionierenden Jugendausschuss, aber die Zeit dazwischen war hart und mit einem hohen Aufwand verbunden.

 

OA: Und 2020 tauchte plötzlich ein Virus auf, das nicht nur den Fußball auf den Kopf stellte…

 

Müller: Ich hätte mir angenehmere letzte drei Jahre gewünscht und würde, wenn es möglich wäre, ein weiteres Jahr dranhängen - in der Hoffnung, noch einmal eine ganz normale Saison zu erleben. Diese besondere Situation hatte niemand in den Verbänden, Kreisen und Vereinen zu verantworten und ich hoffe, dass meine Nachfolger hiermit nicht nochmals zu tun haben werden. Im Nachhinein möchte ich festhalten, dass es durch die gute Zusammenarbeit mit den Vereinen nicht zu noch mehr Schwierigkeiten gekommen ist.

 

OA: Corona war eine Zäsur für den Amateurfußball. Der Spiel- und Trainingsbetrieb kam zum Erliegen, zwei Spielzeiten mussten vorzeitig beendet werden – begleitet von unzähligen Diskussionen.

 

Müller: Selbst unter den Kreisvorsitzenden gab es unterschiedliche Meinungen. Der eine sagte ‚Saison sofort abbrechen‘ und der andere ‚Durchziehen‘. Das war alles sehr anstrengend. Manchmal kam mir schon der Gedanke, ob ich bei der letzten Wahl 2019 nicht lieber auf eine erneute Kandidatur verzichtet hätte.

 

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OA: Welche Herausforderungen galt es darüber hinaus zu meistern und was wird die zukünftige Arbeit bestimmen?   

 

Müller: Ein Hauptziel war, die Zahl der Schiedsrichter zu erhöhen oder zumindest auf dem gleichen Niveau zu halten. Das ist uns leider nicht ganz gelungen. Als wichtig empfinde ich in diesem Zusammenhang, dass sich die Kommunikation zwischen Schiedsrichtern und den Spielern und Trainern verbessert. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass sich die Mannschaftskapitäne aus der Kreisliga A mit zehn Schiris treffen und miteinander sprechen. Um das Ehrenamt interessanter zu machen, müssen wir noch stärker auf die Vereine zugehen. Da ist auch die Politik gefordert, zum Beispiel durch eine Anhebung der Übungsleiter- und Ehrenamtspauschalen. Und wir brauchen einen engeren Kontakt zu den Schulen, damit wir Kinder frühzeitig für den Fußball begeistern können. Bei den Mannschaftsmeldungen ist der Trend rückläufig.

 

OA: Der Deutsche Fußball-Bund hat in der Vergangenheit ein desaströses Bild abgegeben. Seit März ist der ehemalige FVM-Präsident Bernd Neuendorf der neue starke Mann an der Spitze. Was muss sich unter seiner Regie ändern?

 

Müller: Ich erwarte, dass der DFB mit Bernd Neuendorf an der Spitze die Basis wieder stärker in den Blick nimmt und die Querelen im eigenen Hause beilegt. Es müssen Pläne für den Amateurbereich entwickelt und die Probleme der kleinen Vereine in den Fokus gerückt werden. Das funktioniert nur, wenn sich die DFB-Mitarbeiter vor Ort mit den Vertretern der Vereine und Kreise austauschen. Ich hoffe, dass dies - nach der Corona-Pandemie - intensiviert wird.

 

OA: Welche Projekte hat sich Rolf Müller für die „Fußballrente“ aufgehoben?     

 

Müller: Ich habe seit längerem vor, ein Archiv für den Fußballkreis zu erstellen und möchte helfen, das 25. Jubiläum im Jahr 2026 mit vorzubereiten. Den Vorstand werde ich im Hintergrund also weiterhin unterstützen. Auf der anderen Seite freue ich mich natürlich, fortan mehr Zeit für die Familie zu haben.

 

Stationen als Funktionär

 

Bei der Geburtsstunde des Fußballkreises Berg übernahm Rolf Müller den Posten des Vorsitzenden, nachdem er bereits seit 1998 die Geschicke das damaligen Altkreises Rhein-Berg geleitet hatte. Sein Vorgänger war Walter Schneeloch, später Präsident des Landessportbundes NRW. Von 1983 bis 1998 arbeitete Müller im Jugendsportgericht mit, neun Jahre davon als dessen Vorsitzender.

 

Damit die beiden Kreise fusionieren können, waren viele Abstimmungsgespräche notwendig. Schließlich konnte das Führungsteam jeweils zur Hälfte mit Ehrenamtlern aus Rhein-Berg und Oberberg besetzt werden. Der Gründungstag wird vielen in Erinnerung geblieben sein, denn an jenem 3. Mai 2001 wurde die Region von einem schweren Unwetter heimgesucht. Dennoch fand die Versammlung in Ründeroth statt. „60 Prozent der Vereine waren da“, erinnert sich Müller.

 

Der 76-Jährige hat auf Verbandsebene sechs Jahre lang als Sprecher der Kreisvorsitzenden fungiert. Zudem ist er Ehrenvorsitzender seines Heimatklubs SV Frielingsdorf, dem er ein Vierteljahrhundert vorstand. Auf dem Kreistag am 7. Mai wird Müllers bisheriger Stellvertreter Jürgen Liehn für das Amt des Kreisvorsitzenden kandidieren (OA berichtete).

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